Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Gaudiv 1) auch sinkt aus der Hand mir, die
Haut selber am Leibe dorrt,
Nicht vermag ich zu stehn fürder, und es schwankt
mir schwindend der Geist.
Anzeichen seh' ich, unseelge, um mich her hier,
o Keshovo! 2)
Und kein Heil mag ich erspähen nach der Bluts-
freunde Mord im Kampf.
Nicht begehr' ich den Sieg Krishno! keine
Freuden noch Königthum.
Was frommt König sein, Göttlicher! was wohl
Reichthum, das Leben selbst,
Wenn jene, um welche werth uns Königthum,
Reichthum und Freuden sind,
Dort zum Kampfe gerüstet stehn, Reichthum nicht
achtend und Leben nicht.
Lebrer und Väter und Söhne, selbst Großväter,
dazwischen auch
Oheim' und Blutsfreund' und Enkel, Schwäher
und nah verbunden dann.
Nicht begehr' ich zu morden die, morden sie mich
auch, Göttlicher!
Für der drei Welten Herrschaft nicht, wie sollt'
ichs um die Erde thun?
1) Gandiv, der Bogen des Orjun.
2) Keshovo, der Lockige, ein Beinahme des Krishno, welcher an
ähnliche des Apollo erinnert.
Gaudiv 1) auch ſinkt aus der Hand mir, die
Haut ſelber am Leibe dorrt,
Nicht vermag ich zu ſtehn fürder, und es ſchwankt
mir ſchwindend der Geiſt.
Anzeichen ſeh’ ich, unſeelge, um mich her hier,
o Keſhovo! 2)
Und kein Heil mag ich erſpähen nach der Bluts-
freunde Mord im Kampf.
Nicht begehr’ ich den Sieg Kriſhno! keine
Freuden noch Königthum.
Was frommt König ſein, Göttlicher! was wohl
Reichthum, das Leben ſelbſt,
Wenn jene, um welche werth uns Königthum,
Reichthum und Freuden ſind,
Dort zum Kampfe gerüſtet ſtehn, Reichthum nicht
achtend und Leben nicht.
Lebrer und Väter und Söhne, ſelbſt Großväter,
dazwiſchen auch
Oheim’ und Blutsfreund’ und Enkel, Schwäher
und nah verbunden dann.
Nicht begehr’ ich zu morden die, morden ſie mich
auch, Göttlicher!
Für der drei Welten Herrſchaft nicht, wie ſollt’
ichs um die Erde thun?
1) Gandiv, der Bogen des Orjun.
2) Keſhovo, der Lockige, ein Beinahme des Kriſhno, welcher an
ähnliche des Apollo erinnert.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0307" n="288"/>
              <l><hi rendition="#g">Gaudiv</hi><note place="foot" n="1)">Gandiv, der Bogen des Orjun.</note> auch &#x017F;inkt aus der Hand mir, die</l><lb/>
              <l>Haut &#x017F;elber am Leibe dorrt,</l><lb/>
              <l>Nicht vermag ich zu &#x017F;tehn fürder, und es &#x017F;chwankt</l><lb/>
              <l>mir &#x017F;chwindend der Gei&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Anzeichen &#x017F;eh&#x2019; ich, un&#x017F;eelge, um mich her hier,</l><lb/>
              <l>o <hi rendition="#g">Ke&#x017F;hovo</hi>! <note place="foot" n="2)">Ke&#x017F;hovo, der Lockige, ein Beinahme des Kri&#x017F;hno, welcher an<lb/>
ähnliche des Apollo erinnert.</note></l><lb/>
              <l>Und kein Heil mag ich er&#x017F;pähen nach der Bluts-</l><lb/>
              <l>freunde Mord im Kampf.</l><lb/>
              <l>Nicht begehr&#x2019; ich den Sieg <hi rendition="#g">Kri&#x017F;hno</hi>! keine</l><lb/>
              <l>Freuden noch Königthum.</l><lb/>
              <l>Was frommt König &#x017F;ein, Göttlicher! was wohl</l><lb/>
              <l>Reichthum, das Leben &#x017F;elb&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wenn jene, um welche werth uns Königthum,</l><lb/>
              <l>Reichthum und Freuden &#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>Dort zum Kampfe gerü&#x017F;tet &#x017F;tehn, Reichthum nicht</l><lb/>
              <l>achtend und Leben nicht.</l><lb/>
              <l>Lebrer und Väter und Söhne, &#x017F;elb&#x017F;t Großväter,</l><lb/>
              <l>dazwi&#x017F;chen auch</l><lb/>
              <l>Oheim&#x2019; und Blutsfreund&#x2019; und Enkel, Schwäher</l><lb/>
              <l>und nah verbunden dann.</l><lb/>
              <l>Nicht begehr&#x2019; ich zu morden die, morden &#x017F;ie mich</l><lb/>
              <l>auch, Göttlicher!</l><lb/>
              <l>Für der drei Welten Herr&#x017F;chaft nicht, wie &#x017F;ollt&#x2019;</l><lb/>
              <l>ichs um die Erde thun?</l><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0307] Gaudiv 1) auch ſinkt aus der Hand mir, die Haut ſelber am Leibe dorrt, Nicht vermag ich zu ſtehn fürder, und es ſchwankt mir ſchwindend der Geiſt. Anzeichen ſeh’ ich, unſeelge, um mich her hier, o Keſhovo! 2) Und kein Heil mag ich erſpähen nach der Bluts- freunde Mord im Kampf. Nicht begehr’ ich den Sieg Kriſhno! keine Freuden noch Königthum. Was frommt König ſein, Göttlicher! was wohl Reichthum, das Leben ſelbſt, Wenn jene, um welche werth uns Königthum, Reichthum und Freuden ſind, Dort zum Kampfe gerüſtet ſtehn, Reichthum nicht achtend und Leben nicht. Lebrer und Väter und Söhne, ſelbſt Großväter, dazwiſchen auch Oheim’ und Blutsfreund’ und Enkel, Schwäher und nah verbunden dann. Nicht begehr’ ich zu morden die, morden ſie mich auch, Göttlicher! Für der drei Welten Herrſchaft nicht, wie ſollt’ ichs um die Erde thun? 1) Gandiv, der Bogen des Orjun. 2) Keſhovo, der Lockige, ein Beinahme des Kriſhno, welcher an ähnliche des Apollo erinnert.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/307
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/307>, abgerufen am 24.11.2024.