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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Zusammen ges. neubildungen; Latein.
formen des futurum exactum und des optativ perfecti wie§. 301.
habessit, prohibessit, welche auf *habev-sit, *habevi-sit hin wei-
sen. Bei den stämmen auf a findet in formen wie nec-ui, ne-
ben neca-vi, son-ui zu sona-re u. s. f. änlicher vorgang statt.
Nicht selten findet sich dise bildung des perfects auch bei stam-
verben, so bei wurzeln auf vocale, z. b. cre-vi, gno-vi, ferner
bei wurzeln auf r, l, m, n wie aper-ui, ser-ui, vol-ui, col-ui,
con-sul-ui, frem-ui, trem-ui, vom-ui, gen-ui, ten-ui
(vgl. tetini;
teneo
ist also stamverbum). Vereinzelt nach andern consonan-
ten, wie rap-ui, strep-ui; besonders nach zwei consonanten,
wie in frend-ui, stert-ui, tex-ui.

Seltsame und offenbar junge bildungen sind messui, vgl.
messum auß *met-tum (met-o); nexui, vgl. nexum; pexui.

3. Futurum exactum. Es ligt, wie der optativ per-
fecti und plusquamperfecti, in zweierlei bildung vor:

a. älteste bildung. An den alten, auf den wurzelaußlaut
endenden, in der wurzelsilbe noch ungeschwächten, aber der
reduplication verlustigen perfectstamm tritt -so, -sis u. s. f.,
die praesensform V in futurbeziehung von wurz. es, also auß
*esio, *esis = ero, eris u. s. f. verkürzt; z. b. capso auß
*cecap-so (vgl. *peprag-so, osk. fefac-ust), ac-cep-so; ferner
rapsit, axo, faxo (effexis, effexit), noxit, incensit, occisit u a.
für *cend-sit, *caed-sit u. s. f., nach der regel; s in *caesit
u. änl. für ds, ts, weshalb es nicht in r über geht.

b. jüngere bildung; -so, -sis tritt an den perfectstamm auf
i, z. b. dede-ro, d. i. *dedi-so (§. 52), stete-ro, scripse-ro,
amave-ro; dixis
wol für *dic-si-sis (wie dixsti für dixisti);
jussit
für *jussi-sit; amasso für *amavi-so, *amav-so; pecassit
für *pecavi-sit, *pecav-sit; habessit für *habevi-sit, *habev-sit;
ss
ist hier also durch assimilation entstanden.

4. Optativ perfecti, sim auß siem, *esiem (§. 290, pg.
549) tritt an den perfectstamm (vgl. das passiv amatus sim),
z. b. *feci-siem, darauß fece-rim nach der regel. Wie im fu-
turum exactum so gibt es auch hier ältere formen, die den
außlaut i des perfectstammes noch nicht haben, wie (fe)fac-sim,
ob-jec-sim, au(d)-sim,
welche den beweis dafür liefern, daß

Zusammen ges. neubildungen; Latein.
formen des futurum exactum und des optativ perfecti wie§. 301.
habessit, prohibessit, welche auf *habêv-sit, *habêvi-sit hin wei-
sen. Bei den stämmen auf a findet in formen wie nec-ui, ne-
ben neca-vi, son-ui zu sona-re u. s. f. änlicher vorgang statt.
Nicht selten findet sich dise bildung des perfects auch bei stam-
verben, so bei wurzeln auf vocale, z. b. cre-vi, gno-vi, ferner
bei wurzeln auf r, l, m, n wie aper-ui, ser-ui, vol-ui, col-ui,
con-sul-ui, frem-ui, trem-ui, vom-ui, gen-ui, ten-ui
(vgl. tetini;
teneo
ist also stamverbum). Vereinzelt nach andern consonan-
ten, wie rap-ui, strep-ui; besonders nach zwei consonanten,
wie in frend-ui, stert-ui, tex-ui.

Seltsame und offenbar junge bildungen sind messui, vgl.
messum auß *met-tum (met-o); nexui, vgl. nexum; pexui.

