Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.er erwacht nicht, und er weiß nicht er erwacht nicht, und er weiß nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0222" n="217"/> er erwacht nicht, und er weiß nicht<lb/> was in ihm vorgeht. Erſt nachdem<lb/> der Reiz des äußern Lebens, durch<lb/> ein innres Echo vervielfältigt und<lb/> verſtärkt, ſein ganzes Weſen überall<lb/> durchdrungen hat, ſchlägt er das<lb/> Auge auf, frohlockend über die Son-<lb/> ne, und erinnert ſich jetzt an die<lb/> Zauberwelt die er im Schimmer des<lb/> blaſſen Mondes ſah. Die wunder-<lb/> bare Stimme, die ihn weckte, iſt<lb/> ihm geblieben, aber ſie tönt nun ſtatt<lb/> der Antwort von den äußern Ge-<lb/> genſtänden zurück; und wenn er<lb/> dem Geheimniß ſeines Daſeyns mit<lb/> kindlicher Schüchternheit zu entfliehen<lb/> ſtrebt, das Unbekannte mit ſchöner<lb/> Neugier ſuchend, vernimmt er über-<lb/> all nur den Nachhall ſeiner eignen<lb/> Sehnſucht.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0222]
er erwacht nicht, und er weiß nicht
was in ihm vorgeht. Erſt nachdem
der Reiz des äußern Lebens, durch
ein innres Echo vervielfältigt und
verſtärkt, ſein ganzes Weſen überall
durchdrungen hat, ſchlägt er das
Auge auf, frohlockend über die Son-
ne, und erinnert ſich jetzt an die
Zauberwelt die er im Schimmer des
blaſſen Mondes ſah. Die wunder-
bare Stimme, die ihn weckte, iſt
ihm geblieben, aber ſie tönt nun ſtatt
der Antwort von den äußern Ge-
genſtänden zurück; und wenn er
dem Geheimniß ſeines Daſeyns mit
kindlicher Schüchternheit zu entfliehen
ſtrebt, das Unbekannte mit ſchöner
Neugier ſuchend, vernimmt er über-
all nur den Nachhall ſeiner eignen
Sehnſucht.
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