sogleich erfüllt würden. Ein ande- resmal lachte er lauter über seine alte Heftigkeit nach so langem Ent- halten, da ihm eine schnelle Gele- genheit einen frischen Genuß anbot, und sein Gemüth durch einen Ro- man, der in wenigen Minuten an- gefangen, vollendet und beschlossen war, wenigstens von einigem Brenn- stoff befreyte und erleichterte.
Einem sehr gebildeten Mädchen gefiel er, weil er ihr seelenvolles Gespräch und ihren schönen Geist mit sichtbarer Innigkeit bewunderte, und ihr, ohne eine Schmeicheley aus- zusprechen, bloß durch die Art seines Umgangs huldigte, so gut, daß sie ihm nach und nach alles erlaubte, außer das letzte. Und selbst diese
ſogleich erfüllt würden. Ein ande- resmal lachte er lauter über ſeine alte Heftigkeit nach ſo langem Ent- halten, da ihm eine ſchnelle Gele- genheit einen friſchen Genuß anbot, und ſein Gemüth durch einen Ro- man, der in wenigen Minuten an- gefangen, vollendet und beſchloſſen war, wenigſtens von einigem Brenn- ſtoff befreyte und erleichterte.
Einem ſehr gebildeten Mädchen gefiel er, weil er ihr ſeelenvolles Geſpräch und ihren ſchönen Geiſt mit ſichtbarer Innigkeit bewunderte, und ihr, ohne eine Schmeicheley aus- zuſprechen, bloß durch die Art ſeines Umgangs huldigte, ſo gut, daß ſie ihm nach und nach alles erlaubte, außer das letzte. Und ſelbſt dieſe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0192"n="187"/>ſogleich erfüllt würden. Ein ande-<lb/>
resmal lachte er lauter über ſeine<lb/>
alte Heftigkeit nach ſo langem Ent-<lb/>
halten, da ihm eine ſchnelle Gele-<lb/>
genheit einen friſchen Genuß anbot,<lb/>
und ſein Gemüth durch einen Ro-<lb/>
man, der in wenigen Minuten an-<lb/>
gefangen, vollendet und beſchloſſen<lb/>
war, wenigſtens von einigem Brenn-<lb/>ſtoff befreyte und erleichterte.</p><lb/><p>Einem ſehr gebildeten Mädchen<lb/>
gefiel er, weil er ihr ſeelenvolles<lb/>
Geſpräch und ihren ſchönen Geiſt<lb/>
mit ſichtbarer Innigkeit bewunderte,<lb/>
und ihr, ohne eine Schmeicheley aus-<lb/>
zuſprechen, bloß durch die Art ſeines<lb/>
Umgangs huldigte, ſo gut, daß ſie<lb/>
ihm nach und nach alles erlaubte,<lb/>
außer das letzte. Und ſelbſt dieſe<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[187/0192]
ſogleich erfüllt würden. Ein ande-
resmal lachte er lauter über ſeine
alte Heftigkeit nach ſo langem Ent-
halten, da ihm eine ſchnelle Gele-
genheit einen friſchen Genuß anbot,
und ſein Gemüth durch einen Ro-
man, der in wenigen Minuten an-
gefangen, vollendet und beſchloſſen
war, wenigſtens von einigem Brenn-
ſtoff befreyte und erleichterte.
Einem ſehr gebildeten Mädchen
gefiel er, weil er ihr ſeelenvolles
Geſpräch und ihren ſchönen Geiſt
mit ſichtbarer Innigkeit bewunderte,
und ihr, ohne eine Schmeicheley aus-
zuſprechen, bloß durch die Art ſeines
Umgangs huldigte, ſo gut, daß ſie
ihm nach und nach alles erlaubte,
außer das letzte. Und ſelbſt dieſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/192>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.