die in seinem Körper enthaltenen nährenden Flüssigkeiten, daß Muskeln, Haut und der Leim, welcher die Grundlage der Knochen bildet, wesentlich aus stickstoffhaltigen Substanzen gebildet sind, welche ihm die Pflanzen als Nahrung darbieten. Aber der Leim macht nicht allein den Knochen aus; wir finden vielmehr in diesem neben dem Leim die sogenannte Knochenerde, eine Verbindung von kohlensaurem und phosphorsaurem Kalke. Diese ist es, welche dem Knochen seine Festigkeit, seine Härte giebt, durch welche allein er fähig ist, die stützende Grundlage des ganzen Körpers zu seyn; wir wissen, daß, wo diese Knochenerde mangelt, eine schreckliche Krank- heit, die sogenannte Knochenerweichung, eintritt. Woher nimmt der Mensch diesen nicht minder wesentlichen Bestandtheil seines Kör- pers? Wir wissen ferner, daß alle Flüssigkeiten des Körpers eine bestimmte Menge gewisser Salze enthalten, daß ohne dieselben diese Flüssigkeiten dem Körper nicht die Dienste leisten, zu welchen sie bestimmt sind. Auch von diesen Stoffen müssen wir Rechenschaft geben, wenn wir die Ernährung des Thierkörpers erklären wollen. So wie von den stickstoffhaltigen Theilen des Körpers wird auch be- ständig von diesem Unorganischen eine gewisse Menge bei der Thätigkeit des Körpers zersetzt und ausgeschieden und muß erneuert werden. Wir denken hier unwillkürlich zunächst an die Erde essenden Ottomaken, an die Thonkugeln verschlingenden Neger, an die zahllosen Beispiele, daß Menschen in Hungersnoth, oder sonst aus einer Art Liebhaberei sogenanntes Bergmehl, eine feine Kiesel- oder Kalkerde, verzehrt haben. Aber sogleich werden wir diesen Gedan- ken abweisen, wenn wir bemerken, daß hiermit nicht allgemeine Nahrungsmittel aller Menschen, sondern nur einige wenige aus krankhafter Verstimmung der Magennerven oder aus Noth hervor- gegangene abnorme Erscheinungen genannt sind. Die Quelle, aus welcher der thierische Körper die unorganischen Bestandtheile schöpft, muß eine Allgemeine seyn, und wir sehen uns damit wieder auf die Pflanzen gewiesen. Wenn nun Knochenerde und stickstoffhaltige Be- standtheile den thierischen Körper aufbauen, wenn wir wissen, daß
die in ſeinem Körper enthaltenen nährenden Flüſſigkeiten, daß Muskeln, Haut und der Leim, welcher die Grundlage der Knochen bildet, weſentlich aus ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen gebildet ſind, welche ihm die Pflanzen als Nahrung darbieten. Aber der Leim macht nicht allein den Knochen aus; wir finden vielmehr in dieſem neben dem Leim die ſogenannte Knochenerde, eine Verbindung von kohlenſaurem und phosphorſaurem Kalke. Dieſe iſt es, welche dem Knochen ſeine Feſtigkeit, ſeine Härte giebt, durch welche allein er fähig iſt, die ſtützende Grundlage des ganzen Körpers zu ſeyn; wir wiſſen, daß, wo dieſe Knochenerde mangelt, eine ſchreckliche Krank- heit, die ſogenannte Knochenerweichung, eintritt. Woher nimmt der Menſch dieſen nicht minder weſentlichen Beſtandtheil ſeines Kör- pers? Wir wiſſen ferner, daß alle Flüſſigkeiten des Körpers eine beſtimmte Menge gewiſſer Salze enthalten, daß ohne dieſelben dieſe Flüſſigkeiten dem Körper nicht die Dienſte leiſten, zu welchen ſie beſtimmt ſind. Auch von dieſen Stoffen müſſen wir Rechenſchaft geben, wenn wir die Ernährung des Thierkörpers erklären wollen. So wie von den ſtickſtoffhaltigen Theilen des Körpers wird