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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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zusammen, daß diese Region ebenfalls auf die Entwicklung der Pflan-
zenwelt einen so eigenthümlichen Einfluß hat, daß sie nicht ohne Bei-
hülfe menschlicher Thätigkeit die nöthige Menge Nahrungsstoff für
eine irgend beträchtliche Menschenmenge produciren kann und daher
schon bei Befriedigung des ersten und dringendsten Bedürfnisses den
Menschen zu geistiger Anstrengung aufforderte. Jenseits dieser Region
endlich, in der Nähe der Pole scheint das Klima wieder einfacheren
Gesetzen sich zu unterwerfen, aber aus leicht begreiflichen Gründen
fehlen uns auch für jene Gegenden die genügenden Beobachtungen,
um mit Sicherheit darüber absprechen zu können.

Haben wir somit auf der einen Seite in großartigen Hauptzügen
uns die Vertheilung des Wetters auf der Erde skitzirt, und das ein-
fache Gesetz gefunden, welches seinem Wechsel zu Grunde liegt, so
dürfen wir auf der andern Seite nicht vergessen, daß diese gesetzmäßige
Vertheilung nur dann für die Erde Gültigkeit haben würde, wenn
ihre Oberfläche überall dieselbe wäre, wenn sie entweder überall mit
Wasser bedeckt, oder überall mit einer gleichen ebenen Erddecke um-
hüllt wäre. Das ist sie aber nicht und die Verschiedenheit zwischen
Meer und Land, Ebenen und Gebirgen, nackten Sandwüsten und
dichten Waldstrecken u. s. w. bringen so große Störungen in jene
einfachen Gesetze, daß es lange gedauert hat, bis man diese unterge-
ordneten Verhältnisse übersehend sich zur Erkenntniß jener einfachen
Grundlagen durchgefunden hat. Alexander von Humboldt ist hier
der Erfinder der wissenschaftlichen Meteorologie, Dove der, welcher
das System zuerst nach allen Seiten mit eminentem Talente ent-
wickelt hat.

Von den Einflüssen, welche die einfache Gesetzmäßigkeit in der
Vertheilung des Wetters wesentlich modificiren, ist eine der wichtig-
sten die eigenthümliche Vertheilung von Land und Wasser auf der
Erde. Das Land erwärmt sich, den Sonnenstrahlen ausgesetzt, viel
schneller, und nimmt eine viel höhere Temperatur an, als das Wasser,
welches sich dafür auch, einmal erwärmt, um so langsamer abkühlt.
Der nächste Erfolg davon ist, daß die heißeste Zone, die Region der

zuſammen, daß dieſe Region ebenfalls auf die Entwicklung der Pflan-
zenwelt einen ſo eigenthümlichen Einfluß hat, daß ſie nicht ohne Bei-
hülfe menſchlicher Thätigkeit die nöthige Menge Nahrungsſtoff für
eine irgend beträchtliche Menſchenmenge produciren kann und daher
ſchon bei Befriedigung des erſten und dringendſten Bedürfniſſes den
Menſchen zu geiſtiger Anſtrengung aufforderte. Jenſeits dieſer Region
endlich, in der Nähe der Pole ſcheint das Klima wieder einfacheren
Geſetzen ſich zu unterwerfen, aber aus leicht begreiflichen Gründen
fehlen uns auch für jene Gegenden die genügenden Beobachtungen,
um mit Sicherheit darüber abſprechen zu können.

