Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

auch die Natur im Menschen zu
ihrer ursprünglichen Göttlichkeit zu-
rück. Die Wollust wird in der ein-
samen Umarmung der Liebenden wie-
der, was sie im großen Ganzen ist
-- das heiligste Wunder der Natur;
und was für andre nur etwas ist,
dessen sie sich mit Recht schämen
müssen, wird für uns wieder, was
es an und für sich ist, das reine
Feuer der edelsten Lebenskraft.



Drei Dinge wird unser Kind ge-
wiß haben: viel Muthwillen, ein
ernsthaftes Gesicht und etwas Anla-
ge zur Kunst. Alles andre erwarte
ich mit stiller Ergebung. Sohn oder
Tochter, darüber kann ich keinen be-

auch die Natur im Menſchen zu
ihrer urſprünglichen Göttlichkeit zu-
rück. Die Wolluſt wird in der ein-
ſamen Umarmung der Liebenden wie-
der, was ſie im großen Ganzen iſt
— das heiligſte Wunder der Natur;
und was für andre nur etwas iſt,
deſſen ſie ſich mit Recht ſchämen
müſſen, wird für uns wieder, was
es an und für ſich iſt, das reine
Feuer der edelſten Lebenskraft.



Drei Dinge wird unſer Kind ge-
wiß haben: viel Muthwillen, ein
ernſthaftes Geſicht und etwas Anla-
ge zur Kunſt. Alles andre erwarte
ich mit ſtiller Ergebung. Sohn oder
Tochter, darüber kann ich keinen be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0250" n="245"/>
auch die Natur im Men&#x017F;chen zu<lb/>
ihrer ur&#x017F;prünglichen Göttlichkeit zu-<lb/>
rück. Die Wollu&#x017F;t wird in der ein-<lb/>
&#x017F;amen Umarmung der Liebenden wie-<lb/>
der, was &#x017F;ie im großen Ganzen i&#x017F;t<lb/>
&#x2014; das heilig&#x017F;te Wunder der Natur;<lb/>
und was für andre nur etwas i&#x017F;t,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich mit Recht &#x017F;chämen<lb/>&#x017F;&#x017F;en, wird für uns wieder, was<lb/>
es an und für &#x017F;ich i&#x017F;t, das reine<lb/>
Feuer der edel&#x017F;ten Lebenskraft.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>Drei Dinge wird un&#x017F;er Kind ge-<lb/>
wiß haben: viel Muthwillen, ein<lb/>
ern&#x017F;thaftes Ge&#x017F;icht und etwas Anla-<lb/>
ge zur Kun&#x017F;t. Alles andre erwarte<lb/>
ich mit &#x017F;tiller Ergebung. Sohn oder<lb/>
Tochter, darüber kann ich keinen be-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0250] auch die Natur im Menſchen zu ihrer urſprünglichen Göttlichkeit zu- rück. Die Wolluſt wird in der ein- ſamen Umarmung der Liebenden wie- der, was ſie im großen Ganzen iſt — das heiligſte Wunder der Natur; und was für andre nur etwas iſt, deſſen ſie ſich mit Recht ſchämen müſſen, wird für uns wieder, was es an und für ſich iſt, das reine Feuer der edelſten Lebenskraft. Drei Dinge wird unſer Kind ge- wiß haben: viel Muthwillen, ein ernſthaftes Geſicht und etwas Anla- ge zur Kunſt. Alles andre erwarte ich mit ſtiller Ergebung. Sohn oder Tochter, darüber kann ich keinen be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/250
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/250>, abgerufen am 23.11.2024.