Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.Zellen, in deren Wunden häufig die zierlichsten kleinen Canäle ver- Eine andere Merkwürdigkeit dieser Pflanzengruppe ist die Bildung Eine dritte Eigenthümlichkeit zeigt sich ferner bei den kugligen Endlich verdienen die an der Stelle der Blätter sitzenden Haare, Zellen, in deren Wunden häufig die zierlichſten kleinen Canäle ver- Eine andere Merkwürdigkeit dieſer Pflanzengruppe iſt die Bildung Eine dritte Eigenthümlichkeit zeigt ſich ferner bei den kugligen Endlich verdienen die an der Stelle der Blätter ſitzenden Haare, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0222" n="206"/> Zellen, in deren Wunden häufig die zierlichſten kleinen Canäle ver-<lb/> laufen. Sie iſt bei verſchiedenen Cactusarten verſchieden dick und<lb/> zwar am dickſten und daher undurchdringlichſten bei den Melonen-<lb/> cactus, die in den dürrſten und heißeſten Gegenden wachſen, am<lb/> wenigſten auffallend dagegen bei den <hi rendition="#g">Rhipſalisarten</hi>, welche<lb/> paraſitiſch auf den Bäumen der feuchten braſilianiſchen Wälder leben.</p><lb/> <p>Eine andere Merkwürdigkeit dieſer Pflanzengruppe iſt die Bildung<lb/> einer außerordentlichen Menge von Sauerkleeſäure. Dieſe Säure<lb/> würde in großer Menge in der Pflanze angehäuft für dieſelbe nothwen-<lb/> dig tödtlich werden müſſen. Die Pflanze nimmt daher aus dem Boden,<lb/> auf dem ſie wächſt, eine verhältnißmäßige Menge Kalk auf, dieſer ver-<lb/> bindet ſich dann mit der Sauerkleeſäure zu unlöslichen Kryſtallen,<lb/> welche ſich in allen Cacteen in großer Menge finden. In einigen<lb/> Arten, z. B. dem peruaniſchen und Greiſen-Cactus enthält die Pflanze<lb/> fünf und achtzig Procent oralſauren Kalk. Sicher ließen ſich die<lb/> Cacteen unter den Tropen mit Vortheil zur Gewinnung des Sauer-<lb/> kleeſalzes benutzen.</p><lb/> <p>Eine dritte Eigenthümlichkeit zeigt ſich ferner bei den kugligen<lb/> Formen der Melonencactus und Mamillarien in der Bildung des<lb/> Holzes, welches durchaus von dem der gewöhnlichen Holzpflanzen<lb/> abweicht. Das gewöhnliche Holz, z. B. der Pappel beſteht aus langen<lb/><hi rendition="#g">Holzzellen</hi>, deren Wände ganz einfach und gleichförmig ſind, und<lb/> aus luftführenden Zellen, ſogenannten <hi rendition="#g">Gefäßen</hi>, deren Wände ganz<lb/> dicht mit kleinen Poren beſetzt ſind. Ganz abweichend davon zeigt das<lb/> Holz der genannten Cacteen nur kurze ſpindelförmige Zellen, in denen<lb/> ſich höchſt zierliche ſpiralförmig gewundene Bänder, wie kleine Wen-<lb/> deltreppen hinaufziehen.</p><lb/> <p>Endlich verdienen die an der Stelle der Blätter ſitzenden Haare,<lb/> Stacheln u. ſ. w. noch eine beſondere Erwähnung. Man kann im<lb/> Allgemeinen drei Formen derſelben unterſcheiden, die gewöhnlich zu-<lb/> ſammen an derſelben Stelle vorkommen. Die Erſten ſind ganz biegſame<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0222]
Zellen, in deren Wunden häufig die zierlichſten kleinen Canäle ver-
laufen. Sie iſt bei verſchiedenen Cactusarten verſchieden dick und
zwar am dickſten und daher undurchdringlichſten bei den Melonen-
cactus, die in den dürrſten und heißeſten Gegenden wachſen, am
wenigſten auffallend dagegen bei den Rhipſalisarten, welche
paraſitiſch auf den Bäumen der feuchten braſilianiſchen Wälder leben.
Eine andere Merkwürdigkeit dieſer Pflanzengruppe iſt die Bildung
einer außerordentlichen Menge von Sauerkleeſäure. Dieſe Säure
würde in großer Menge in der Pflanze angehäuft für dieſelbe nothwen-
dig tödtlich werden müſſen. Die Pflanze nimmt daher aus dem Boden,
auf dem ſie wächſt, eine verhältnißmäßige Menge Kalk auf, dieſer ver-
bindet ſich dann mit der Sauerkleeſäure zu unlöslichen Kryſtallen,
welche ſich in allen Cacteen in großer Menge finden. In einigen
Arten, z. B. dem peruaniſchen und Greiſen-Cactus enthält die Pflanze
fünf und achtzig Procent oralſauren Kalk. Sicher ließen ſich die
Cacteen unter den Tropen mit Vortheil zur Gewinnung des Sauer-
kleeſalzes benutzen.
Eine dritte Eigenthümlichkeit zeigt ſich ferner bei den kugligen
Formen der Melonencactus und Mamillarien in der Bildung des
Holzes, welches durchaus von dem der gewöhnlichen Holzpflanzen
abweicht. Das gewöhnliche Holz, z. B. der Pappel beſteht aus langen
Holzzellen, deren Wände ganz einfach und gleichförmig ſind, und
aus luftführenden Zellen, ſogenannten Gefäßen, deren Wände ganz
dicht mit kleinen Poren beſetzt ſind. Ganz abweichend davon zeigt das
Holz der genannten Cacteen nur kurze ſpindelförmige Zellen, in denen
ſich höchſt zierliche ſpiralförmig gewundene Bänder, wie kleine Wen-
deltreppen hinaufziehen.
Endlich verdienen die an der Stelle der Blätter ſitzenden Haare,
Stacheln u. ſ. w. noch eine beſondere Erwähnung. Man kann im
Allgemeinen drei Formen derſelben unterſcheiden, die gewöhnlich zu-
ſammen an derſelben Stelle vorkommen. Die Erſten ſind ganz biegſame
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