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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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feste Rinde, auf welche ein Theil des Wasserdampfes, von der ver-
minderten Erdwärme nicht mehr zurückgehalten, als Regen nieder-
stürzte. Jeder sich abkühlende Körper zieht sich aber zusammen und so
mußte sich auch die Erdrinde zusammenziehen, es mußten Risse ent-
stehen, aus denen ein Theil des noch flüssigen Kerns hervorgepreßt
wurde, sich über den Riß erhob und über seine Ränder ausbreitete, auf
diese Weise die ersten Unebenheiten oder Berge, und dadurch auch zuerst
den Unterschied zwischen höherem trockenem Lande und dem die Fläche
bedeckenden Meere bildend. Bei immer größerer Abkühlung, bei immer
stärkerer Verdickung und Zusammenziehung der Erdrinde mußte sich
dieser Vorgang öfter und in immer heftigerer Weise wiederholen,
heftiger weil in der dickern Rinde die Spalten immer enger wurden
und die schon durch Abkühlung mehr zähflüssig gewordene Masse, sich,
aus den Rissen hervortretend, nicht gleich über die Ränder ausbreitete,
sondern nach und nach immer höher hervorschob. Aber in eben demsel-
ben Maaße wie die feste Kruste dicker und widerstandsfähiger wurde,
mußten jene Processe auch mehr örtlich werden, und ihre erschütternde
Wirkung sich auf einen geringern Theil der Erdoberfläche ausbreiten.
An manchen Stellen bildeten sich auch wohl nur blasenförmige Er-
hebungen, die ausdem Wasser hervortraten und öfter, wenn der Inhalt
sich anderswo Luft machte, schneller oder langsamer wieder einsanken.

Wie oft sich solche Erscheinungen im größeren Maasstabe
wiederholt haben mögen, wissen wir nicht. Viele Geologen nehmen
nach den an unsern jetzigen Gebirgssystemen beobachteten Verhältnissen
an, daß 12, 24 solcher Erhebungen Statt gehabt haben mögen, einige
zählen noch mehr, andere noch weniger, indeß ist die Annahme nur
für das jetzt vor uns liegende Product gültig, denn Niemand kann
uns darüber eine Andeutung geben, wie viele ganze Gebirgssysteme
schon in frühern Zeiten bestanden haben und völlig wieder vernichtet
oder auf den Grund des Oceans hinab gesunken sind.

Zu jener Erstarrung der feurigflüssigen Massen, woran vielleicht
der Sauerstoff der Atmosphäre in so fern einen Antheil nahm, als
er sich mit dem Metall des Kalks, der Kieselerde, des Kali, Natron

feſte Rinde, auf welche ein Theil des Waſſerdampfes, von der ver-
minderten Erdwärme nicht mehr zurückgehalten, als Regen nieder-
ſtürzte. Jeder ſich abkühlende Körper zieht ſich aber zuſammen und ſo
mußte ſich auch die Erdrinde zuſammenziehen, es mußten Riſſe ent-
ſtehen, aus denen ein Theil des noch flüſſigen Kerns hervorgepreßt
wurde, ſich über den Riß erhob und über ſeine Ränder ausbreitete, auf
dieſe Weiſe die erſten Unebenheiten oder Berge, und dadurch auch zuerſt
den Unterſchied zwiſchen höherem trockenem Lande und dem die Fläche
bedeckenden Meere bildend. Bei immer größerer Abkühlung, bei immer
ſtärkerer Verdickung und Zuſammenziehung der Erdrinde mußte ſich
dieſer Vorgang öfter und in immer heftigerer Weiſe wiederholen,
heftiger weil in der dickern Rinde die Spalten immer enger wurden
und die ſchon durch Abkühlung mehr zähflüſſig gewordene Maſſe, ſich,
aus den Riſſen hervortretend, nicht gleich über die Ränder ausbreitete,
ſondern nach und nach immer höher hervorſchob. Aber in eben demſel-
ben Maaße wie die feſte Kruſte dicker und widerſtandsfähiger wurde,
mußten jene Proceſſe auch mehr örtlich werden, und ihre erſchütternde
Wirkung ſich auf einen geringern Theil der Erdoberfläche ausbreiten.
An manchen Stellen bildeten ſich auch wohl nur blaſenförmige Er-
hebungen, die ausdem Waſſer hervortraten und öfter, wenn der Inhalt
ſich anderswo Luft machte, ſchneller oder langſamer wieder einſanken.

