wir zwar niemals bei der sogenannten Kamera obscura an, wohl aber bei der Zauberlaterne, die in ihrer wesentlichen Grundlage von ersterer in Nichts verschieden ist. -- Beim zusammengesetzten Micro- scop ist nun ein solcher Apparat so angebracht, daß man das vergrö- ßerte Bild des Gegenstandes nicht unmittelbar mit dem Auge, sondern abermals mit einem einfachen Microscop betrachtet und so noch um ein beträchtliches vergrößert. -- Ist zum Beispiel das Bild 100 mal so groß wie der Gegenstand und vergrößern wir das Bild noch zehn- mal, so muß uns der Gegenstand tausendmal vergrößert erscheinen. Es besteht also das zusammengesetzte Microscop aus einem doppelten optischen Apparat, erstens den Gläsern, welche dem Gegenstand oder Object zugewendet sind und von diesem ein vergrößertes Bild ent- werfen, man nennt sie eben deshalb die Objectivgläser, und zweitens aus einem einfachen Microscop, durch welches wir das vergrößerte Bild des Gegenstandes abermals vergrößern und welches dem Auge zugewendet ist und deshalb Ocular genannt wird. -- Man sollte nun dem Gesagten zufolge glauben, daß es auf diese Weise möglich sey, die Vergrößerung bis auf jeden beliebigen Grad zu steigern, da einmal die Größe des Bildes nur davon abhängt wie nah man den Gegenstand ans Objectiv bringt, und dann die Vergrößerung des Bildes nur dadurch bedingt ist, daß wir das Auge dem Bilde immer mehr nähern. Aber dieser theoretischen Möglichkeit treten practisch so viele Schwierigkeiten entgegen, daß die wirklich ausgeführten In- strumente alle unendlich weit von der Grenze der theoretischen Mög- lichkeit zurückbleiben. --
Ich will hier nur das wichtigste Verhältniß berühren und um dasselbe deutlich zu machen, an eine sehr bekannte Thatsache anknü- pfen. Bücher, die bestimmt sind, in die Hände aller Leute zu kommen, wie Bibeln und Gesangbücher, verbreitet man in verschiedenen Drucken, bald mit ganz kleinen, bald mit mittleren, bald für ältere schwachsich- tige Leute mit ganz großen Buchstaben. Hier ist nun ein einzelnes Wort in dem letzten Druck vielleicht 6 mal so groß als in dem ersten, und es läßt sich deshalb bequem erkennen, aber gleichwohl erkennt
wir zwar niemals bei der ſogenannten Kamera obſcura an, wohl aber bei der Zauberlaterne, die in ihrer weſentlichen Grundlage von erſterer in Nichts verſchieden iſt. — Beim zuſammengeſetzten Micro- ſcop iſt nun ein ſolcher Apparat ſo angebracht, daß man das vergrö- ßerte Bild des Gegenſtandes nicht unmittelbar mit dem Auge, ſondern abermals mit einem einfachen Microſcop betrachtet und ſo noch um ein beträchtliches vergrößert. — Iſt zum Beiſpiel das Bild 100 mal ſo groß wie der Gegenſtand und vergrößern wir das Bild noch zehn- mal, ſo muß uns der Gegenſtand tauſendmal vergrößert erſcheinen. Es beſteht alſo das zuſammengeſetzte Microſcop aus einem doppelten optiſchen Apparat, erſtens den Gläſern, welche dem Gegenſtand oder Object zugewendet ſind und von dieſem ein vergrößertes Bild ent- werfen, man nennt ſie eben deshalb die Objectivgläſer, und zweitens aus einem einfachen Microſcop, durch welches wir das vergrößerte Bild des Gegenſtandes abermals vergrößern und welches dem Auge zugewendet iſt und deshalb Ocular genannt wird. — Man ſollte nun dem Geſagten zufolge glauben, daß es auf dieſe Weiſe möglich ſey, die Vergrößerung bis auf jeden beliebigen Grad zu ſteigern, da einmal die Größe des Bildes nur davon abhängt wie nah man den Gegenſtand ans Objectiv bringt, und dann die Vergrößerung des Bildes nur dadurch bedingt iſt, daß wir das Auge dem Bilde immer mehr nähern. Aber dieſer theoretiſchen Möglichkeit treten practiſch ſo viele Schwierigkeiten entgegen, daß die wirklich ausgeführten In- ſtrumente alle unendlich weit von der Grenze der theoretiſchen Mög- lichkeit zurückbleiben. —
