endlich in siegreicher Freude beseeligend herrscht, ist eine nothwendige Idee dieser Lehre, so wie die Idee von einem ursprünglich vollkommnen Zustande, wo Meshia und Meshianes im Garten der Unschuld wandelten; der Zustand, welchen die Religion des Zerdusht nur wiederherstellen wollte.
Ein großer und zwar der schönste und lieb- lichste Theil der indischen Mythologie gehört dieser Denkart an. So ist der erhaltende, wohlthätige, alles durchdringende Vishnu zu deuten, mit seiner ganzen Umgebung. Sein weibliches Eben- bild gleicht nicht mehr der wilden Gefährtin des Sivo, der furchtbaren Kali; es ist die Lilie des Himmels (Podma), die seelige und beseeligende Göttinn Lokshmi oder Sri, die schöne Tochter des milden Meergottes Voruno. Kamoh, der Gott der Liebe, findet sich meist in seiner Nähe und der Sonnengott Indroh, der Freund der Menschen, sammt allen seeligen und wohlthä- tigen Geistern, Feen und himmlischen Nymphen. Als König und als Weiser, als wunderthätiger Held erscheint Vishnu oftmals auf Erden, und durchdringt alle Welten, immer aber nur in der Absicht, das Laster zu bändigen, die Riesen und
endlich in ſiegreicher Freude beſeeligend herrſcht, iſt eine nothwendige Idee dieſer Lehre, ſo wie die Idee von einem urſpruͤnglich vollkommnen Zuſtande, wo Meſhia und Meſhianes im Garten der Unſchuld wandelten; der Zuſtand, welchen die Religion des Zerduſht nur wiederherſtellen wollte.
Ein großer und zwar der ſchoͤnſte und lieb- lichſte Theil der indiſchen Mythologie gehoͤrt dieſer Denkart an. So iſt der erhaltende, wohlthaͤtige, alles durchdringende Viſhnu zu deuten, mit ſeiner ganzen Umgebung. Sein weibliches Eben- bild gleicht nicht mehr der wilden Gefaͤhrtin des Sivo, der furchtbaren Kali; es iſt die Lilie des Himmels (Podma), die ſeelige und beſeeligende Goͤttinn Lokſhmi oder Sri, die ſchoͤne Tochter des milden Meergottes Voruno. Kamoh, der Gott der Liebe, findet ſich meiſt in ſeiner Naͤhe und der Sonnengott Indroh, der Freund der Menſchen, ſammt allen ſeeligen und wohlthaͤ- tigen Geiſtern, Feen und himmliſchen Nymphen. Als Koͤnig und als Weiſer, als wunderthaͤtiger Held erſcheint Viſhnu oftmals auf Erden, und durchdringt alle Welten, immer aber nur in der Abſicht, das Laſter zu baͤndigen, die Rieſen und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0149"n="130"/>
endlich in ſiegreicher Freude beſeeligend herrſcht,<lb/>
iſt eine nothwendige Idee dieſer Lehre, ſo wie<lb/>
die Idee von einem urſpruͤnglich vollkommnen<lb/>
Zuſtande, wo Meſhia und Meſhianes im Garten<lb/>
der Unſchuld wandelten; der Zuſtand, welchen die<lb/>
Religion des Zerduſht nur wiederherſtellen wollte.</p><lb/><p>Ein großer und zwar der ſchoͤnſte und lieb-<lb/>
lichſte Theil der indiſchen Mythologie gehoͤrt dieſer<lb/>
Denkart an. So iſt der erhaltende, wohlthaͤtige,<lb/>
alles durchdringende <hirendition="#g">Viſhnu</hi> zu deuten, mit<lb/>ſeiner ganzen Umgebung. Sein weibliches Eben-<lb/>
bild gleicht nicht mehr der wilden Gefaͤhrtin des<lb/>
Sivo, der furchtbaren Kali; es iſt die Lilie des<lb/>
Himmels (Podma), die ſeelige und beſeeligende<lb/>
Goͤttinn Lokſhmi oder <hirendition="#g">Sri</hi>, die ſchoͤne Tochter<lb/>
des milden Meergottes <hirendition="#g">Voruno. Kamoh</hi>, der<lb/>
Gott der Liebe, findet ſich meiſt in ſeiner Naͤhe<lb/>
und der Sonnengott <hirendition="#g">Indroh</hi>, der Freund der<lb/>
Menſchen, ſammt allen ſeeligen und wohlthaͤ-<lb/>
tigen Geiſtern, Feen und himmliſchen Nymphen.<lb/>
Als Koͤnig und als Weiſer, als wunderthaͤtiger<lb/>
Held erſcheint Viſhnu oftmals auf Erden, und<lb/>
durchdringt alle Welten, immer aber nur in der<lb/>
Abſicht, das Laſter zu baͤndigen, die Rieſen und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[130/0149]
endlich in ſiegreicher Freude beſeeligend herrſcht,
iſt eine nothwendige Idee dieſer Lehre, ſo wie
die Idee von einem urſpruͤnglich vollkommnen
Zuſtande, wo Meſhia und Meſhianes im Garten
der Unſchuld wandelten; der Zuſtand, welchen die
Religion des Zerduſht nur wiederherſtellen wollte.
Ein großer und zwar der ſchoͤnſte und lieb-
lichſte Theil der indiſchen Mythologie gehoͤrt dieſer
Denkart an. So iſt der erhaltende, wohlthaͤtige,
alles durchdringende Viſhnu zu deuten, mit
ſeiner ganzen Umgebung. Sein weibliches Eben-
bild gleicht nicht mehr der wilden Gefaͤhrtin des
Sivo, der furchtbaren Kali; es iſt die Lilie des
Himmels (Podma), die ſeelige und beſeeligende
Goͤttinn Lokſhmi oder Sri, die ſchoͤne Tochter
des milden Meergottes Voruno. Kamoh, der
Gott der Liebe, findet ſich meiſt in ſeiner Naͤhe
und der Sonnengott Indroh, der Freund der
Menſchen, ſammt allen ſeeligen und wohlthaͤ-
tigen Geiſtern, Feen und himmliſchen Nymphen.
Als Koͤnig und als Weiſer, als wunderthaͤtiger
Held erſcheint Viſhnu oftmals auf Erden, und
durchdringt alle Welten, immer aber nur in der
Abſicht, das Laſter zu baͤndigen, die Rieſen und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/149>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.