annimmt. Da ist ganz dasselbe, es wechseln die Gegenstände, sie verschwinden, aber die gewonnenen Vorstellungen bleiben und sollen nicht vergessen werden. Der Willensakt fesselt sie und ver- ändert ihre Natur des momentanen Verschwindens. Jenes Zurück- gebliebene wird wiederholbar, wenn jener bestimmte Willensakt statt findet, allerdings in verschiedenem Grade in Beziehung auf die Zeit und den Gegenstand. Fragen wir nun, wie verhalten wir uns denn zu diesem Zurückgebliebenen? Wir haben es und haben es auch nicht. Das leztere, wenn wir es vergleichen mit dem, was jeden Moment unmittelbar erfüllt, das erstere, sofern es wiederholt werden kann ohne ursprünglich wieder erzeugt zu werden. Es wird aus der ersten Genesis reproducirt. Aber diese Reproduktion hängt an einem bestimmten Willensakt, wenn sie auf dem Gebiete der Meditation eintritt oder unmittelbar zur Be- obachtung in Verhältniß steht. Doch kann die Reproduktion auch ohne Willensakt erfolgen. In diesem Falle können wir uns selten bestimmte Rechenschaft geben, aber beobachten wir uns im Zu- stande des Zerstreuetseinwollens, so kann da alles, was eintritt und die Meditation unterbricht, nur solche Reproduktion von schon empfangenen Vorstellungen sein. Wir haben also zu unterschei- den eine Reihe von Vorstellungen, welche den jedesmaligen Mo- ment wirklich erfüllt und von unserm Willensakt abhängt, also Meditation oder Beobachtung, im weiteren Sinne; sodann aber eine Masse von Vorstellungen, die wir haben ohne eigentlich Herr davon zu sein, die also unsrem Willensakt nicht unterworfen sind. Betrachten wir das Zerstreuende im Zustande der Meditation, so ist es das Seinwollen solcher zerstreuenden Vorstellungen, also die Richtung auf unser gesammtes Sein, dem das bestimmte Sein- wollen eines Moments gegenüber tritt. Nur aus unsrem Ge- sammtsein kann ein solcher Akt begriffen werden. Sind wir im Zustande der Mittheilung, also der Meditation und Äußerung zugleich, so wird dieselbe Neigung zur Zerstreuung hier auch sein, denn es theilt sich derselbe Willensakt in die zwei Momente, das bestimmte Denken und die Mittheilung. Haben wir aber in
annimmt. Da iſt ganz daſſelbe, es wechſeln die Gegenſtaͤnde, ſie verſchwinden, aber die gewonnenen Vorſtellungen bleiben und ſollen nicht vergeſſen werden. Der Willensakt feſſelt ſie und ver- aͤndert ihre Natur des momentanen Verſchwindens. Jenes Zuruͤck- gebliebene wird wiederholbar, wenn jener beſtimmte Willensakt ſtatt findet, allerdings in verſchiedenem Grade in Beziehung auf die Zeit und den Gegenſtand. Fragen wir nun, wie verhalten wir uns denn zu dieſem Zuruͤckgebliebenen? Wir haben es und haben es auch nicht. Das leztere, wenn wir es vergleichen mit dem, was jeden Moment unmittelbar erfuͤllt, das erſtere, ſofern es wiederholt werden kann ohne urſpruͤnglich wieder erzeugt zu werden. Es wird aus der erſten Geneſis reproducirt. Aber dieſe Reproduktion haͤngt an einem beſtimmten Willensakt, wenn ſie auf dem Gebiete der Meditation eintritt oder unmittelbar zur Be- obachtung in Verhaͤltniß ſteht. Doch kann die Reproduktion auch ohne Willensakt erfolgen. In dieſem Falle koͤnnen wir uns ſelten beſtimmte Rechenſchaft geben, aber beobachten wir uns im Zu- ſtande des Zerſtreuetſeinwollens, ſo kann da alles, was eintritt und die Meditation unterbricht, nur