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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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standene von dem zuerst im nächsten Frühjahre gebildeten Holze un-
terscheiden, daß man an den dadurch auf einem Querschnitt hervor-
gerufenen ringförmigen Zeichnungen mit der größten Sicherheit und
Genauigkeit die Zahl der Jahre, welche das Holz zu seiner Bildung
bis dahin gebraucht hat, abzählen kann. Man nennt deshalb auch
diese kreisförmigen Linien des Querschnittes, die jedem Förster be-
kannt sind: Jahresringe. Vergleichen wir mit dieser Kenntniß
ausgerüstet nun die Stämme der Nadelhölzer, welche uns aus den
verschiedenen Bildungsepochen aufbehalten sind, untereinander, so
finden wir, daß die ältesten Ueberreste durchaus keine Spur von
Jahresringen zeigen, daß aber so wie wir mit der Zeit fortschreiten
diese letzten immer schärfer und endlich in der jüngsten Bildung, z. B.
in der obern Braunkohle, gerade so scharf hervortreten wie an den in
denselben Gegenden noch jetzt lebenden Bäumen.

So skitzenhaft und unvollkommen die von mir gegebene Darstel-
lung der sich einander folgenden irdischen Vegetationen ist, eben so,
nur auf höherer Stufe unvollständig und lückenhaft, ist überhaupt
unsere Kenntnisse von diesen Zeiten, die nicht mehr sind. Wenn man
erwägt, wie viele Zufälligkeiten zusammentreffen mußten, daß Orga-
nismen, nur einigermaßen erkennbar, in sich bildende Gebirgsmassen
eingeschlossen werden konnten, wie vielerlei zerstörende Kräfte während
der Hunderttausende von Jahren, die zwischen den ersten Anfängen einer
Vegetation und der Jetztwelt liegen, ihren Einfluß auf die bewahrten
Organismen geltend machen mußten, so wird man sich nicht wundern,
daß unser Wissen hier, mehr wie irgend wo, Stückwerk ist, aber man
wird auch den Männern seine Bewunderung nicht versagen können,
deren rastloser Fleiß, deren geistreiche Combinationen das, was wir
von der Urgeschichte der Pflanzenwelt wissen, zu Tage förderten und
mit einem so hohen Grade von Gewißheit hinstellen konnten. Be-
sonders sind hier die Ramen Sternberg, Brogniart, Göp-
pert
und Unger zu nennen, die sich um die Kenntniß der urwelt-
lichen Flora unsterbliche Verdienste erworben haben. --

Aber ich habe nur eine Skitze gegeben von dem, was wir

ſtandene von dem zuerſt im nächſten Frühjahre gebildeten Holze un-
terſcheiden, daß man an den dadurch auf einem Querſchnitt hervor-
gerufenen ringförmigen Zeichnungen mit der größten Sicherheit und
Genauigkeit die Zahl der Jahre, welche das Holz zu ſeiner Bildung
bis dahin gebraucht hat, abzählen kann. Man nennt deshalb auch
dieſe kreisförmigen Linien des Querſchnittes, die jedem Förſter be-
kannt ſind: Jahresringe. Vergleichen wir mit dieſer Kenntniß
ausgerüſtet nun die Stämme der Nadelhölzer, welche uns aus den
verſchiedenen Bildungsepochen aufbehalten ſind, untereinander, ſo
finden wir, daß die älteſten Ueberreſte durchaus keine Spur von
Jahresringen zeigen, daß aber ſo wie wir mit der Zeit fortſchreiten
dieſe letzten immer ſchärfer und endlich in der jüngſten Bildung, z. B.
in der obern Braunkohle, gerade ſo ſcharf hervortreten wie an den in
denſelben Gegenden noch jetzt lebenden Bäumen.