Wie oft ſich ſolche Erſcheinungen im größeren Maasſtabe
wiederholt haben mögen, wiſſen wir nicht. Viele Geologen nehmen
nach den an unſern jetzigen Gebirgsſyſtemen beobachteten Verhältniſſen
an, daß 12, 24 ſolcher Erhebungen Statt gehabt haben mögen, einige
zählen noch mehr, andere noch weniger, indeß iſt die Annahme nur
für das jetzt vor uns liegende Product gültig, denn Niemand kann
uns darüber eine Andeutung geben, wie viele ganze Gebirgsſyſteme
ſchon in frühern Zeiten beſtanden haben und völlig wieder vernichtet
oder auf den Grund des Oceans hinab geſunken ſind.

Zu jener Erſtarrung der feurigflüſſigen Maſſen, woran vielleicht
der Sauerſtoff der Atmoſphäre in ſo fern einen Antheil nahm, als
er ſich mit dem Metall des Kalks, der Kieſelerde, des Kali, Natron

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[255/0271] feſte Rinde, auf welche ein Theil des Waſſerdampfes, von der ver- minderten Erdwärme nicht mehr zurückgehalten, als Regen nieder- ſtürzte. Jeder ſich abkühlende Körper zieht ſich aber zuſammen und ſo mußte ſich auch die Erdrinde zuſammenziehen, es mußten Riſſe ent- ſtehen, aus denen ein Theil des noch flüſſigen Kerns hervorgepreßt wurde, ſich über den Riß erhob und über ſeine Ränder ausbreitete, auf dieſe Weiſe die erſten Unebenheiten oder Berge, und dadurch auch zuerſt den Unterſchied zwiſchen höherem trockenem Lande und dem die Fläche bedeckenden Meere bildend. Bei immer größerer Abkühlung, bei immer ſtärkerer Verdickung und Zuſammenziehung der Erdrinde mußte ſich dieſer Vorgang öfter und in immer heftigerer Weiſe wiederholen, heftiger weil in der dickern Rinde die Spalten immer enger wurden und die ſchon durch Abkühlung mehr zähflüſſig gewordene Maſſe, ſich, aus den Riſſen hervortretend, nicht gleich über die Ränder ausbreitete, ſondern nach und nach immer höher hervorſchob. Aber in eben demſel- ben Maaße wie die feſte Kruſte dicker und widerſtandsfähiger wurde, mußten jene Proceſſe auch mehr örtlich werden, und ihre erſchütternde Wirkung ſich auf einen geringern Theil der Erdoberfläche ausbreiten. An manchen Stellen bildeten ſich auch wohl nur blaſenförmige Er- hebungen, die ausdem Waſſer hervortraten und öfter, wenn der Inhalt ſich anderswo Luft machte, ſchneller oder langſamer wieder einſanken. Wie oft ſich ſolche Erſcheinungen im größeren Maasſtabe wiederholt haben mögen, wiſſen wir nicht. Viele Geologen nehmen nach den an unſern jetzigen Gebirgsſyſtemen beobachteten Verhältniſſen an, daß 12, 24 ſolcher Erhebungen Statt gehabt haben mögen, einige zählen noch mehr, andere noch weniger, indeß iſt die Annahme nur für das jetzt vor uns liegende Product gültig, denn Niemand kann uns darüber eine Andeutung geben, wie viele ganze Gebirgsſyſteme ſchon in frühern Zeiten beſtanden haben und völlig wieder vernichtet oder auf den Grund des Oceans hinab geſunken ſind. Zu jener Erſtarrung der feurigflüſſigen Maſſen, woran vielleicht der Sauerſtoff der Atmoſphäre in ſo fern einen Antheil nahm, als er ſich mit dem Metall des Kalks, der Kieſelerde, des Kali, Natron

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/271>, abgerufen am 22.11.2024.