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Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863.

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Ueber die Entstehung der Arten.
durch viele Hunderte von Generationen immer eine kleine Abänderung
nach der anderen hinzukam, welche die Existenz eines fliegenden Thie¬
res begünstigte, wurden auf diesem langsamen Wege wirkliche Vögel
gebildet. -- Nach diesem Gesetz entstanden aus der einfachsten Grund¬
lage aus einer noch unvollkommenen Zelle, allmählich die große Zahl
gleichfalls noch unvollkommener, einfacher und niedriger Organismen
im Thier- und Pflanzenreich nach den sehr verschiedenen Lebensbedin¬
gungen, die ihnen von den verschiedenen Oertlichkeiten dargeboten
wurden, so entstanden nach und nach die entwickelteren Formen, den
mehr und mehr sich verwickelnden äußeren Verhältnissen entsprechend,
und so gingen auch bestehende Formen unter, während ihre Nachkom¬
men in immer mehr veränderten neuen Formen fortdauerten, in dem¬
selben Maaße, wie sich allmählich durch die geologischen Veränderun¬
gen auf der Erde die Wohnstätte des Lebendigen und somit die Lebens¬
bedingungen änderten. Wenn diese Veränderungen immer nur in Pe¬
rioden von Hunderttausenden von Jahren sich vollziehen konnten und
wirklich vollzogen, so darf natürlich der Mensch nicht erwarten auf sei¬
nem beschränkten Standpunkte dergleichen Umwandlungen unter seinen
Augen vor sich gehen zu sehen. Nichtsdestoweniger wird die Wissen¬
schaft in der Folge Mittel finden, um unter den gerade vorhandenen
Organismen diejenigen, die in voller Kraft sind, von den Formen,
die bereits dem Untergange geweiht sind, sowie von denen, welche sich
auf der Uebergangsstufe zu neuen Zukunftsformen befinden, zu unter¬
scheiden und so ein ganz neues zuerst wahrhaft natürliches System der
Thiere und Pflanzen herzustellen.

Zunächst dürfen wir aber nur hoffen, daß uns fernere wissenschaft¬
liche Untersuchungen und glückliche Entdeckungen, zumal in den Schich¬
ten der Tertiärperiode, in welcher wir nach und nach die vollständigsten
Arten aufzufinden hoffen dürfen, da dieser Theil des Naturarchivs als
der neueste weniger als die übrigen von den Einwirkungen der um¬
wandelnden geologischen Kräfte gelitten hat, über kurz oder lang die
Thatsachen an die Hand geben, um die Darwin'schen Lehren vollständig
durchführen und über allen Zweifel erheben zu können.

Ueber die Entſtehung der Arten.
durch viele Hunderte von Generationen immer eine kleine Abänderung
nach der anderen hinzukam, welche die Exiſtenz eines fliegenden Thie¬
res begünſtigte, wurden auf dieſem langſamen Wege wirkliche Vögel
gebildet. — Nach dieſem Geſetz entſtanden aus der einfachſten Grund¬
lage aus einer noch unvollkommenen Zelle, allmählich die große Zahl
gleichfalls noch unvollkommener, einfacher und niedriger Organismen
im Thier- und Pflanzenreich nach den ſehr verſchiedenen Lebensbedin¬
gungen, die ihnen von den verſchiedenen Oertlichkeiten dargeboten
wurden, ſo entſtanden nach und nach die entwickelteren Formen, den
mehr und mehr ſich verwickelnden äußeren Verhältniſſen entſprechend,
und ſo gingen auch beſtehende Formen unter, während ihre Nachkom¬
men in immer mehr veränderten neuen Formen fortdauerten, in dem¬
ſelben Maaße, wie ſich allmählich durch die geologiſchen Veränderun¬
gen auf der Erde die Wohnſtätte des Lebendigen und ſomit die Lebens¬
bedingungen änderten. Wenn dieſe Veränderungen immer nur in Pe¬
rioden von Hunderttauſenden von Jahren ſich vollziehen konnten und
wirklich vollzogen, ſo darf natürlich der Menſch nicht erwarten auf ſei¬
nem beſchränkten Standpunkte dergleichen Umwandlungen unter ſeinen
Augen vor ſich gehen zu ſehen. Nichtsdeſtoweniger wird die Wiſſen¬
ſchaft in der Folge Mittel finden, um unter den gerade vorhandenen
Organismen diejenigen, die in voller Kraft ſind, von den Formen,
die bereits dem Untergange geweiht ſind, ſowie von denen, welche ſich
auf der Uebergangsſtufe zu neuen Zukunftsformen befinden, zu unter¬
ſcheiden und ſo ein ganz neues zuerſt wahrhaft natürliches Syſtem der
Thiere und Pflanzen herzuſtellen.

