Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

und kalt seyn, und nachher wie du
mich endlich fester an dich zogst,
machtest du in demselben Augenblick
ein Gesicht, als wenn dir etwas
weh thäte, als ob es dir leid wäre,
daß du meine Gluth erwiedertest.
Was ist dir? du weinst? Verbirg
nicht dein Gesicht! Sieh mich an,
Geliebte! -- O laß mich hier an
dich liegen, ich kann dir nicht in die
Augen sehen. Es war recht schlecht
von mir, Julius! Kannst du mir
verzeihen, du liebenswürdiger Mann!
Wirst du mich nicht verlassen? kannst
du mich noch lieben? -- Komm zu
mir, mein süßes Weib! hier an mei-
nem Herzen. Weißt du noch neu-
lich, wie schön es war, wie du in
meinen Armen weintest? wie leicht

und kalt ſeyn, und nachher wie du
mich endlich feſter an dich zogſt,
machteſt du in demſelben Augenblick
ein Geſicht, als wenn dir etwas
weh thäte, als ob es dir leid wäre,
daß du meine Gluth erwiederteſt.
Was iſt dir? du weinſt? Verbirg
nicht dein Geſicht! Sieh mich an,
Geliebte! — O laß mich hier an
dich liegen, ich kann dir nicht in die
Augen ſehen. Es war recht ſchlecht
von mir, Julius! Kannſt du mir
verzeihen, du liebenswürdiger Mann!
Wirſt du mich nicht verlaſſen? kannſt
du mich noch lieben? — Komm zu
mir, mein ſüßes Weib! hier an mei-
nem Herzen. Weißt du noch neu-
lich, wie ſchön es war, wie du in
meinen Armen weinteſt? wie leicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0105" n="100"/>
und kalt &#x017F;eyn, und nachher wie du<lb/>
mich endlich fe&#x017F;ter an dich zog&#x017F;t,<lb/>
machte&#x017F;t du in dem&#x017F;elben Augenblick<lb/>
ein Ge&#x017F;icht, als wenn dir etwas<lb/>
weh thäte, als ob es dir leid wäre,<lb/>
daß du meine Gluth erwiederte&#x017F;t.<lb/>
Was i&#x017F;t dir? du wein&#x017F;t? Verbirg<lb/>
nicht dein Ge&#x017F;icht! Sieh mich an,<lb/>
Geliebte! &#x2014; O laß mich hier an<lb/>
dich liegen, ich kann dir nicht in die<lb/>
Augen &#x017F;ehen. Es war recht &#x017F;chlecht<lb/>
von mir, Julius! Kann&#x017F;t du mir<lb/>
verzeihen, du liebenswürdiger Mann!<lb/>
Wir&#x017F;t du mich nicht verla&#x017F;&#x017F;en? kann&#x017F;t<lb/>
du mich noch lieben? &#x2014; Komm zu<lb/>
mir, mein &#x017F;üßes Weib! hier an mei-<lb/>
nem Herzen. Weißt du noch neu-<lb/>
lich, wie &#x017F;chön es war, wie du in<lb/>
meinen Armen weinte&#x017F;t? wie leicht<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0105] und kalt ſeyn, und nachher wie du mich endlich feſter an dich zogſt, machteſt du in demſelben Augenblick ein Geſicht, als wenn dir etwas weh thäte, als ob es dir leid wäre, daß du meine Gluth erwiederteſt. Was iſt dir? du weinſt? Verbirg nicht dein Geſicht! Sieh mich an, Geliebte! — O laß mich hier an dich liegen, ich kann dir nicht in die Augen ſehen. Es war recht ſchlecht von mir, Julius! Kannſt du mir verzeihen, du liebenswürdiger Mann! Wirſt du mich nicht verlaſſen? kannſt du mich noch lieben? — Komm zu mir, mein ſüßes Weib! hier an mei- nem Herzen. Weißt du noch neu- lich, wie ſchön es war, wie du in meinen Armen weinteſt? wie leicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/105
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/105>, abgerufen am 22.11.2024.