ſolche Reproduktion von ſchon empfangenen Vorſtellungen ſein. Wir haben alſo zu unterſchei- den eine Reihe von Vorſtellungen, welche den jedesmaligen Mo- ment wirklich erfuͤllt und von unſerm Willensakt abhaͤngt, alſo Meditation oder Beobachtung, im weiteren Sinne; ſodann aber eine Maſſe von Vorſtellungen, die wir haben ohne eigentlich Herr davon zu ſein, die alſo unſrem Willensakt nicht unterworfen ſind. Betrachten wir das Zerſtreuende im Zuſtande der Meditation, ſo iſt es das Seinwollen ſolcher zerſtreuenden Vorſtellungen, alſo die Richtung auf unſer geſammtes Sein, dem das beſtimmte Sein- wollen eines Moments gegenuͤber tritt. Nur aus unſrem Ge- ſammtſein kann ein ſolcher Akt begriffen werden. Sind wir im Zuſtande der Mittheilung, alſo der Meditation und Äußerung zugleich, ſo wird dieſelbe Neigung zur Zerſtreuung hier auch ſein, denn es theilt ſich derſelbe Willensakt in die zwei Momente, das beſtimmte Denken und die Mittheilung. Haben wir aber in
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annimmt. Da iſt ganz daſſelbe, es wechſeln die Gegenſtaͤnde, ſie
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ſollen nicht vergeſſen werden. Der Willensakt feſſelt ſie und ver-
aͤndert ihre Natur des momentanen Verſchwindens. Jenes Zuruͤck-
gebliebene wird wiederholbar, wenn jener beſtimmte Willensakt
ſtatt findet, allerdings in verſchiedenem Grade in Beziehung auf
die Zeit und den Gegenſtand. Fragen wir nun, wie verhalten
wir uns denn zu dieſem Zuruͤckgebliebenen? Wir haben es und
haben es auch nicht. Das leztere, wenn wir es vergleichen mit
dem, was jeden Moment unmittelbar erfuͤllt, das erſtere, ſofern
es wiederholt werden kann ohne urſpruͤnglich wieder erzeugt zu
werden. Es wird aus der erſten Geneſis reproducirt. Aber dieſe
Reproduktion haͤngt an einem beſtimmten Willensakt, wenn ſie
auf dem Gebiete der Meditation eintritt oder unmittelbar zur Be-
obachtung in Verhaͤltniß ſteht. Doch kann die Reproduktion auch
ohne Willensakt erfolgen. In dieſem Falle koͤnnen wir uns ſelten
beſtimmte Rechenſchaft geben, aber beobachten wir uns im Zu-
ſtande des Zerſtreuetſeinwollens, ſo kann da alles, was eintritt und
die Meditation unterbricht, nur ſolche Reproduktion von ſchon
empfangenen Vorſtellungen ſein. Wir haben alſo zu unterſchei-
den eine Reihe von Vorſtellungen, welche den jedesmaligen Mo-
ment wirklich erfuͤllt und von unſerm Willensakt abhaͤngt, alſo
Meditation oder Beobachtung, im weiteren Sinne; ſodann aber
eine Maſſe von Vorſtellungen, die wir haben ohne eigentlich Herr
davon zu ſein, die alſo unſrem Willensakt nicht unterworfen ſind.
Betrachten wir das Zerſtreuende im Zuſtande der Meditation, ſo
iſt es das Seinwollen ſolcher zerſtreuenden Vorſtellungen, alſo die
Richtung auf unſer geſammtes Sein, dem das beſtimmte Sein-
wollen eines Moments gegenuͤber tritt. Nur aus unſrem Ge-
ſammtſein kann ein ſolcher Akt begriffen werden. Sind wir im
Zuſtande der Mittheilung, alſo der Meditation und Äußerung
zugleich, ſo wird dieſelbe Neigung zur Zerſtreuung hier auch ſein,
denn es theilt ſich derſelbe Willensakt in die zwei Momente, das
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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/215>, abgerufen am 05.12.2024.
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