schaft des Persischen mit dem Deutschen ist aus- serdem so groß, daß die Hoffnung wohl nicht übertrieben wäre, hier vielleicht manches zu finden, wodurch eins oder das andre in der ältesten ger- manischen Geschichte mehr erklärt würde. Wer das Persische zu seinem Hauptstudium erwählen will, sollte sich auch die slavischen Sprachen zu eigen zu machen suchen. Ihre Vergleichung, ihre Aehnlichkeit und Unähnlichkeit kann vielleicht über manches Licht geben, was die Alten aus früher Zeit von Kriegen der Perser und Scythen berichten, und was jetzt einzeln und unerklärt da steht.
In der deutschen Grammatik finden sich außer denen, die sie mit der persischen gemein hat, noch mehre andre Uebereinstimmungen mit der griechischen und indischen. Im Deutschen wie im Indischen durchgängig ist n Kennzeichen des Accusativs, s des Genitivs. Die Endsylbe tvon bildet im Indischen die Substantiva der Beschaffenheit, grade so wie das Deutsche thum gebraucht wird. Der Conjunktiv wird zum Theil durch eine Veränderung des Vokals be- zeichnet, wie in allen Sprachen, die der alten
ſchaft des Perſiſchen mit dem Deutſchen iſt auſ- ſerdem ſo groß, daß die Hoffnung wohl nicht uͤbertrieben waͤre, hier vielleicht manches zu finden, wodurch eins oder das andre in der aͤlteſten ger- maniſchen Geſchichte mehr erklaͤrt wuͤrde. Wer das Perſiſche zu ſeinem Hauptſtudium erwaͤhlen will, ſollte ſich auch die ſlaviſchen Sprachen zu eigen zu machen ſuchen. Ihre Vergleichung, ihre Aehnlichkeit und Unaͤhnlichkeit kann vielleicht uͤber manches Licht geben, was die Alten aus fruͤher Zeit von Kriegen der Perſer und Scythen berichten, und was jetzt einzeln und unerklaͤrt da ſteht.
In der deutſchen Grammatik finden ſich außer denen, die ſie mit der perſiſchen gemein hat, noch mehre andre Uebereinſtimmungen mit der griechiſchen und indiſchen. Im Deutſchen wie im Indiſchen durchgaͤngig iſt n Kennzeichen des Accuſativs, s des Genitivs. Die Endſylbe tvon bildet im Indiſchen die Subſtantiva der Beſchaffenheit, grade ſo wie das Deutſche thum gebraucht wird. Der Conjunktiv wird zum Theil durch eine Veraͤnderung des Vokals be- zeichnet, wie in allen Sprachen, die der alten
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ſchaft des Perſiſchen mit dem Deutſchen iſt auſ-
ſerdem ſo groß, daß die Hoffnung wohl nicht
uͤbertrieben waͤre, hier vielleicht manches zu finden,
wodurch eins oder das andre in der aͤlteſten ger-
maniſchen Geſchichte mehr erklaͤrt wuͤrde. Wer
das Perſiſche zu ſeinem Hauptſtudium erwaͤhlen
will, ſollte ſich auch die ſlaviſchen Sprachen zu
eigen zu machen ſuchen. Ihre Vergleichung,
ihre Aehnlichkeit und Unaͤhnlichkeit kann vielleicht
uͤber manches Licht geben, was die Alten aus
fruͤher Zeit von Kriegen der Perſer und Scythen
berichten, und was jetzt einzeln und unerklaͤrt
da ſteht.
In der deutſchen Grammatik finden ſich
außer denen, die ſie mit der perſiſchen gemein
hat, noch mehre andre Uebereinſtimmungen mit
der griechiſchen und indiſchen. Im Deutſchen
wie im Indiſchen durchgaͤngig iſt n Kennzeichen
des Accuſativs, s des Genitivs. Die Endſylbe
tvon bildet im Indiſchen die Subſtantiva der
Beſchaffenheit, grade ſo wie das Deutſche thum
gebraucht wird. Der Conjunktiv wird zum
Theil durch eine Veraͤnderung des Vokals be-
zeichnet, wie in allen Sprachen, die der alten
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/51>, abgerufen am 22.11.2024.
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