"ist er auch in den Olymp gekom- "men. Nicht so dieser Prometheus, "der Erfinder der Erziehung und Auf- "klärung. Von ihm habt ihr es, daß "ihr nie ruhig seyn könnt, und euch "immer so treibt; daher kommt es, "daß ihr, wenn ihr sonst gar nichts "zu thun habt, auf eine alberne "Weise sogar nach Charakter streben "müßt, oder euch einer den andern "beobachten und ergründen wollt. "Ein solches Beginnen ist niederträch- "tig. Prometheus aber, weil er die "Menschen zur Arbeit verführt hat, "so muß er nun auch arbeiten, er "mag wollen oder nicht. Er wird "noch Langeweile genug haben, und "nie von seinen Fesseln frey werden." Da dies die Zuschauer hörten, brachen
»iſt er auch in den Olymp gekom- »men. Nicht ſo dieſer Prometheus, »der Erfinder der Erziehung und Auf- »klärung. Von ihm habt ihr es, daß »ihr nie ruhig ſeyn könnt, und euch »immer ſo treibt; daher kommt es, »daß ihr, wenn ihr ſonſt gar nichts »zu thun habt, auf eine alberne »Weiſe ſogar nach Charakter ſtreben »müßt, oder euch einer den andern »beobachten und ergründen wollt. »Ein ſolches Beginnen iſt niederträch- »tig. Prometheus aber, weil er die »Menſchen zur Arbeit verführt hat, »ſo muß er nun auch arbeiten, er »mag wollen oder nicht. Er wird »noch Langeweile genug haben, und »nie von ſeinen Feſſeln frey werden.« Da dies die Zuſchauer hörten, brachen
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»iſt er auch in den Olymp gekom-
»men. Nicht ſo dieſer Prometheus,
»der Erfinder der Erziehung und Auf-
»klärung. Von ihm habt ihr es, daß
»ihr nie ruhig ſeyn könnt, und euch
»immer ſo treibt; daher kommt es,
»daß ihr, wenn ihr ſonſt gar nichts
»zu thun habt, auf eine alberne
»Weiſe ſogar nach Charakter ſtreben
»müßt, oder euch einer den andern
»beobachten und ergründen wollt.
»Ein ſolches Beginnen iſt niederträch-
»tig. Prometheus aber, weil er die
»Menſchen zur Arbeit verführt hat,
»ſo muß er nun auch arbeiten, er
»mag wollen oder nicht. Er wird
»noch Langeweile genug haben, und
»nie von ſeinen Feſſeln frey werden.«
Da dies die Zuſchauer hörten, brachen
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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/98>, abgerufen am 22.11.2024.
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