Von den orientalischen Denkarten und Syste- men, welche wegen ihres weitverbreiteten Ein- flusses die meiste historische Wichtigkeit haben, ist nur noch eines zurück: der Pantheismus. In der Lehre der Buddhisten, welche etwa tausend Jahr nach ihrem Ursprung, um die Zeit Christi, in Thibet und China eingeführt ward, in Siam und der ganzen östlichen Halbinsel wie auf Cey- lan herrscht, und sich auch unter den tatarischen Völkern weit verbreitet hat, ist der Geist dessel- ben sichtbar. Wenigstens dem Fo der Chinesen wird als seine eigentliche, wesentlichste und eso- terische Lehre, das deutlichste und entschiedenste Bekenntniß zugeschrieben, daß Alles Nichts sey,
Fuͤnftes Kapitel. Vom Pantheismus.
Von den orientaliſchen Denkarten und Syſte- men, welche wegen ihres weitverbreiteten Ein- fluſſes die meiſte hiſtoriſche Wichtigkeit haben, iſt nur noch eines zuruͤck: der Pantheismus. In der Lehre der Buddhiſten, welche etwa tauſend Jahr nach ihrem Urſprung, um die Zeit Chriſti, in Thibet und China eingefuͤhrt ward, in Siam und der ganzen oͤſtlichen Halbinſel wie auf Cey- lan herrſcht, und ſich auch unter den tatariſchen Voͤlkern weit verbreitet hat, iſt der Geiſt deſſel- ben ſichtbar. Wenigſtens dem Fo der Chineſen wird als ſeine eigentliche, weſentlichſte und eſo- teriſche Lehre, das deutlichſte und entſchiedenſte Bekenntniß zugeſchrieben, daß Alles Nichts ſey,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0159"n="140"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Fuͤnftes Kapitel.<lb/>
Vom Pantheismus</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">V</hi>on den orientaliſchen Denkarten und Syſte-<lb/>
men, welche wegen ihres weitverbreiteten Ein-<lb/>
fluſſes die meiſte hiſtoriſche Wichtigkeit haben, iſt<lb/>
nur noch eines zuruͤck: der Pantheismus. In<lb/>
der Lehre der <hirendition="#g">Buddhiſten</hi>, welche etwa tauſend<lb/>
Jahr nach ihrem Urſprung, um die Zeit Chriſti,<lb/>
in Thibet und China eingefuͤhrt ward, in Siam<lb/>
und der ganzen oͤſtlichen Halbinſel wie auf Cey-<lb/>
lan herrſcht, und ſich auch unter den tatariſchen<lb/>
Voͤlkern weit verbreitet hat, iſt der Geiſt deſſel-<lb/>
ben ſichtbar. Wenigſtens dem Fo der Chineſen<lb/>
wird als ſeine eigentliche, weſentlichſte und eſo-<lb/>
teriſche Lehre, das deutlichſte und entſchiedenſte<lb/>
Bekenntniß zugeſchrieben, daß Alles Nichts ſey,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[140/0159]
Fuͤnftes Kapitel.
Vom Pantheismus.
Von den orientaliſchen Denkarten und Syſte-
men, welche wegen ihres weitverbreiteten Ein-
fluſſes die meiſte hiſtoriſche Wichtigkeit haben, iſt
nur noch eines zuruͤck: der Pantheismus. In
der Lehre der Buddhiſten, welche etwa tauſend
Jahr nach ihrem Urſprung, um die Zeit Chriſti,
in Thibet und China eingefuͤhrt ward, in Siam
und der ganzen oͤſtlichen Halbinſel wie auf Cey-
lan herrſcht, und ſich auch unter den tatariſchen
Voͤlkern weit verbreitet hat, iſt der Geiſt deſſel-
ben ſichtbar. Wenigſtens dem Fo der Chineſen
wird als ſeine eigentliche, weſentlichſte und eſo-
teriſche Lehre, das deutlichſte und entſchiedenſte
Bekenntniß zugeſchrieben, daß Alles Nichts ſey,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/159>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.