Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
Participium activi auf -ant, -nt. Ursprache, Altind.
2. Die ans verbum sich zunächst an schließsen-
den nominalstämme (participien und infinitive)
und verwantes.
§. 215.
I. Adjectiva (participien).
Anm. Die scheidung in adjectiva und substantiva gehört eigentlich
nicht in eine nur morphologische betrachtung, da der form nach
beide nicht verschiden sind, sondern nur der function nach. Wir
konten daher dise trennung im folgenden auch nicht überall fest
halten, und so finden sich z. b. die griechischen infinitive auf
-menai, -men, die nomina agentis auf -tar und andere substan-
tiva in dem abschnitte über die participien gleicher stamform
mit behandelt. Doch glaubten wir vom bräuchlichen nicht alzu
ser ab weichen zu sollen und verstatteten daher der function der
formen hier einigen einfluß auf die anordnung des stoffes.

Das participium activi auf -ant, -nt, vom stamme des
praesens und somit auch von dem des mittels eines praesens
der wurzel as gebildeten futurum und des aorists. Stämme,
auf consonanten auß lautend, erhalten -ant, solche auf vocale, -nt.

Beispile. Ind. Urspr. Praes. as-ant, wurz. as (esse), prae-
sensstamm eben so; bhara-nt, wurz. bhar (ferre), praesensstamm
bhara; starna-nt, wurz. star (sternere), praesensstamm starna
u. s. f.; fut. da-sja-nt, wurz. da (dare), sja für as-ja ist der
zur bildung des futurs an tretende, mittels ja gebildete prae-
sensstamm von wurz. as; einfacher aorist z. b. vavaka-nt, wurz.
vak (loqui), aoriststamm vavaka; zusammen gesezter aorist
z. b. diksa-nt, wurz. dik (monstrare), aoriststamm diksa u. s. f.
Dise stämme gelten ursprünglich für alle genera.

Altindisch. Suffix -ant, auch an die praesensstämme auf
u tretend, und -nt, wie in der ind. ursprache. Nur die älteste
sprache kent dise bildung noch vom aoriststamme. Redupli-
cierte stämme verlieren das n und haben nur -at, -t als suffix.
Das femininum zeigt einen anderen, durch ja weiter gebildeten
stamm; für ja (das femininum steigert fast in allen casus den
stammaußlaut a, s. unten) tritt jedoch mit nicht seltener zusam-
menziehung ei ein (§. 15, c), vor welchem ei häufig das n des
zu grunde ligenden stammes schwindet.

Participium activi auf -ant, -nt. Ursprache, Altind.
2. Die ans verbum sich zunächst an schließsen-
den nominalstämme (participien und infinitive)
und verwantes.
§. 215.
I. Adjectiva (participien).
Anm. Die scheidung in adjectiva und substantiva gehört eigentlich
nicht in eine nur morphologische betrachtung, da der form nach
beide nicht verschiden sind, sondern nur der function nach. Wir
konten daher dise trennung im folgenden auch nicht überall fest
halten, und so finden sich z. b. die griechischen infinitive auf
-μεναι, -μεν, die nomina agentis auf -tar und andere substan-
tiva in dem abschnitte über die participien gleicher stamform
mit behandelt. Doch glaubten wir vom bräuchlichen nicht alzu
ser ab weichen zu sollen und verstatteten daher der function der
formen hier einigen einfluß auf die anordnung des stoffes.

Das participium activi auf -ant, -nt, vom stamme des
praesens und somit auch von dem des mittels eines praesens
der wurzel as gebildeten futurum und des aorists. Stämme,
auf consonanten auß lautend, erhalten -ant, solche auf vocale, -nt.