Zunächſt dürfen wir aber nur hoffen, daß uns fernere wiſſenſchaft¬
liche Unterſuchungen und glückliche Entdeckungen, zumal in den Schich¬
ten der Tertiärperiode, in welcher wir nach und nach die vollſtändigſten
Arten aufzufinden hoffen dürfen, da dieſer Theil des Naturarchivs als
der neueſte weniger als die übrigen von den Einwirkungen der um¬
wandelnden geologiſchen Kräfte gelitten hat, über kurz oder lang die
Thatſachen an die Hand geben, um die Darwin'ſchen Lehren vollſtändig
durchführen und über allen Zweifel erheben zu können.

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[41/0051] Ueber die Entſtehung der Arten. durch viele Hunderte von Generationen immer eine kleine Abänderung nach der anderen hinzukam, welche die Exiſtenz eines fliegenden Thie¬ res begünſtigte, wurden auf dieſem langſamen Wege wirkliche Vögel gebildet. — Nach dieſem Geſetz entſtanden aus der einfachſten Grund¬ lage aus einer noch unvollkommenen Zelle, allmählich die große Zahl gleichfalls noch unvollkommener, einfacher und niedriger Organismen im Thier- und Pflanzenreich nach den ſehr verſchiedenen Lebensbedin¬ gungen, die ihnen von den verſchiedenen Oertlichkeiten dargeboten wurden, ſo entſtanden nach und nach die entwickelteren Formen, den mehr und mehr ſich verwickelnden äußeren Verhältniſſen entſprechend, und ſo gingen auch beſtehende Formen unter, während ihre Nachkom¬ men in immer mehr veränderten neuen Formen fortdauerten, in dem¬ ſelben Maaße, wie ſich allmählich durch die geologiſchen Veränderun¬ gen auf der Erde die Wohnſtätte des Lebendigen und ſomit die Lebens¬ bedingungen änderten. Wenn dieſe Veränderungen immer nur in Pe¬ rioden von Hunderttauſenden von Jahren ſich vollziehen konnten und wirklich vollzogen, ſo darf natürlich der Menſch nicht erwarten auf ſei¬ nem beſchränkten Standpunkte dergleichen Umwandlungen unter ſeinen Augen vor ſich gehen zu ſehen. Nichtsdeſtoweniger wird die Wiſſen¬ ſchaft in der Folge Mittel finden, um unter den gerade vorhandenen Organismen diejenigen, die in voller Kraft ſind, von den Formen, die bereits dem Untergange geweiht ſind, ſowie von denen, welche ſich auf der Uebergangsſtufe zu neuen Zukunftsformen befinden, zu unter¬ ſcheiden und ſo ein ganz neues zuerſt wahrhaft natürliches Syſtem der Thiere und Pflanzen herzuſtellen. Zunächſt dürfen wir aber nur hoffen, daß uns fernere wiſſenſchaft¬ liche Unterſuchungen und glückliche Entdeckungen, zumal in den Schich¬ ten der Tertiärperiode, in welcher wir nach und nach die vollſtändigſten Arten aufzufinden hoffen dürfen, da dieſer Theil des Naturarchivs als der neueſte weniger als die übrigen von den Einwirkungen der um¬ wandelnden geologiſchen Kräfte gelitten hat, über kurz oder lang die Thatſachen an die Hand geben, um die Darwin'ſchen Lehren vollſtändig durchführen und über allen Zweifel erheben zu können.

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_menschengeschlecht_1863/51>, abgerufen am 21.11.2024.