Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.Ebene fast ausschließlich aus Nadelhölzern gebildet sind, die daher *) Rubus Chamaemorus. 15*
Ebene faſt ausſchließlich aus Nadelhölzern gebildet ſind, die daher *) Rubus Chamaemorus. 15*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0243" n="227"/> Ebene faſt ausſchließlich aus Nadelhölzern gebildet ſind, die daher<lb/> der Flora einen eigenthümlichen Character aufprägen, <hi rendition="#g">Kiefern</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Fichten, Zürbeln</hi> und <hi rendition="#g">Lärchen</hi> bilden große und aus-<lb/> gedehnte Waldmaſſen, an Bächen und auf feuchtem Boden finden ſich<lb/><hi rendition="#g">Weiden</hi> und <hi rendition="#g">Erlen</hi> ein. Auf dürren Hügeln wächſt die <hi rendition="#g">Renn-<lb/> thierflechte</hi> und das <hi rendition="#g">isländiſche Moos</hi>. In der <hi rendition="#g">Preißel-<lb/> beere, Multebeere</hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Rubus Chamaemorus.</hi></note>, <hi rendition="#g">Johannisbeere</hi> und anderen bietet ſchon<lb/> freiwillig die Natur, wenn auch ſpärliche Nahrungsmittel und ein<lb/> reicher Flor bunter Blumen dient zur Verzierung der Zone, die ſich<lb/> in Scandinavien bis an die ſchon erwähnte Nordgrenze des Weizen-<lb/> baues, in Rußland und Aſien aber faſt bis Kaſan und Jakutzk erſtreckt.<lb/> Wir wollen ſie die <hi rendition="#g">Zone der Nadelhölzer</hi> nennen. — Schon in<lb/><hi rendition="#g">Drontheims</hi> Umgebungen fängt wenn auch noch ſpärlich der <hi rendition="#g">Obſt-</hi><lb/> bau an, bald tritt die kraftvolle <hi rendition="#g">Eiche</hi> auf, mit etwas zu weit getriebener<lb/> poetiſcher Freiheit, „die Deutſche“ genannt; Schonen, Seeland,<lb/> Schleswig und Holſtein nähren die prachtvollſten <hi rendition="#g">Buchen</hi> wälder.<lb/> Etwa in der Breite von Frankfurt a. M. geſellt ſich noch ein Baum<lb/> hinzu, der ſich durch ſeine kühne, maleriſche Veräſtelung der Eiche an<lb/> die Seite ſtellt, die er durch die Pracht ſeines Laubes, ſo wie durch<lb/> den Nutzen ſeiner Früchte weit übertrifft, die edle <hi rendition="#g">Kaſtanie</hi> nämlich.<lb/> Pyrenäen, Alpen und Kaukaſus bilden die Südgrenze dieſer Zone,<lb/> in welcher mehr nach Oſten die <hi rendition="#g">Linde</hi> und <hi rendition="#g">Ulme</hi> in ſo reichlichem<lb/> Maaße zur Waldbildung beitragen, daß erſtere ſelbſt den Verwüſtun-<lb/> gen widerſteht, welche die Eſthen zur Anfertigung ihrer Lindenbaſtſchuhe<lb/> anrichten. In dem <hi rendition="#g">Hopfen, Epheu</hi> und der <hi rendition="#g">Waldrebe</hi> finden<lb/> ſich hier die erſten Repräſentanten tropiſcher Schlingpflanzen ein.<lb/> Mit dem düſtern Schatten der Wälder wechſelt das lachende Grün<lb/> der Wieſen und der Menſch hat ſich in Beſitz der Erde geſetzt, die<lb/> wilde Vegetation bis auf das Nothwendigſte für Holz- und Heube-<lb/> darf beſchränkend und reiche Saaten lohnen ſeinem Fleiß. — Wir ver-<lb/> laſſen dieſe <hi rendition="#g">Zone der ſommergrünen Laubhölzer</hi>, um die Felſen-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0243]
Ebene faſt ausſchließlich aus Nadelhölzern gebildet ſind, die daher
der Flora einen eigenthümlichen Character aufprägen, Kiefern
und Fichten, Zürbeln und Lärchen bilden große und aus-
gedehnte Waldmaſſen, an Bächen und auf feuchtem Boden finden ſich
Weiden und Erlen ein. Auf dürren Hügeln wächſt die Renn-
thierflechte und das isländiſche Moos. In der Preißel-
beere, Multebeere *), Johannisbeere und anderen bietet ſchon
freiwillig die Natur, wenn auch ſpärliche Nahrungsmittel und ein
reicher Flor bunter Blumen dient zur Verzierung der Zone, die ſich
in Scandinavien bis an die ſchon erwähnte Nordgrenze des Weizen-
baues, in Rußland und Aſien aber faſt bis Kaſan und Jakutzk erſtreckt.
Wir wollen ſie die Zone der Nadelhölzer nennen. — Schon in
Drontheims Umgebungen fängt wenn auch noch ſpärlich der Obſt-
bau an, bald tritt die kraftvolle Eiche auf, mit etwas zu weit getriebener
poetiſcher Freiheit, „die Deutſche“ genannt; Schonen, Seeland,
Schleswig und Holſtein nähren die prachtvollſten Buchen wälder.
Etwa in der Breite von Frankfurt a. M. geſellt ſich noch ein Baum
hinzu, der ſich durch ſeine kühne, maleriſche Veräſtelung der Eiche an
die Seite ſtellt, die er durch die Pracht ſeines Laubes, ſo wie durch
den Nutzen ſeiner Früchte weit übertrifft, die edle Kaſtanie nämlich.
Pyrenäen, Alpen und Kaukaſus bilden die Südgrenze dieſer Zone,
in welcher mehr nach Oſten die Linde und Ulme in ſo reichlichem
Maaße zur Waldbildung beitragen, daß erſtere ſelbſt den Verwüſtun-
gen widerſteht, welche die Eſthen zur Anfertigung ihrer Lindenbaſtſchuhe
anrichten. In dem Hopfen, Epheu und der Waldrebe finden
ſich hier die erſten Repräſentanten tropiſcher Schlingpflanzen ein.
Mit dem düſtern Schatten der Wälder wechſelt das lachende Grün
der Wieſen und der Menſch hat ſich in Beſitz der Erde geſetzt, die
wilde Vegetation bis auf das Nothwendigſte für Holz- und Heube-
darf beſchränkend und reiche Saaten lohnen ſeinem Fleiß. — Wir ver-
laſſen dieſe Zone der ſommergrünen Laubhölzer, um die Felſen-
*) Rubus Chamaemorus.
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