Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.immergrünen Laubwälder des Südens noch einen Sommer in die Es ist schwer den Character der verschiedenen Waldformatio- Noch auffallender ist der Unterschied zwischen den einzelnen For- immergrünen Laubwälder des Südens noch einen Sommer in die Es iſt ſchwer den Character der verſchiedenen Waldformatio- Noch auffallender iſt der Unterſchied zwiſchen den einzelnen For- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0332" n="316"/> immergrünen Laubwälder des Südens noch einen Sommer in die<lb/> Bruſt des Menſchen, wenn auch der Körper vom Froſtpunct getroffen,<lb/> jene meteorologiſche Verirrung Lügen ſtraft. —</p><lb/> <p>Es iſt ſchwer den Character der verſchiedenen <hi rendition="#g">Waldformatio-<lb/> nen</hi> mit Worten auch nur einigermaßen lebendig und anſchaulich<lb/> wiederzugeben, was dem Landſchaftsmaler, dem Zeichnung, Baum-<lb/> ſchlag, Farbe und Lichteffect zu Gebote ſteht, ſo leicht gelingt.<lb/> Gleichwohl ſind die Verſchiedenheiten auffallend genug für Jeden, der<lb/> mit offnen Sinnen an die Natur hinantritt. — Schon die <hi rendition="#g">Fichten-</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Kiefernwälder</hi> zeigen weſentliche Verſchiedenheiten in ihren<lb/> Zügen; jene mit geraden ſäulenförmigen untereinander parallelen<lb/> Stämmen, mit der kegelförmigen von quirlartig geſtellten Aeſten getra-<lb/> genen Krone, dieſe auf knorrig gebogenen Stämmen, deren Linien ſich<lb/> überall in der Perſpective kreuzen, einen flachen Laubſchirm tragend, eine<lb/> Tracht, die am reinſten und edelſten von der <hi rendition="#g">Pinie</hi> dargeſtellt wird.<lb/> Dieſe Kiefernwälder wie ſie im meilenweiter Ausdehnung die Mark<lb/> Brandenburg bedecken, wiederholen ſich in üppiger Entwicklung in<lb/> den <hi rendition="#g">Kiefernhaiden</hi> (<hi rendition="#aq">Pine barrens</hi>) Nordamericas. Hier wie dort<lb/> einen kieſeligen Boden liebend, ziehen ſie ſich in einem breiten, viele<lb/> Hundert engliſche Meilen langen Gürtel an der Küſte von Virginien<lb/> und Nordcarolina herab und bilden durch ihre Maſſe einen ſcharf her-<lb/> vortretenden Zug in der Phyſiognomie des ganzen Landes. —</p><lb/> <p>Noch auffallender iſt der Unterſchied zwiſchen den einzelnen For-<lb/> mationen des <hi rendition="#g">Laubholzes</hi>; der dichtgedrängte Stand der geſelligen<lb/><hi rendition="#g">Buchen, Linden</hi> oder <hi rendition="#g">Rüſtern</hi> bildet Wälder mit dunkeln Schat-<lb/> ten und vegetationsleerem Boden, während die ſtolze <hi rendition="#g">Eiche</hi>, allen<lb/> Baumwuchs in ihrer unmittelbaren Nähe unterdrückend auf einem<lb/> mit Gras und Kräutern freundlich bekleideten Boden ſich vereinzelt<lb/> oder in kleinen Gruppirungen zu den wunderbaren Waldlandſchaf-<lb/> ten, vereinigt, die uns <hi rendition="#g">Ruisdaels</hi> unſterblicher Pinſel ſo oft vor-<lb/> führt. — Anders wirkt der maſſive Glanz der <hi rendition="#g">Magnolienwälder</hi><lb/> des ſüdlichen Nordamericas, als die zierliche Schönheit africaniſcher<lb/><hi rendition="#g">Acacienhaine</hi> oder die geiſterhafte Durchſichtigkeit nordiſcher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [316/0332]
immergrünen Laubwälder des Südens noch einen Sommer in die
Bruſt des Menſchen, wenn auch der Körper vom Froſtpunct getroffen,
jene meteorologiſche Verirrung Lügen ſtraft. —
Es iſt ſchwer den Character der verſchiedenen Waldformatio-
nen mit Worten auch nur einigermaßen lebendig und anſchaulich
wiederzugeben, was dem Landſchaftsmaler, dem Zeichnung, Baum-
ſchlag, Farbe und Lichteffect zu Gebote ſteht, ſo leicht gelingt.
Gleichwohl ſind die Verſchiedenheiten auffallend genug für Jeden, der
mit offnen Sinnen an die Natur hinantritt. — Schon die Fichten-
und Kiefernwälder zeigen weſentliche Verſchiedenheiten in ihren
Zügen; jene mit geraden ſäulenförmigen untereinander parallelen
Stämmen, mit der kegelförmigen von quirlartig geſtellten Aeſten getra-
genen Krone, dieſe auf knorrig gebogenen Stämmen, deren Linien ſich
überall in der Perſpective kreuzen, einen flachen Laubſchirm tragend, eine
Tracht, die am reinſten und edelſten von der Pinie dargeſtellt wird.
Dieſe Kiefernwälder wie ſie im meilenweiter Ausdehnung die Mark
Brandenburg bedecken, wiederholen ſich in üppiger Entwicklung in
den Kiefernhaiden (Pine barrens) Nordamericas. Hier wie dort
einen kieſeligen Boden liebend, ziehen ſie ſich in einem breiten, viele
Hundert engliſche Meilen langen Gürtel an der Küſte von Virginien
und Nordcarolina herab und bilden durch ihre Maſſe einen ſcharf her-
vortretenden Zug in der Phyſiognomie des ganzen Landes. —
Noch auffallender iſt der Unterſchied zwiſchen den einzelnen For-
mationen des Laubholzes; der dichtgedrängte Stand der geſelligen
Buchen, Linden oder Rüſtern bildet Wälder mit dunkeln Schat-
ten und vegetationsleerem Boden, während die ſtolze Eiche, allen
Baumwuchs in ihrer unmittelbaren Nähe unterdrückend auf einem
mit Gras und Kräutern freundlich bekleideten Boden ſich vereinzelt
oder in kleinen Gruppirungen zu den wunderbaren Waldlandſchaf-
ten, vereinigt, die uns Ruisdaels unſterblicher Pinſel ſo oft vor-
führt. — Anders wirkt der maſſive Glanz der Magnolienwälder
des ſüdlichen Nordamericas, als die zierliche Schönheit africaniſcher
Acacienhaine oder die geiſterhafte Durchſichtigkeit nordiſcher
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |