Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.Veda's in echter Gestalt sammt den alten Wör- So wie die Sitten und die Verfassung Veda’s in echter Geſtalt ſammt den alten Woͤr- So wie die Sitten und die Verfaſſung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="67"/> Veda’s in echter Geſtalt ſammt den alten Woͤr-<lb/> terbuͤchern daruͤber vor uns haben, welche die<lb/> betraͤchtliche Verſchiedenheit der Sprache in den<lb/> Veda’s ſelbſt vom Samſkrit ſchon in fruͤhen Zei-<lb/> ten nothwendig machte. Die Sage vom Ramo,<lb/> der als Eroberer uͤber wilde Staͤmme im Suͤden<lb/> dargeſtellt wird, koͤnnte auf die Vermuthung fuͤh-<lb/> ren, daß die indiſche Sprache auch ſchon in der<lb/> fruͤheſten Zeit betraͤchtliche fremdartige Einmi-<lb/> ſchung von einverleibten Voͤlkerſchaften erlitten<lb/> habe. Der eigentliche Sitz indiſcher Bildung<lb/> und Sage iſt in dem noͤrdlichen Theile des Lan-<lb/> des; auf Ceylan finden wir noch jetzt den frem-<lb/> den Stamm der Cingaleſen, der ehedem vielleicht<lb/> ſich weiter erſtrecken konnte. Doch ſpricht die<lb/> regelmaͤßig einfache Structur und Gleichfoͤrmig-<lb/> keit der indiſchen Sprache dafuͤr, daß die Ein-<lb/> miſchung wohl nicht ſo verſchiedenartig und ge-<lb/> waltſam ſein konnte, als die, welche alle uͤbrigen<lb/> Sprachen der gleichen Gattung erfahren haben.</p><lb/> <p>So wie die Sitten und die Verfaſſung<lb/> der Indier uͤberhaupt weniger oder doch viel<lb/> langſamer veraͤndert worden als die andrer Voͤl-<lb/> ker, ſo iſt daſſelbe von ihrer Sprache ſchon<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0086]
Veda’s in echter Geſtalt ſammt den alten Woͤr-
terbuͤchern daruͤber vor uns haben, welche die
betraͤchtliche Verſchiedenheit der Sprache in den
Veda’s ſelbſt vom Samſkrit ſchon in fruͤhen Zei-
ten nothwendig machte. Die Sage vom Ramo,
der als Eroberer uͤber wilde Staͤmme im Suͤden
dargeſtellt wird, koͤnnte auf die Vermuthung fuͤh-
ren, daß die indiſche Sprache auch ſchon in der
fruͤheſten Zeit betraͤchtliche fremdartige Einmi-
ſchung von einverleibten Voͤlkerſchaften erlitten
habe. Der eigentliche Sitz indiſcher Bildung
und Sage iſt in dem noͤrdlichen Theile des Lan-
des; auf Ceylan finden wir noch jetzt den frem-
den Stamm der Cingaleſen, der ehedem vielleicht
ſich weiter erſtrecken konnte. Doch ſpricht die
regelmaͤßig einfache Structur und Gleichfoͤrmig-
keit der indiſchen Sprache dafuͤr, daß die Ein-
miſchung wohl nicht ſo verſchiedenartig und ge-
waltſam ſein konnte, als die, welche alle uͤbrigen
Sprachen der gleichen Gattung erfahren haben.
So wie die Sitten und die Verfaſſung
der Indier uͤberhaupt weniger oder doch viel
langſamer veraͤndert worden als die andrer Voͤl-
ker, ſo iſt daſſelbe von ihrer Sprache ſchon
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Zitationshilfe: | Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/86>, abgerufen am 25.07.2024. |