geben wird, sondern er vermehrt selbst beständig den Reichthum der Pflanzenformen ins Unendliche, wobei wohl nur die Ungunst des Climas ein Ziel setzt und die Formen wieder auf ihre Urgestalten zurückführt, sobald die begünstigenden Einflüsse der Cultur auf- hören. Dann treten zwei andere Verhältnisse als Gegensätze vor unsere Betrachtung. Wir haben einerseits den gemeinen Boden mit wenig oder gar keinen organischen Resten und seinem Pflanzenreich- thum, andererseits den Moorboden und den Gartenboden, beide bis zum Uebermaaß reich an dem schwarzen Bestandtheile, Humus ge- nannt, welcher aus der Zerstörung thierischer und pflanzlicher Orga- nismen sich gebildet hat. Und gleichwohl finden wir beim Moor- boden und Gartenland einen so verschiedenen Einfluß auf die Vege- tation. Dieser erklärt sich aber leicht aus der Art und Weise, wie beide gebildet werden. Der Torfboden entsteht da, wo organische Substanzen bei Gegenwart von vielem Wasser verwesen. Die Folge davon ist, daß das Wasser alle auflöslichen Salze, welche in jenen Organismen enthalten waren, sogleich wie sie frei werden, auf- nimmt und fortführt. Dagegen bleiben im Gartenboden alle jene löslichen Salze zurück, kommen unmittelbar der Pflanze zu Gute und häufen sich bei einer reichlichen Pflege des Bodens zuletzt außer- ordentlich in ihnen an, während die organischen Bestandtheile durch die ununterbrochen fortschreitende Verwesung immer wieder vermin- dert werden und so nie sich in der Weise ansammeln können, wie in Torf- oder Moorboden, wo die Gegenwart des Wassers von einer gewissen Zeit an das weitere Fortschreiten der Verwesung hemmt oder doch sehr verzögert. Es kann nicht leicht einen schlagendern Beweis für die Richtigkeit der neuern Ansichten über die Ernährung der Pflanzen geben, als diese Betrachtungen, für Ansichten, welche fast gleichzeitig von einem der ausgezeichnetsten Chemiker, Liebig und einem der bedeutendsten praktischen Landwirthe, Boussingault, aufgestellt und ausgeführt sind.
Aber ich erlaube mir noch einmal auf die früher erörterte Frage zurückzugehen: wovon lebt der Mensch? Wir haben gesehen, daß
geben wird, ſondern er vermehrt ſelbſt beſtändig den Reichthum der Pflanzenformen ins Unendliche, wobei wohl nur die Ungunſt des Climas ein Ziel ſetzt und die Formen wieder auf ihre Urgeſtalten zurückführt, ſobald die begünſtigenden Einflüſſe der Cultur auf- hören. Dann treten zwei andere Verhältniſſe als Gegenſätze vor unſere Betrachtung. Wir haben einerſeits den gemeinen Boden mit wenig oder gar keinen organiſchen Reſten und ſeinem Pflanzenreich- thum, andererſeits den Moorboden und den Gartenboden, beide bis zum Uebermaaß reich an dem ſchwarzen Beſtandtheile, Humus ge- nannt, welcher aus der Zerſtörung thieriſcher und pflanzlicher Orga- nismen ſich gebildet hat. Und gleichwohl finden wir beim Moor- boden und Gartenland einen ſo verſchiedenen Einfluß auf die Vege- tation. Dieſer erklärt ſich aber leicht aus der Art und Weiſe, wie beide gebildet werden. Der Torfboden entſteht da, wo organiſche Subſtanzen bei Gegenwart von vielem Waſſer verweſen. Die Folge davon iſt, daß das Waſſer alle auflöslichen Salze, welche in jenen Organismen enthalten waren, ſogleich wie ſie frei werden, auf- nimmt und fortführt. Dagegen bleiben im Gartenboden alle jene löslichen Salze zurück, kommen unmittelbar der Pflanze zu Gute und häufen ſich bei einer reichlichen Pflege des Bodens zuletzt außer- ordentlich in ihnen an, während die organiſchen Beſtandtheile durch die ununterbrochen fortſchreitende Verweſung immer wieder vermin- dert werden und ſo nie ſich in der Weiſe anſammeln können, wie in Torf- oder Moorboden, wo die Gegenwart des Waſſers von einer gewiſſen Zeit an das weitere Fortſchreiten der Verweſung hemmt oder doch ſehr verzögert. Es kann nicht leicht einen ſchlagendern Beweis für die Richtigkeit der neuern Anſichten über die Ernährung der Pflanzen geben, als dieſe Betrachtungen, für Anſichten, welche faſt gleichzeitig von einem der ausgezeichnetſten Chemiker, Liebig und einem der bedeutendſten praktiſchen Landwirthe, Bouſſingault, aufgeſtellt und ausgeführt ſind.
Aber ich erlaube mir noch einmal auf die früher erörterte Frage zurückzugehen: wovon lebt der Menſch? Wir haben geſehen, daß
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geben wird, ſondern er vermehrt ſelbſt beſtändig den Reichthum der
Pflanzenformen ins Unendliche, wobei wohl nur die Ungunſt des
Climas ein Ziel ſetzt und die Formen wieder auf ihre Urgeſtalten
zurückführt, ſobald die begünſtigenden Einflüſſe der Cultur auf-
hören. Dann treten zwei andere Verhältniſſe als Gegenſätze vor
unſere Betrachtung. Wir haben einerſeits den gemeinen Boden mit
wenig oder gar keinen organiſchen Reſten und ſeinem Pflanzenreich-
thum, andererſeits den Moorboden und den Gartenboden, beide bis
zum Uebermaaß reich an dem ſchwarzen Beſtandtheile, Humus ge-
nannt, welcher aus der Zerſtörung thieriſcher und pflanzlicher Orga-
nismen ſich gebildet hat. Und gleichwohl finden wir beim Moor-
boden und Gartenland einen ſo verſchiedenen Einfluß auf die Vege-
tation. Dieſer erklärt ſich aber leicht aus der Art und Weiſe, wie
beide gebildet werden. Der Torfboden entſteht da, wo organiſche
Subſtanzen bei Gegenwart von vielem Waſſer verweſen. Die Folge
davon iſt, daß das Waſſer alle auflöslichen Salze, welche in jenen
Organismen enthalten waren, ſogleich wie ſie frei werden, auf-
nimmt und fortführt. Dagegen bleiben im Gartenboden alle jene
löslichen Salze zurück, kommen unmittelbar der Pflanze zu Gute
und häufen ſich bei einer reichlichen Pflege des Bodens zuletzt außer-
ordentlich in ihnen an, während die organiſchen Beſtandtheile durch
die ununterbrochen fortſchreitende Verweſung immer wieder vermin-
dert werden und ſo nie ſich in der Weiſe anſammeln können, wie in
Torf- oder Moorboden, wo die Gegenwart des Waſſers von einer
gewiſſen Zeit an das weitere Fortſchreiten der Verweſung hemmt
oder doch ſehr verzögert. Es kann nicht leicht einen ſchlagendern
Beweis für die Richtigkeit der neuern Anſichten über die Ernährung
der Pflanzen geben, als dieſe Betrachtungen, für Anſichten, welche
faſt gleichzeitig von einem der ausgezeichnetſten Chemiker, Liebig
und einem der bedeutendſten praktiſchen Landwirthe, Bouſſingault,
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/175>, abgerufen am 21.11.2024.
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