Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.An wen sollte also wohl die Rhe- An wen ſollte alſo wohl die Rhe- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0065" n="60"/> <p>An wen ſollte alſo wohl die Rhe-<lb/> torik der Liebe ihre Apologie der<lb/> Natur und der Unſchuld richten als<lb/> an alle Frauen, in deren zarten<lb/> Herzen das heilige Feuer der gött-<lb/> lichen Wolluſt tief verſchloſſen ruht,<lb/> und nie ganz verlöſchen kann, wenn<lb/> es auch noch ſo ſehr verwahrloſt und<lb/> verunreinigt wird? Nächſtdem frey-<lb/> lich auch an die Jünglinge, und an<lb/> die Männer die noch Jünglinge ge-<lb/> blieben ſind. Bey dieſen iſt aber<lb/> ſchon ein großer Unterſchied zu ma-<lb/> chen. Man könnte alle Jünglinge<lb/> eintheilen in ſolche, die das haben,<lb/> was Diderot die Empfindung des<lb/> Fleiſches nennt, und in ſolche die es<lb/> nicht haben. Eine ſeltne Gabe!<lb/> Viele Maler von Talent und Ein-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0065]
An wen ſollte alſo wohl die Rhe-
torik der Liebe ihre Apologie der
Natur und der Unſchuld richten als
an alle Frauen, in deren zarten
Herzen das heilige Feuer der gött-
lichen Wolluſt tief verſchloſſen ruht,
und nie ganz verlöſchen kann, wenn
es auch noch ſo ſehr verwahrloſt und
verunreinigt wird? Nächſtdem frey-
lich auch an die Jünglinge, und an
die Männer die noch Jünglinge ge-
blieben ſind. Bey dieſen iſt aber
ſchon ein großer Unterſchied zu ma-
chen. Man könnte alle Jünglinge
eintheilen in ſolche, die das haben,
was Diderot die Empfindung des
Fleiſches nennt, und in ſolche die es
nicht haben. Eine ſeltne Gabe!
Viele Maler von Talent und Ein-
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