Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.war er fern und ich sah nur noch war er fern und ich ſah nur noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0048" n="43"/> war er fern und ich ſah nur noch<lb/> eben, daß er ſich auf ein Roß<lb/> ſchwang und davon eilte als wollte<lb/> er den lauen Abendwind überflügeln<lb/> und ſeiner Langſamkeit ſpotten. Auf<lb/> dem Hügel zeigte ſich ein Ritter in<lb/> voller Rüſtung, groß und hehr von<lb/> Geſtalt, beynah ein Rieſe: aber die<lb/> genaue Richtigkeit ſeines Wuchſes<lb/> und ſeiner Bildung nebſt der treu-<lb/> herzigen Freundlichkeit in ſeinen be-<lb/> deutenden Blicken und umſtändlichen<lb/> Gebehrden gab ihm dennoch eine<lb/> gewiſſe altväteriſche Zierlichkeit. Er<lb/> neigte ſich gegen die untergehende<lb/> Sonne, ließ ſich langſam auf ein<lb/> Knie nieder und ſchien mit großer<lb/> Inbrunſt zu beten, die rechte Hand<lb/> aufs Herz, die linke an der Stirn.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0048]
war er fern und ich ſah nur noch
eben, daß er ſich auf ein Roß
ſchwang und davon eilte als wollte
er den lauen Abendwind überflügeln
und ſeiner Langſamkeit ſpotten. Auf
dem Hügel zeigte ſich ein Ritter in
voller Rüſtung, groß und hehr von
Geſtalt, beynah ein Rieſe: aber die
genaue Richtigkeit ſeines Wuchſes
und ſeiner Bildung nebſt der treu-
herzigen Freundlichkeit in ſeinen be-
deutenden Blicken und umſtändlichen
Gebehrden gab ihm dennoch eine
gewiſſe altväteriſche Zierlichkeit. Er
neigte ſich gegen die untergehende
Sonne, ließ ſich langſam auf ein
Knie nieder und ſchien mit großer
Inbrunſt zu beten, die rechte Hand
aufs Herz, die linke an der Stirn.
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