Haben wir ſomit auf der einen Seite in großartigen Hauptzügen
uns die Vertheilung des Wetters auf der Erde ſkitzirt, und das ein-
fache Geſetz gefunden, welches ſeinem Wechſel zu Grunde liegt, ſo
dürfen wir auf der andern Seite nicht vergeſſen, daß dieſe geſetzmäßige
Vertheilung nur dann für die Erde Gültigkeit haben würde, wenn
ihre Oberfläche überall dieſelbe wäre, wenn ſie entweder überall mit
Waſſer bedeckt, oder überall mit einer gleichen ebenen Erddecke um-
hüllt wäre. Das iſt ſie aber nicht und die Verſchiedenheit zwiſchen
Meer und Land, Ebenen und Gebirgen, nackten Sandwüſten und
dichten Waldſtrecken u. ſ. w. bringen ſo große Störungen in jene
einfachen Geſetze, daß es lange gedauert hat, bis man dieſe unterge-
ordneten Verhältniſſe überſehend ſich zur Erkenntniß jener einfachen
Grundlagen durchgefunden hat. Alexander von Humboldt iſt hier
der Erfinder der wiſſenſchaftlichen Meteorologie, Dove der, welcher
das Syſtem zuerſt nach allen Seiten mit eminentem Talente ent-
wickelt hat.

Von den Einflüſſen, welche die einfache Geſetzmäßigkeit in der
Vertheilung des Wetters weſentlich modificiren, iſt eine der wichtig-
ſten die eigenthümliche Vertheilung von Land und Waſſer auf der
Erde. Das Land erwärmt ſich, den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt, viel
ſchneller, und nimmt eine viel höhere Temperatur an, als das Waſſer,
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[118/0134] zuſammen, daß dieſe Region ebenfalls auf die Entwicklung der Pflan- zenwelt einen ſo eigenthümlichen Einfluß hat, daß ſie nicht ohne Bei- hülfe menſchlicher Thätigkeit die nöthige Menge Nahrungsſtoff für eine irgend beträchtliche Menſchenmenge produciren kann und daher ſchon bei Befriedigung des erſten und dringendſten Bedürfniſſes den Menſchen zu geiſtiger Anſtrengung aufforderte. Jenſeits dieſer Region endlich, in der Nähe der Pole ſcheint das Klima wieder einfacheren Geſetzen ſich zu unterwerfen, aber aus leicht begreiflichen Gründen fehlen uns auch für jene Gegenden die genügenden Beobachtungen, um mit Sicherheit darüber abſprechen zu können. Haben wir ſomit auf der einen Seite in großartigen Hauptzügen uns die Vertheilung des Wetters auf der Erde ſkitzirt, und das ein- fache Geſetz gefunden, welches ſeinem Wechſel zu Grunde liegt, ſo dürfen wir auf der andern Seite nicht vergeſſen, daß dieſe geſetzmäßige Vertheilung nur dann für die Erde Gültigkeit haben würde, wenn ihre Oberfläche überall dieſelbe wäre, wenn ſie entweder überall mit Waſſer bedeckt, oder überall mit einer gleichen ebenen Erddecke um- hüllt wäre. Das iſt ſie aber nicht und die Verſchiedenheit zwiſchen Meer und Land, Ebenen und Gebirgen, nackten Sandwüſten und dichten Waldſtrecken u. ſ. w. bringen ſo große Störungen in jene einfachen Geſetze, daß es lange gedauert hat, bis man dieſe unterge- ordneten Verhältniſſe überſehend ſich zur Erkenntniß jener einfachen Grundlagen durchgefunden hat. Alexander von Humboldt iſt hier der Erfinder der wiſſenſchaftlichen Meteorologie, Dove der, welcher das Syſtem zuerſt nach allen Seiten mit eminentem Talente ent- wickelt hat. Von den Einflüſſen, welche die einfache Geſetzmäßigkeit in der Vertheilung des Wetters weſentlich modificiren, iſt eine der wichtig- ſten die eigenthümliche Vertheilung von Land und Waſſer auf der Erde. Das Land erwärmt ſich, den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt, viel ſchneller, und nimmt eine viel höhere Temperatur an, als das Waſſer, welches ſich dafür auch, einmal erwärmt, um ſo langſamer abkühlt. Der nächſte Erfolg davon iſt, daß die heißeſte Zone, die Region der

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/134>, abgerufen am 22.11.2024.