Schleicher, August: Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft. Weimar, 1863.samen Erlöschen zu, ohne irgendwo auf der Erd-Oberfläche So ist es begreiflich, dass die Ausbreitung herrschen- An diesen Worten Darwins braucht man auch nicht ein Durch den massenhaften Untergang von Sprachen star- samen Erlöschen zu, ohne irgendwo auf der Erd-Oberfläche So ist es begreiflich, dass die Ausbreitung herrschen- An diesen Worten Darwins braucht man auch nicht ein Durch den massenhaften Untergang von Sprachen star- <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0030" n="28"/> samen Erlöschen zu, ohne irgendwo auf der Erd-Oberfläche<lb/> eine abgeänderte Nachkommenschaft zu hinterlassen. Aber<lb/> das gänzliche Erlöschen einer Arten-Gruppe mag oft ein<lb/> sehr langsamer Prozess sein, wenn einzelne Arten in ge-<lb/> schützten oder abgeschlossenen Standorten kümmernd noch<lb/> eine Zeit lang fortleben können [bei Sprachen pflegt diess<lb/> in Gebirgen der Fall zu sein, ich erinnere z. B. an das<lb/> Baskische der Pyrenäen, den Rest einer nachweislich früher<lb/> weit verbreiteten Sprache; ähnlich verhält es sich im Kau-<lb/> kasus und sonst]. Ist eine Gruppe einmal untergegangen,<lb/> so kann sie nie wieder erscheinen, weil ein Glied aus der<lb/> Generationen-Reihe zerbrochen ist.</p><lb/> <p>So ist es begreiflich, dass die Ausbreitung herrschen-<lb/> der Lebensformen, welche eben am öftesten variiren, mit<lb/> der Länge der Zeit die Erde mit nahe verwandten jedoch<lb/> modifizirten Formen bevölkern, denen es sodann gewöhn-<lb/> lich gelingt, die Plätze jener Arten-Gruppen einzunehmen,<lb/> welche ihnen im Kampfe ums Dasein unterliegen.’</p><lb/> <p>An diesen Worten Darwins braucht man auch nicht ein<lb/> einziges zu ändern um sie auf die Sprachen anzuwenden.<lb/> Darwin schildert in den angeführten Zeilen völlig treffend<lb/> die Vorgänge beim Kampfe der Sprachen um ihre Existenz.<lb/> In der gegenwärtigen Lebensperiode der Menschheit sind<lb/> vor allem die Sprachen indogermanischen Stammes die Sie-<lb/> ger im Kampfe ums Dasein; sie sind in fortwährender Aus-<lb/> breitung begriffen und haben bereits zahlreichen andern<lb/> Sprachen den Boden entzogen. Von der Menge ihrer Arten<lb/> und Unterarten zeugt der oben angedeutete Stammbaum<lb/> derselben.</p><lb/> <p>Durch den massenhaften Untergang von Sprachen star-<lb/> ben nun manche Mittelformen aus, durch die Wanderungen<lb/></p> </body> </text> </TEI> [28/0030]
samen Erlöschen zu, ohne irgendwo auf der Erd-Oberfläche
eine abgeänderte Nachkommenschaft zu hinterlassen. Aber
das gänzliche Erlöschen einer Arten-Gruppe mag oft ein
sehr langsamer Prozess sein, wenn einzelne Arten in ge-
schützten oder abgeschlossenen Standorten kümmernd noch
eine Zeit lang fortleben können [bei Sprachen pflegt diess
in Gebirgen der Fall zu sein, ich erinnere z. B. an das
Baskische der Pyrenäen, den Rest einer nachweislich früher
weit verbreiteten Sprache; ähnlich verhält es sich im Kau-
kasus und sonst]. Ist eine Gruppe einmal untergegangen,
so kann sie nie wieder erscheinen, weil ein Glied aus der
Generationen-Reihe zerbrochen ist.
So ist es begreiflich, dass die Ausbreitung herrschen-
der Lebensformen, welche eben am öftesten variiren, mit
der Länge der Zeit die Erde mit nahe verwandten jedoch
modifizirten Formen bevölkern, denen es sodann gewöhn-
lich gelingt, die Plätze jener Arten-Gruppen einzunehmen,
welche ihnen im Kampfe ums Dasein unterliegen.’
An diesen Worten Darwins braucht man auch nicht ein
einziges zu ändern um sie auf die Sprachen anzuwenden.
Darwin schildert in den angeführten Zeilen völlig treffend
die Vorgänge beim Kampfe der Sprachen um ihre Existenz.
In der gegenwärtigen Lebensperiode der Menschheit sind
vor allem die Sprachen indogermanischen Stammes die Sie-
ger im Kampfe ums Dasein; sie sind in fortwährender Aus-
breitung begriffen und haben bereits zahlreichen andern
Sprachen den Boden entzogen. Von der Menge ihrer Arten
und Unterarten zeugt der oben angedeutete Stammbaum
derselben.
Durch den massenhaften Untergang von Sprachen star-
ben nun manche Mittelformen aus, durch die Wanderungen
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