Beispile. Ind. Urspr. Praes. as-ant, wurz. as (esse), prae-
sensstamm eben so; bhara-nt, wurz. bhar (ferre), praesensstamm
bhara; starna-nt, wurz. star (sternere), praesensstamm starna
u. s. f.; fut. dâ-sja-nt, wurz. da (dare), sja für as-ja ist der
zur bildung des futurs an tretende, mittels ja gebildete prae-
sensstamm von wurz. as; einfacher aorist z. b. vavaka-nt, wurz.
vak (loqui), aoriststamm vavaka; zusammen gesezter aorist
z. b. diksa-nt, wurz. dik (monstrare), aoriststamm diksa u. s. f.
Dise stämme gelten ursprünglich für alle genera.

Altindisch. Suffix -ant, auch an die praesensstämme auf
u tretend, und -nt, wie in der ind. ursprache. Nur die älteste
sprache kent dise bildung noch vom aoriststamme. Redupli-
cierte stämme verlieren das n und haben nur -at, -t als suffix.
Das femininum zeigt einen anderen, durch ja weiter gebildeten
stamm; für (das femininum steigert fast in allen casus den
stammaußlaut a, s. unten) tritt jedoch mit nicht seltener zusam-
menziehung î ein (§. 15, c), vor welchem î häufig das n des
zu grunde ligenden stammes schwindet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0038" n="312"/>
          <fw place="top" type="header">Participium activi auf <hi rendition="#i">-ant</hi>, <hi rendition="#i">-nt</hi>. Ursprache, Altind.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>2. Die ans verbum sich zunächst an schließsen-<lb/>
den nominalstämme (participien und infinitive)<lb/>
und verwantes.</head>
            <note place="left">§. 215.</note><lb/>
            <div n="4">
              <head>I. Adjectiva (participien).</head><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#g">Anm</hi>. Die scheidung in adjectiva und substantiva gehört eigentlich<lb/>
nicht in eine nur morphologische betrachtung, da der form nach<lb/>
beide nicht verschiden sind, sondern nur der function nach. Wir<lb/>
konten daher dise trennung im folgenden auch nicht überall fest<lb/>
halten, und so finden sich z. b. die griechischen infinitive auf<lb/><hi rendition="#i">-&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;, -&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;</hi>, die nomina agentis auf <hi rendition="#i">-tar</hi> und andere substan-<lb/>
tiva in dem abschnitte über die participien gleicher stamform<lb/>
mit behandelt. Doch glaubten wir vom bräuchlichen nicht alzu<lb/>
ser ab weichen zu sollen und verstatteten daher der function der<lb/>
formen hier einigen einfluß auf die anordnung des stoffes.</item>
              </list><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Das participium activi auf</hi><hi rendition="#i">-ant</hi>, <hi rendition="#i">-nt</hi>, vom stamme des<lb/>
praesens und somit auch von dem des mittels eines praesens<lb/>
der wurzel <hi rendition="#i">as</hi> gebildeten futurum und des aorists. Stämme,<lb/>
auf consonanten auß lautend, erhalten <hi rendition="#i">-ant</hi>, solche auf vocale, <hi rendition="#i">-nt</hi>.</p><lb/>
              <p>Beispile. <hi rendition="#g">Ind. Urspr</hi>. Praes. <hi rendition="#i">as-ant</hi>, wurz. <hi rendition="#i">as</hi> (esse), prae-<lb/>
sensstamm eben so; <hi rendition="#i">bhara-nt</hi>, wurz. <hi rendition="#i">bhar</hi> (ferre), praesensstamm<lb/><hi rendition="#i">bhara; starna-nt</hi>, wurz. <hi rendition="#i">star</hi> (sternere), praesensstamm <hi rendition="#i">starna</hi><lb/>
u. s. f.; fut. <hi rendition="#i">dâ-sja-nt,</hi> wurz. <hi rendition="#i">da</hi> (dare)<hi rendition="#i">, sja</hi> für <hi rendition="#i">as-ja</hi> ist der<lb/>
zur bildung des futurs an tretende, mittels <hi rendition="#i">ja</hi> gebildete prae-<lb/>
