welchem der wilde Urbewohner seine Streitkolben schnitzt, bis zu dem grünen zerfließenden Schlamm unserer Gräben, welche Mannigfal- tigkeit, welche Abstufungen im Gewebe, Zusammensetzung und Festig- keit! Sollte man es für möglich halten, in diesem verwirrenden Reich- thum die Ordnung, in diesem scheinbar regellosen Spiel der Formen die Gesetzmäßigkeit, in diesen tausendfach verschiedenen Lebensweisen den einen Typus, die gleiche Idee finden zu können? Bis vor weni- gen Jahren war allerdings die Möglichkeit noch nicht einzusehen, denn wir dürfen, wie schon bemerkt, nicht eher erwarten, die Natur in ihren Geheimnissen belauschen zu können, bis wir auf sehr einfache Verhältnisse durch unsere Forschungen geführt sind. So konnte man auch über die Pflanze nicht zu wissenschaftlichen Resultaten gelangen, bis man nicht das einfache, allen den verschiedenen Formen gleich- mäßig zu Grunde liegende Element gefunden und seine lebendige Eigenthümlichkeit untersucht und bestimmt hatte. Mit Hülfe der neueren Microscope sind wir endlich so weit gekommen, den Aus- gangspunct für die ganze Theorie der Pflanze zu finden.
Die Grundlage für den Bau aller auch noch so sehr von einander abweichenden Gewächse ist ein kleines, aus einer meist durchsichtigen, wasserhellen Haut gebildetes, rings herum geschlossenes Bläschen, welches die Botaniker "Zelle" oder "Pflanzenzelle" nennen. Eine Uebersicht von dem Leben der Pflanzenzelle muß nothwendig dem Verständniß der ganzen Pflanze vorhergehen, ja ist eigentlich bis jetzt fast das einzige ächt Wissenschaftliche in der Botanik.
Aber bei diesen Betrachtungen verlassen uns unsere Sinnesor- gane. Das menschliche Auge kann unbewaffnet, ohne Hülfe des Microscops nichts von allen diesen wunderbaren Geheimnissen wahr- nehmen und es ist daher nöthig zu bemerken, daß alle folgenden That- sachen nur durch Hülfe des Microscops zur Anschauung gebracht werden können. -- Um dem augenblicklichen Bedürfniß nachzuhelfen lege ich meinen Lesern die wichtigsten Gegenstände in Abbildungen vor, welche mit Hülfe eines guten Microscops gemacht sind.
Wenn man die äußere derbe Haut von der in unsern Gartenan-
welchem der wilde Urbewohner ſeine Streitkolben ſchnitzt, bis zu dem grünen zerfließenden Schlamm unſerer Gräben, welche Mannigfal- tigkeit, welche Abſtufungen im Gewebe, Zuſammenſetzung und Feſtig- keit! Sollte man es für möglich halten, in dieſem verwirrenden Reich- thum die Ordnung, in dieſem ſcheinbar regelloſen Spiel der Formen die Geſetzmäßigkeit, in dieſen tauſendfach verſchiedenen Lebensweiſen den einen Typus, die gleiche Idee finden zu können? Bis vor weni- gen Jahren war allerdings die Möglichkeit noch nicht einzuſehen, denn wir dürfen, wie ſchon bemerkt, nicht eher erwarten, die Natur in ihren Geheimniſſen belauſchen zu können, bis wir auf ſehr einfache Verhältniſſe durch unſere Forſchungen geführt ſind. So konnte man auch über die Pflanze nicht zu wiſſenſchaftlichen Reſultaten gelangen, bis man nicht das einfache, allen den verſchiedenen Formen gleich- mäßig zu Grunde liegende Element gefunden und ſeine lebendige Eigenthümlichkeit unterſucht und beſtimmt hatte. Mit Hülfe der neueren Microſcope ſind wir endlich ſo weit gekommen, den Aus- gangspunct für die ganze Theorie der Pflanze zu finden.