Ich will hier nur das wichtigſte Verhältniß berühren und um daſſelbe deutlich zu machen, an eine ſehr bekannte Thatſache anknü- pfen. Bücher, die beſtimmt ſind, in die Hände aller Leute zu kommen, wie Bibeln und Geſangbücher, verbreitet man in verſchiedenen Drucken, bald mit ganz kleinen, bald mit mittleren, bald für ältere ſchwachſich- tige Leute mit ganz großen Buchſtaben. Hier iſt nun ein einzelnes Wort in dem letzten Druck vielleicht 6 mal ſo groß als in dem erſten, und es läßt ſich deshalb bequem erkennen, aber gleichwohl erkennt
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wir zwar niemals bei der ſogenannten Kamera obſcura an, wohl
aber bei der Zauberlaterne, die in ihrer weſentlichen Grundlage von
erſterer in Nichts verſchieden iſt. — Beim zuſammengeſetzten Micro-
ſcop iſt nun ein ſolcher Apparat ſo angebracht, daß man das vergrö-
ßerte Bild des Gegenſtandes nicht unmittelbar mit dem Auge, ſondern
abermals mit einem einfachen Microſcop betrachtet und ſo noch um
ein beträchtliches vergrößert. — Iſt zum Beiſpiel das Bild 100 mal
ſo groß wie der Gegenſtand und vergrößern wir das Bild noch zehn-
mal, ſo muß uns der Gegenſtand tauſendmal vergrößert erſcheinen.
Es beſteht alſo das zuſammengeſetzte Microſcop aus einem doppelten
optiſchen Apparat, erſtens den Gläſern, welche dem Gegenſtand oder
Object zugewendet ſind und von dieſem ein vergrößertes Bild ent-
werfen, man nennt ſie eben deshalb die Objectivgläſer, und zweitens
aus einem einfachen Microſcop, durch welches wir das vergrößerte
Bild des Gegenſtandes abermals vergrößern und welches dem Auge
zugewendet iſt und deshalb Ocular genannt wird. — Man ſollte
nun dem Geſagten zufolge glauben, daß es auf dieſe Weiſe möglich
ſey, die Vergrößerung bis auf jeden beliebigen Grad zu ſteigern, da
einmal die Größe des Bildes nur davon abhängt wie nah man den
Gegenſtand ans Objectiv bringt, und dann die Vergrößerung des
Bildes nur dadurch bedingt iſt, daß wir das Auge dem Bilde immer
mehr nähern. Aber dieſer theoretiſchen Möglichkeit treten practiſch
ſo viele Schwierigkeiten entgegen, daß die wirklich ausgeführten In-
ſtrumente alle unendlich weit von der Grenze der theoretiſchen Mög-
lichkeit zurückbleiben. —
Ich will hier nur das wichtigſte Verhältniß berühren und um
daſſelbe deutlich zu machen, an eine ſehr bekannte Thatſache anknü-
pfen. Bücher, die beſtimmt ſind, in die Hände aller Leute zu kommen,
wie Bibeln und Geſangbücher, verbreitet man in verſchiedenen Drucken,
bald mit ganz kleinen, bald mit mittleren, bald für ältere ſchwachſich-
tige Leute mit ganz großen Buchſtaben. Hier iſt nun ein einzelnes
Wort in dem letzten Druck vielleicht 6 mal ſo groß als in dem erſten,
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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