deren unterm Theile Wurzeln hervortreten um so eine neue Pflanze darzustellen. Besonders findet sich diese Eigenthümlichkeit bei vielen Farnkräutern und Aroideen, den Verwandten unserer sogenannten Calla (richtiger Richardia) aethiopica. Zwar ist hier immer noch der Sitz dieser Knollen und Knospenbildung ein nicht ganz bestimmter, aber doch schon in so fern ein gesetzmäßiger, als gewisse Stellen des Blattes, namentlich die Winkel der Adernvertheilung, ausschließlich die Fähigkeit solche Knospen zu bilden besitzen. Sobald nun ein solches Blatt im natürlichen Laufe der Vegetation abstirbt, fallen jene Knollknospen, die allein lebenskräftig bleiben, auf den Boden und wachsen hier zu ganzen vollständigen Pflanzen aus. Hier tritt also auch schon eine wirkliche natürliche Fortpflanzung oder Vermehrung der Individuen ein, worauf es uns zunächst vorzugsweise ankommt.
4) Schon bei weitem mehr an bestimmte Bedingungen gebunden ist das folgende Verhältniß. Eigentlich besteht die einfache Pflanze nur aus einem einfachen Stengel und seinen Blättern; in dem Win- kel der Blätter bilden sich aber ganz regelmäßig bestimmte Zellen zu Knospen aus (Taf. III., Fig. 3). Eine Knospe ist nun im Grunde weiter nichts als eine Wiederholung der Pflanze, an der sie sich bil- dete. Eine neue Pflanze der Anlage nach besteht sie ebenfalls aus Stengel und Blättern und der Unterschied ist nur der, daß der Stengel der Knospe an seinem Grunde aufs Innigste mit der Mutterpflanze verwachsen, kein freies Wurzelende hat, wie es die aus einem Saamen entwickelte Pflanze zeigt. Indeß ist dieser Unterschied so groß nicht wie er auf den ersten Anblick scheint. Jede höher organisirte Pflanze besitzt nämlich die Fähigkeit, unter dem begünstigenden Einfluß der Feuch- tigkeit aus ihrem Stengel hervor Nebenwurzeln zu treiben und sehr häufig muß eine Pflanze, auch wenn sie aus dem Saamen gezogen wird, sich ganz mit solchen Nebenwurzeln begnügen, da es in der Natur vieler Pflanzen z. B. der Gräser liegt, daß ihre eigentliche Wurzel, wenn sie schon der Anlage nach vorhanden ist, doch niemals zur Entwicklung kommt.
Wir sind nun freilich gewohnt, uns die Sache so zu denken,
deren unterm Theile Wurzeln hervortreten um ſo eine neue Pflanze darzuſtellen. Beſonders findet ſich dieſe Eigenthümlichkeit bei vielen Farnkräutern und Aroideen, den Verwandten unſerer ſogenannten Calla (richtiger Richardia) aethiopica. Zwar iſt hier immer noch der Sitz dieſer Knollen und Knospenbildung ein nicht ganz beſtimmter, aber doch ſchon in ſo fern ein geſetzmäßiger, als gewiſſe Stellen des Blattes, namentlich die Winkel der Adernvertheilung, ausſchließlich die Fähigkeit ſolche Knospen zu bilden beſitzen. Sobald nun ein ſolches Blatt im natürlichen Laufe der Vegetation abſtirbt, fallen jene Knollknospen, die allein lebenskräftig bleiben, auf den Boden und wachſen hier zu ganzen vollſtändigen Pflanzen aus. Hier tritt alſo auch ſchon eine wirkliche natürliche Fortpflanzung oder Vermehrung der Individuen ein, worauf es uns zunächſt vorzugsweiſe ankommt.