3. Futurum exactum. Es ligt, wie der optativ per-
fecti und plusquamperfecti, in zweierlei bildung vor:

a. älteste bildung. An den alten, auf den wurzelaußlaut
endenden, in der wurzelsilbe noch ungeschwächten, aber der
reduplication verlustigen perfectstamm tritt -so, -sis u. s. f.,
die praesensform V in futurbeziehung von wurz. es, also auß
*esio, *esis = ero, eris u. s. f. verkürzt; z. b. capso auß
*cecap-so (vgl. *πεπραγ-σω, osk. fefac-ust), ac-cep-so; ferner
rapsit, axo, faxo (effexis, effexit), noxit, incensit, occisit u a.
für *cend-sit, *caed-sit u. s. f., nach der regel; s in *caesit
u. änl. für ds, ts, weshalb es nicht in r über geht.

b. jüngere bildung; -so, -sis tritt an den perfectstamm auf
i, z. b. dede-ro, d. i. *dedi-so (§. 52), stete-ro, scripse-ro,
amave-ro; dixis
wol für *dic-si-sis (wie dixsti für dixisti);
jussit
für *jussi-sit; amasso für *amavi-so, *amav-so; pecassit
für *pecavi-sit, *pecav-sit; habessit für *habevi-sit, *habev-sit;
ss
ist hier also durch assimilation entstanden.

4. Optativ perfecti, sim auß siem, *esiem (§. 290, pg.
549) tritt an den perfectstamm (vgl. das passiv amatus sim),
z. b. *feci-siem, darauß fece-rim nach der regel. Wie im fu-
turum exactum so gibt es auch hier ältere formen, die den
außlaut i des perfectstammes noch nicht haben, wie (fe)fac-sim,
ob-jec-sim, au(d)-sim,
welche den beweis dafür liefern, daß

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[625/0351] Zusammen ges. neubildungen; Latein. formen des futurum exactum und des optativ perfecti wie habessit, prohibessit, welche auf *habêv-sit, *habêvi-sit hin wei- sen. Bei den stämmen auf a findet in formen wie nec-ui, ne- ben neca-vi, son-ui zu sona-re u. s. f. änlicher vorgang statt. Nicht selten findet sich dise bildung des perfects auch bei stam- verben, so bei wurzeln auf vocale, z. b. cre-vi, gno-vi, ferner bei wurzeln auf r, l, m, n wie aper-ui, ser-ui, vol-ui, col-ui, con-sul-ui, frem-ui, trem-ui, vom-ui, gen-ui, ten-ui (vgl. tetini; teneo ist also stamverbum). Vereinzelt nach andern consonan- ten, wie rap-ui, strep-ui; besonders nach zwei consonanten, wie in frend-ui, stert-ui, tex-ui. §. 301. Seltsame und offenbar junge bildungen sind messui, vgl. messum auß *met-tum (met-o); nexui, vgl. nexum; pexui. 3. Futurum exactum. Es ligt, wie der optativ per- fecti und plusquamperfecti, in zweierlei bildung vor: a. älteste bildung. An den alten, auf den wurzelaußlaut endenden, in der wurzelsilbe noch ungeschwächten, aber der reduplication verlustigen perfectstamm tritt -so, -sis u. s. f., die praesensform V in futurbeziehung von wurz. es, also auß *esio, *esis = ero, eris u. s. f. verkürzt; z. b. capso auß *cecap-so (vgl. *πεπραγ-σω, osk. fefac-ust), ac-cep-so; ferner rapsit, axo, faxo (effexis, effexit), noxit, incensit, occisit u a. für *cend-sit, *caed-sit u. s. f., nach der regel; s in *caesit u. änl. für ds, ts, weshalb es nicht in r über geht. b. jüngere bildung; -so, -sis tritt an den perfectstamm auf i, z. b. dede-ro, d. i. *dedi-so (§. 52), stete-ro, scripse-ro, amave-ro; dixis wol für *dic-si-sis (wie dixsti für dixisti); jussit für *jussi-sit; amasso für *amavi-so, *amav-so; pecassit für *pecavi-sit, *pecav-sit; habessit für *habevi-sit, *habev-sit; ss ist hier also durch assimilation entstanden. 4. Optativ perfecti, sim auß siem, *esiem (§. 290, pg. 549) tritt an den perfectstamm (vgl. das passiv amatus sim), z. b. *feci-siem, darauß fece-rim nach der regel. Wie im fu- turum exactum so gibt es auch hier ältere formen, die den außlaut i des perfectstammes noch nicht haben, wie (fe)fac-sim, ob-jec-sim, au(d)-sim, welche den beweis dafür liefern, daß

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/351>, abgerufen am 22.11.2024.