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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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lichkeiten immer gegenwärtig erhalten, um nicht
das, was am häufigsten geschah, für ein durchaus
allgemeines Gesetz zu halten, und so einzelne
Besonderheiten zu verkennen.

Ist aber in irgend einer Gattung Indischer
Schriften etwas Fremdes eingeflossen, so sind es
wohl am ersten die Puranas, in denen die
Religion und Fabel des Vishnu die herrschenden
sind; freilich zum Theil schon nach der philo-
sophischen Umdeutung eines spätern Systems.
Wenn man in den Puranas aber nicht bloß
solche Umstände und Personen der heiligen Schrift
antrifft, die sich unter mehren Völkern verbreitet
haben, wie die Geschichte des Noah, sondern
auch solche, die ihr ganz eigenthümlich und speciell
scheinen, wie die vom Hiob, so darf man daraus
nicht gleich den Schluß machen, daß die indischen
Weisen und Dichter dieses unmittelbar aus den
Urkunden des alten Testaments geschöpft haben;
denn es dürfte den Hebräern und den Persern,
und wiederum den Persern und Indiern mehres
gemeinschaftlich sein, als man gewöhnlich vor-
aussetzt.

lichkeiten immer gegenwaͤrtig erhalten, um nicht
das, was am haͤufigſten geſchah, fuͤr ein durchaus
allgemeines Geſetz zu halten, und ſo einzelne
Beſonderheiten zu verkennen.

Iſt aber in irgend einer Gattung Indiſcher
Schriften etwas Fremdes eingefloſſen, ſo ſind es
wohl am erſten die Puranas, in denen die
Religion und Fabel des Viſhnu die herrſchenden
ſind; freilich zum Theil ſchon nach der philo-
ſophiſchen Umdeutung eines ſpaͤtern Syſtems.
Wenn man in den Puranas aber nicht bloß
ſolche Umſtaͤnde und Perſonen der heiligen Schrift
antrifft, die ſich unter mehren Voͤlkern verbreitet
haben, wie die Geſchichte des Noah, ſondern
auch ſolche, die ihr ganz eigenthuͤmlich und ſpeciell
ſcheinen, wie die vom Hiob, ſo darf man daraus
nicht gleich den Schluß machen, daß die indiſchen
Weiſen und Dichter dieſes unmittelbar aus den
Urkunden des alten Teſtaments geſchoͤpft haben;
denn es duͤrfte den Hebraͤern und den Perſern,
und wiederum den Perſern und Indiern mehres
gemeinſchaftlich ſein, als man gewoͤhnlich vor-
ausſetzt.

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[135/0154] lichkeiten immer gegenwaͤrtig erhalten, um nicht das, was am haͤufigſten geſchah, fuͤr ein durchaus allgemeines Geſetz zu halten, und ſo einzelne Beſonderheiten zu verkennen. Iſt aber in irgend einer Gattung Indiſcher Schriften etwas Fremdes eingefloſſen, ſo ſind es wohl am erſten die Puranas, in denen die Religion und Fabel des Viſhnu die herrſchenden ſind; freilich zum Theil ſchon nach der philo- ſophiſchen Umdeutung eines ſpaͤtern Syſtems. Wenn man in den Puranas aber nicht bloß ſolche Umſtaͤnde und Perſonen der heiligen Schrift antrifft, die ſich unter mehren Voͤlkern verbreitet haben, wie die Geſchichte des Noah, ſondern auch ſolche, die ihr ganz eigenthuͤmlich und ſpeciell ſcheinen, wie die vom Hiob, ſo darf man daraus nicht gleich den Schluß machen, daß die indiſchen Weiſen und Dichter dieſes unmittelbar aus den Urkunden des alten Teſtaments geſchoͤpft haben; denn es duͤrfte den Hebraͤern und den Perſern, und wiederum den Perſern und Indiern mehres gemeinſchaftlich ſein, als man gewoͤhnlich vor- ausſetzt.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/154>, abgerufen am 24.11.2024.