auch be- ſtändig von dieſem Unorganiſchen eine gewiſſe Menge bei der Thätigkeit des Körpers zerſetzt und ausgeſchieden und muß erneuert werden. Wir denken hier unwillkürlich zunächſt an die Erde eſſenden Ottomaken, an die Thonkugeln verſchlingenden Neger, an die zahlloſen Beiſpiele, daß Menſchen in Hungersnoth, oder ſonſt aus einer Art Liebhaberei ſogenanntes Bergmehl, eine feine Kieſel- oder Kalkerde, verzehrt haben. Aber ſogleich werden wir dieſen Gedan- ken abweiſen, wenn wir bemerken, daß hiermit nicht allgemeine Nahrungsmittel aller Menſchen, ſondern nur einige wenige aus krankhafter Verſtimmung der Magennerven oder aus Noth hervor- gegangene abnorme Erſcheinungen genannt ſind. Die Quelle, aus welcher der thieriſche Körper die unorganiſchen Beſtandtheile ſchöpft, muß eine Allgemeine ſeyn, und wir ſehen uns damit wieder auf die Pflanzen gewieſen. Wenn nun Knochenerde und ſtickſtoffhaltige Be- ſtandtheile den thieriſchen Körper aufbauen, wenn wir wiſſen, daß
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die in ſeinem Körper enthaltenen nährenden Flüſſigkeiten, daß
Muskeln, Haut und der Leim, welcher die Grundlage der Knochen
bildet, weſentlich aus ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen gebildet ſind,
welche ihm die Pflanzen als Nahrung darbieten. Aber der Leim
macht nicht allein den Knochen aus; wir finden vielmehr in dieſem
neben dem Leim die ſogenannte Knochenerde, eine Verbindung von
kohlenſaurem und phosphorſaurem Kalke. Dieſe iſt es, welche dem
Knochen ſeine Feſtigkeit, ſeine Härte giebt, durch welche allein er
fähig iſt, die ſtützende Grundlage des ganzen Körpers zu ſeyn; wir
wiſſen, daß, wo dieſe Knochenerde mangelt, eine ſchreckliche Krank-
heit, die ſogenannte Knochenerweichung, eintritt. Woher nimmt
der Menſch dieſen nicht minder weſentlichen Beſtandtheil ſeines Kör-
pers? Wir wiſſen ferner, daß alle Flüſſigkeiten des Körpers eine
beſtimmte Menge gewiſſer Salze enthalten, daß ohne dieſelben dieſe
Flüſſigkeiten dem Körper nicht die Dienſte leiſten, zu welchen ſie
beſtimmt ſind. Auch von dieſen Stoffen müſſen wir Rechenſchaft
geben, wenn wir die Ernährung des Thierkörpers erklären wollen.
So wie von den ſtickſtoffhaltigen Theilen des Körpers wird auch be-
ſtändig von dieſem Unorganiſchen eine gewiſſe Menge bei der
Thätigkeit des Körpers zerſetzt und ausgeſchieden und muß erneuert
werden. Wir denken hier unwillkürlich zunächſt an die Erde eſſenden
Ottomaken, an die Thonkugeln verſchlingenden Neger, an die
zahlloſen Beiſpiele, daß Menſchen in Hungersnoth, oder ſonſt aus
einer Art Liebhaberei ſogenanntes Bergmehl, eine feine Kieſel- oder
Kalkerde, verzehrt haben. Aber ſogleich werden wir dieſen Gedan-
ken abweiſen, wenn wir bemerken, daß hiermit nicht allgemeine
Nahrungsmittel aller Menſchen, ſondern nur einige wenige aus
krankhafter Verſtimmung der Magennerven oder aus Noth hervor-
gegangene abnorme Erſcheinungen genannt ſind. Die Quelle, aus
welcher der thieriſche Körper die unorganiſchen Beſtandtheile ſchöpft,
muß eine Allgemeine ſeyn, und wir ſehen uns damit wieder auf die
Pflanzen gewieſen. Wenn nun Knochenerde und ſtickſtoffhaltige Be-
ſtandtheile den thieriſchen Körper aufbauen, wenn wir wiſſen, daß
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/176>, abgerufen am 24.11.2024.
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