sensstamm von wurz. <hi rendition="#i">as;</hi> einfacher aorist z. b. <hi rendition="#i">vavaka-nt</hi>, wurz.<lb/><hi rendition="#i">vak</hi> (loqui), aoriststamm <hi rendition="#i">vavaka;</hi> zusammen gesezter aorist<lb/>
z. b. <hi rendition="#i">diksa-nt</hi>, wurz. <hi rendition="#i">dik</hi> (monstrare), aoriststamm <hi rendition="#i">diksa</hi> u. s. f.<lb/>
Dise stämme gelten ursprünglich für alle genera.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Altindisch</hi>. Suffix <hi rendition="#i">-ant</hi>, auch an die praesensstämme auf<lb/><hi rendition="#i">u</hi> tretend, und <hi rendition="#i">-nt,</hi> wie in der ind. ursprache. Nur die älteste<lb/>
sprache kent dise bildung noch vom aoriststamme. Redupli-<lb/>
cierte stämme verlieren das <hi rendition="#i">n</hi> und haben nur <hi rendition="#i">-at</hi>, <hi rendition="#i">-t</hi> als suffix.<lb/>
Das femininum zeigt einen anderen, durch <hi rendition="#i">ja</hi> weiter gebildeten<lb/>
stamm; für <hi rendition="#i"></hi> (das femininum steigert fast in allen casus den<lb/>
stammaußlaut <hi rendition="#i">a,</hi> s. unten) tritt jedoch mit nicht seltener zusam-<lb/>
menziehung <hi rendition="#i">î</hi> ein (§. 15, c), vor welchem <hi rendition="#i">î</hi> häufig das <hi rendition="#i">n</hi> des<lb/>
zu grunde ligenden stammes schwindet.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0038] Participium activi auf -ant, -nt. Ursprache, Altind. 2. Die ans verbum sich zunächst an schließsen- den nominalstämme (participien und infinitive) und verwantes. I. Adjectiva (participien). Anm. Die scheidung in adjectiva und substantiva gehört eigentlich nicht in eine nur morphologische betrachtung, da der form nach beide nicht verschiden sind, sondern nur der function nach. Wir konten daher dise trennung im folgenden auch nicht überall fest halten, und so finden sich z. b. die griechischen infinitive auf -μεναι, -μεν, die nomina agentis auf -tar und andere substan- tiva in dem abschnitte über die participien gleicher stamform mit behandelt. Doch glaubten wir vom bräuchlichen nicht alzu ser ab weichen zu sollen und verstatteten daher der function der formen hier einigen einfluß auf die anordnung des stoffes. Das participium activi auf -ant, -nt, vom stamme des praesens und somit auch von dem des mittels eines praesens der wurzel as gebildeten futurum und des aorists. Stämme, auf consonanten auß lautend, erhalten -ant, solche auf vocale, -nt. Beispile. Ind. Urspr. Praes. as-ant, wurz. as (esse), prae- sensstamm eben so; bhara-nt, wurz. bhar (ferre), praesensstamm bhara; starna-nt, wurz. star (sternere), praesensstamm starna u. s. f.; fut. dâ-sja-nt, wurz. da (dare), sja für as-ja ist der zur bildung des futurs an tretende, mittels ja gebildete prae- sensstamm von wurz. as; einfacher aorist z. b. vavaka-nt, wurz. vak (loqui), aoriststamm vavaka; zusammen gesezter aorist z. b. diksa-nt, wurz. dik (monstrare), aoriststamm diksa u. s. f. Dise stämme gelten ursprünglich für alle genera. Altindisch. Suffix -ant, auch an die praesensstämme auf u tretend, und -nt, wie in der ind. ursprache. Nur die älteste sprache kent dise bildung noch vom aoriststamme. Redupli- cierte stämme verlieren das n und haben nur -at, -t als suffix. Das femininum zeigt einen anderen, durch ja weiter gebildeten stamm; für jâ (das femininum steigert fast in allen casus den stammaußlaut a, s. unten) tritt jedoch mit nicht seltener zusam- menziehung î ein (§. 15, c), vor welchem î häufig das n des zu grunde ligenden stammes schwindet.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/38
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/38>, abgerufen am 21.11.2024.