So ſkitzenhaft und unvollkommen die von mir gegebene Darſtel-
lung der ſich einander folgenden irdiſchen Vegetationen iſt, eben ſo,
nur auf höherer Stufe unvollſtändig und lückenhaft, iſt überhaupt
unſere Kenntniſſe von dieſen Zeiten, die nicht mehr ſind. Wenn man
erwägt, wie viele Zufälligkeiten zuſammentreffen mußten, daß Orga-
nismen, nur einigermaßen erkennbar, in ſich bildende Gebirgsmaſſen
eingeſchloſſen werden konnten, wie vielerlei zerſtörende Kräfte während
der Hunderttauſende von Jahren, die zwiſchen den erſten Anfängen einer
Vegetation und der Jetztwelt liegen, ihren Einfluß auf die bewahrten
Organismen geltend machen mußten, ſo wird man ſich nicht wundern,
daß unſer Wiſſen hier, mehr wie irgend wo, Stückwerk iſt, aber man
wird auch den Männern ſeine Bewunderung nicht verſagen können,
deren raſtloſer Fleiß, deren geiſtreiche Combinationen das, was wir
von der Urgeſchichte der Pflanzenwelt wiſſen, zu Tage förderten und
mit einem ſo hohen Grade von Gewißheit hinſtellen konnten. Be-
ſonders ſind hier die Ramen Sternberg, Brogniart, Göp-
pert
und Unger zu nennen, die ſich um die Kenntniß der urwelt-
lichen Flora unſterbliche Verdienſte erworben haben. —

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[266/0282] ſtandene von dem zuerſt im nächſten Frühjahre gebildeten Holze un- terſcheiden, daß man an den dadurch auf einem Querſchnitt hervor- gerufenen ringförmigen Zeichnungen mit der größten Sicherheit und Genauigkeit die Zahl der Jahre, welche das Holz zu ſeiner Bildung bis dahin gebraucht hat, abzählen kann. Man nennt deshalb auch dieſe kreisförmigen Linien des Querſchnittes, die jedem Förſter be- kannt ſind: Jahresringe. Vergleichen wir mit dieſer Kenntniß ausgerüſtet nun die Stämme der Nadelhölzer, welche uns aus den verſchiedenen Bildungsepochen aufbehalten ſind, untereinander, ſo finden wir, daß die älteſten Ueberreſte durchaus keine Spur von Jahresringen zeigen, daß aber ſo wie wir mit der Zeit fortſchreiten dieſe letzten immer ſchärfer und endlich in der jüngſten Bildung, z. B. in der obern Braunkohle, gerade ſo ſcharf hervortreten wie an den in denſelben Gegenden noch jetzt lebenden Bäumen. So ſkitzenhaft und unvollkommen die von mir gegebene Darſtel- lung der ſich einander folgenden irdiſchen Vegetationen iſt, eben ſo, nur auf höherer Stufe unvollſtändig und lückenhaft, iſt überhaupt unſere Kenntniſſe von dieſen Zeiten, die nicht mehr ſind. Wenn man erwägt, wie viele Zufälligkeiten zuſammentreffen mußten, daß Orga- nismen, nur einigermaßen erkennbar, in ſich bildende Gebirgsmaſſen eingeſchloſſen werden konnten, wie vielerlei zerſtörende Kräfte während der Hunderttauſende von Jahren, die zwiſchen den erſten Anfängen einer Vegetation und der Jetztwelt liegen, ihren Einfluß auf die bewahrten Organismen geltend machen mußten, ſo wird man ſich nicht wundern, daß unſer Wiſſen hier, mehr wie irgend wo, Stückwerk iſt, aber man wird auch den Männern ſeine Bewunderung nicht verſagen können, deren raſtloſer Fleiß, deren geiſtreiche Combinationen das, was wir von der Urgeſchichte der Pflanzenwelt wiſſen, zu Tage förderten und mit einem ſo hohen Grade von Gewißheit hinſtellen konnten. Be- ſonders ſind hier die Ramen Sternberg, Brogniart, Göp- pert und Unger zu nennen, die ſich um die Kenntniß der urwelt- lichen Flora unſterbliche Verdienſte erworben haben. — Aber ich habe nur eine Skitze gegeben von dem, was wir

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/282>, abgerufen am 25.11.2024.