Wohlstandes der Ueberfluß selbst die Auswande- rung zum Bedürfniß machen!
Fast noch weiter und ungleich schneller als die Römer haben die Araber durch Eroberungen, Handel und Kolonien ihren Einfluß und ihre Sprache über einen großen Theil von Asien, den ganzen Norden, die Küsten und bis tief in das Innre Afrikas, ja bis auf die entlegenen indischen Inseln verbreitet, wo unsre Geschichte oft nicht zureicht, zu erklären, wie das Arabische, was wir daselbst in Sprache und sonst unläugbar finden, in so ferne Gegenden gekommen sei. Kann etwas ähnliches nicht auch zu einer viel frühern Zeit in Rücksicht der Indier Statt gefunden haben, wenn gleich sie niemals eigentliche Eroberer waren? Wir haben Grund genug, es zu behaupten, und kön- nen wenigstens im Allgemeinen nachweisen, wie es möglich war.
Was die weite Entfernung der Römer und Griechen und noch mehr der germanischen Völker- schaften von dem Mutterlande betrifft, so sind schon im ersten Buche einige Sprachen und Völ- ker, die mit jener Familie in einer geringeren aber doch noch in einiger Verwandtschaft stehen,
Wohlſtandes der Ueberfluß ſelbſt die Auswande- rung zum Beduͤrfniß machen!
Faſt noch weiter und ungleich ſchneller als die Roͤmer haben die Araber durch Eroberungen, Handel und Kolonien ihren Einfluß und ihre Sprache uͤber einen großen Theil von Aſien, den ganzen Norden, die Kuͤſten und bis tief in das Innre Afrikas, ja bis auf die entlegenen indiſchen Inſeln verbreitet, wo unſre Geſchichte oft nicht zureicht, zu erklaͤren, wie das Arabiſche, was wir daſelbſt in Sprache und ſonſt unlaͤugbar finden, in ſo ferne Gegenden gekommen ſei. Kann etwas aͤhnliches nicht auch zu einer viel fruͤhern Zeit in Ruͤckſicht der Indier Statt gefunden haben, wenn gleich ſie niemals eigentliche Eroberer waren? Wir haben Grund genug, es zu behaupten, und koͤn- nen wenigſtens im Allgemeinen nachweiſen, wie es moͤglich war.
Was die weite Entfernung der Roͤmer und Griechen und noch mehr der germaniſchen Voͤlker- ſchaften von dem Mutterlande betrifft, ſo ſind ſchon im erſten Buche einige Sprachen und Voͤl- ker, die mit jener Familie in einer geringeren aber doch noch in einiger Verwandtſchaft ſtehen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0197"n="178"/>
Wohlſtandes der Ueberfluß ſelbſt die Auswande-<lb/>
rung zum Beduͤrfniß machen!</p><lb/><p>Faſt noch weiter und ungleich ſchneller als<lb/>
die Roͤmer haben die Araber durch Eroberungen,<lb/>
Handel und Kolonien ihren Einfluß und ihre<lb/>
Sprache uͤber einen großen Theil von Aſien, den<lb/>
ganzen Norden, die Kuͤſten und bis tief in das<lb/>
Innre Afrikas, ja bis auf die entlegenen indiſchen<lb/>
Inſeln verbreitet, wo unſre Geſchichte oft nicht<lb/>
zureicht, zu erklaͤren, wie das Arabiſche, was wir<lb/>
daſelbſt in Sprache und ſonſt unlaͤugbar finden,<lb/>
in ſo ferne Gegenden gekommen ſei. Kann etwas<lb/>
aͤhnliches nicht auch zu einer viel fruͤhern Zeit in<lb/>
Ruͤckſicht der Indier Statt gefunden haben, wenn<lb/>
gleich ſie niemals eigentliche Eroberer waren? Wir<lb/>
haben Grund genug, es zu behaupten, und koͤn-<lb/>
nen wenigſtens im Allgemeinen nachweiſen, wie<lb/>
es moͤglich war.</p><lb/><p>Was die weite Entfernung der Roͤmer und<lb/>
Griechen und noch mehr der germaniſchen Voͤlker-<lb/>ſchaften von dem Mutterlande betrifft, ſo ſind<lb/>ſchon im erſten Buche einige Sprachen und Voͤl-<lb/>
ker, die mit jener Familie in einer geringeren<lb/>
aber doch noch in einiger Verwandtſchaft ſtehen,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[178/0197]
Wohlſtandes der Ueberfluß ſelbſt die Auswande-
rung zum Beduͤrfniß machen!
Faſt noch weiter und ungleich ſchneller als
die Roͤmer haben die Araber durch Eroberungen,
Handel und Kolonien ihren Einfluß und ihre
Sprache uͤber einen großen Theil von Aſien, den
ganzen Norden, die Kuͤſten und bis tief in das
Innre Afrikas, ja bis auf die entlegenen indiſchen
Inſeln verbreitet, wo unſre Geſchichte oft nicht
zureicht, zu erklaͤren, wie das Arabiſche, was wir
daſelbſt in Sprache und ſonſt unlaͤugbar finden,
in ſo ferne Gegenden gekommen ſei. Kann etwas
aͤhnliches nicht auch zu einer viel fruͤhern Zeit in
Ruͤckſicht der Indier Statt gefunden haben, wenn
gleich ſie niemals eigentliche Eroberer waren? Wir
haben Grund genug, es zu behaupten, und koͤn-
nen wenigſtens im Allgemeinen nachweiſen, wie
es moͤglich war.
Was die weite Entfernung der Roͤmer und
Griechen und noch mehr der germaniſchen Voͤlker-
ſchaften von dem Mutterlande betrifft, ſo ſind
ſchon im erſten Buche einige Sprachen und Voͤl-
ker, die mit jener Familie in einer geringeren
aber doch noch in einiger Verwandtſchaft ſtehen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/197>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.