4) Schon bei weitem mehr an beſtimmte Bedingungen gebunden iſt das folgende Verhältniß. Eigentlich beſteht die einfache Pflanze nur aus einem einfachen Stengel und ſeinen Blättern; in dem Win- kel der Blätter bilden ſich aber ganz regelmäßig beſtimmte Zellen zu Knospen aus (Taf. III., Fig. 3). Eine Knospe iſt nun im Grunde weiter nichts als eine Wiederholung der Pflanze, an der ſie ſich bil- dete. Eine neue Pflanze der Anlage nach beſteht ſie ebenfalls aus Stengel und Blättern und der Unterſchied iſt nur der, daß der Stengel der Knospe an ſeinem Grunde aufs Innigſte mit der Mutterpflanze verwachſen, kein freies Wurzelende hat, wie es die aus einem Saamen entwickelte Pflanze zeigt. Indeß iſt dieſer Unterſchied ſo groß nicht wie er auf den erſten Anblick ſcheint. Jede höher organiſirte Pflanze beſitzt nämlich die Fähigkeit, unter dem begünſtigenden Einfluß der Feuch- tigkeit aus ihrem Stengel hervor Nebenwurzeln zu treiben und ſehr häufig muß eine Pflanze, auch wenn ſie aus dem Saamen gezogen wird, ſich ganz mit ſolchen Nebenwurzeln begnügen, da es in der Natur vieler Pflanzen z. B. der Gräſer liegt, daß ihre eigentliche Wurzel, wenn ſie ſchon der Anlage nach vorhanden iſt, doch niemals zur Entwicklung kommt.
Wir ſind nun freilich gewohnt, uns die Sache ſo zu denken,
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deren unterm Theile Wurzeln hervortreten um ſo eine neue Pflanze
darzuſtellen. Beſonders findet ſich dieſe Eigenthümlichkeit bei vielen
Farnkräutern und Aroideen, den Verwandten unſerer ſogenannten
Calla (richtiger Richardia) aethiopica. Zwar iſt hier immer noch der
Sitz dieſer Knollen und Knospenbildung ein nicht ganz beſtimmter,
aber doch ſchon in ſo fern ein geſetzmäßiger, als gewiſſe Stellen des
Blattes, namentlich die Winkel der Adernvertheilung, ausſchließlich
die Fähigkeit ſolche Knospen zu bilden beſitzen. Sobald nun ein
ſolches Blatt im natürlichen Laufe der Vegetation abſtirbt, fallen jene
Knollknospen, die allein lebenskräftig bleiben, auf den Boden und
wachſen hier zu ganzen vollſtändigen Pflanzen aus. Hier tritt alſo
auch ſchon eine wirkliche natürliche Fortpflanzung oder Vermehrung
der Individuen ein, worauf es uns zunächſt vorzugsweiſe ankommt.
4) Schon bei weitem mehr an beſtimmte Bedingungen gebunden
iſt das folgende Verhältniß. Eigentlich beſteht die einfache Pflanze
nur aus einem einfachen Stengel und ſeinen Blättern; in dem Win-
kel der Blätter bilden ſich aber ganz regelmäßig beſtimmte Zellen zu
Knospen aus (Taf. III., Fig. 3). Eine Knospe iſt nun im Grunde
weiter nichts als eine Wiederholung der Pflanze, an der ſie ſich bil-
dete. Eine neue Pflanze der Anlage nach beſteht ſie ebenfalls aus
Stengel und Blättern und der Unterſchied iſt nur der, daß der Stengel
der Knospe an ſeinem Grunde aufs Innigſte mit der Mutterpflanze
verwachſen, kein freies Wurzelende hat, wie es die aus einem Saamen
entwickelte Pflanze zeigt. Indeß iſt dieſer Unterſchied ſo groß nicht wie
er auf den erſten Anblick ſcheint. Jede höher organiſirte Pflanze beſitzt
nämlich die Fähigkeit, unter dem begünſtigenden Einfluß der Feuch-
tigkeit aus ihrem Stengel hervor Nebenwurzeln zu treiben und ſehr
häufig muß eine Pflanze, auch wenn ſie aus dem Saamen gezogen
wird, ſich ganz mit ſolchen Nebenwurzeln begnügen, da es in der
Natur vieler Pflanzen z. B. der Gräſer liegt, daß ihre eigentliche
Wurzel, wenn ſie ſchon der Anlage nach vorhanden iſt, doch niemals
zur Entwicklung kommt.
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/80>, abgerufen am 04.12.2024.
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