Die Grundlage für den Bau aller auch noch ſo ſehr von einander abweichenden Gewächſe iſt ein kleines, aus einer meiſt durchſichtigen, waſſerhellen Haut gebildetes, rings herum geſchloſſenes Bläschen, welches die Botaniker „Zelle“ oder „Pflanzenzelle“ nennen. Eine Ueberſicht von dem Leben der Pflanzenzelle muß nothwendig dem Verſtändniß der ganzen Pflanze vorhergehen, ja iſt eigentlich bis jetzt faſt das einzige ächt Wiſſenſchaftliche in der Botanik.
Aber bei dieſen Betrachtungen verlaſſen uns unſere Sinnesor- gane. Das menſchliche Auge kann unbewaffnet, ohne Hülfe des Microſcops nichts von allen dieſen wunderbaren Geheimniſſen wahr- nehmen und es iſt daher nöthig zu bemerken, daß alle folgenden That- ſachen nur durch Hülfe des Microſcops zur Anſchauung gebracht werden können. — Um dem augenblicklichen Bedürfniß nachzuhelfen lege ich meinen Leſern die wichtigſten Gegenſtände in Abbildungen vor, welche mit Hülfe eines guten Microſcops gemacht ſind.
Wenn man die äußere derbe Haut von der in unſern Gartenan-
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welchem der wilde Urbewohner ſeine Streitkolben ſchnitzt, bis zu dem
grünen zerfließenden Schlamm unſerer Gräben, welche Mannigfal-
tigkeit, welche Abſtufungen im Gewebe, Zuſammenſetzung und Feſtig-
keit! Sollte man es für möglich halten, in dieſem verwirrenden Reich-
thum die Ordnung, in dieſem ſcheinbar regelloſen Spiel der Formen
die Geſetzmäßigkeit, in dieſen tauſendfach verſchiedenen Lebensweiſen
den einen Typus, die gleiche Idee finden zu können? Bis vor weni-
gen Jahren war allerdings die Möglichkeit noch nicht einzuſehen,
denn wir dürfen, wie ſchon bemerkt, nicht eher erwarten, die Natur
in ihren Geheimniſſen belauſchen zu können, bis wir auf ſehr einfache
Verhältniſſe durch unſere Forſchungen geführt ſind. So konnte man
auch über die Pflanze nicht zu wiſſenſchaftlichen Reſultaten gelangen,
bis man nicht das einfache, allen den verſchiedenen Formen gleich-
mäßig zu Grunde liegende Element gefunden und ſeine lebendige
Eigenthümlichkeit unterſucht und beſtimmt hatte. Mit Hülfe der
neueren Microſcope ſind wir endlich ſo weit gekommen, den Aus-
gangspunct für die ganze Theorie der Pflanze zu finden.
Die Grundlage für den Bau aller auch noch ſo ſehr von einander
abweichenden Gewächſe iſt ein kleines, aus einer meiſt durchſichtigen,
waſſerhellen Haut gebildetes, rings herum geſchloſſenes Bläschen,
welches die Botaniker „Zelle“ oder „Pflanzenzelle“ nennen.
Eine Ueberſicht von dem Leben der Pflanzenzelle muß nothwendig dem
Verſtändniß der ganzen Pflanze vorhergehen, ja iſt eigentlich bis jetzt
faſt das einzige ächt Wiſſenſchaftliche in der Botanik.
Aber bei dieſen Betrachtungen verlaſſen uns unſere Sinnesor-
gane. Das menſchliche Auge kann unbewaffnet, ohne Hülfe des
Microſcops nichts von allen dieſen wunderbaren Geheimniſſen wahr-
nehmen und es iſt daher nöthig zu bemerken, daß alle folgenden That-
ſachen nur durch Hülfe des Microſcops zur Anſchauung gebracht
werden können. — Um dem augenblicklichen Bedürfniß nachzuhelfen
lege ich meinen Leſern die wichtigſten Gegenſtände in Abbildungen
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/55>, abgerufen am 23.07.2024.
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