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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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In des Seins schrecklicher Welt hier, die stets hin
zum Verderben sinkt.

In diesen Worten ist gleichsam die Seele des
ganzen Systems ausgesprochen, das herrschende
Grundgefühl desselben. Was die Dichter der
Alten in einzelnen Sprüchen von dem Unglück
des Daseins singen, jene traurigen Strahlen
einer durchaus furchtbaren Welt-Ansicht, die sie
in tiefbedeutenden Trauerspielen aus dem Gedan-
ken eines dunkeln Schicksals über die Sagen und
Geschichten von Göttern und Menschen verbrei-
ten, sammle man sich in Ein Bild und allumfas-
sendes Ganzes, und verwandle das vorübergehen-
de dichterische Spiel in bleibenden ewigen Ernst,
so wird man am besten das Eigenthümliche der
alten indischen Ansicht aufgefaßt haben.

Daher die Lehre von den vier Zeitaltern,
deren das folgende immer in einem bestimmten
Verhältniß unvollkommner und unseeliger war,
als das vorhergehende, bis auf das gegenwärtige
vierte Zeitalter vollendeten Elends. Auf ähnliche
Weise wird oft auch die Abstufung der vier Stän-
de, als ein immer tieferes Herabsinken zur irdi-
schen Unvollkommenheit geschildert. Daher auch

In des Seins ſchrecklicher Welt hier, die ſtets hin
zum Verderben ſinkt.

In dieſen Worten iſt gleichſam die Seele des
ganzen Syſtems ausgeſprochen, das herrſchende
Grundgefuͤhl deſſelben. Was die Dichter der
Alten in einzelnen Spruͤchen von dem Ungluͤck
des Daſeins ſingen, jene traurigen Strahlen
einer durchaus furchtbaren Welt-Anſicht, die ſie
in tiefbedeutenden Trauerſpielen aus dem Gedan-
ken eines dunkeln Schickſals uͤber die Sagen und
Geſchichten von Goͤttern und Menſchen verbrei-
ten, ſammle man ſich in Ein Bild und allumfaſ-
ſendes Ganzes, und verwandle das voruͤbergehen-
de dichteriſche Spiel in bleibenden ewigen Ernſt,
ſo wird man am beſten das Eigenthuͤmliche der
alten indiſchen Anſicht aufgefaßt haben.

Daher die Lehre von den vier Zeitaltern,
deren das folgende immer in einem beſtimmten
Verhaͤltniß unvollkommner und unſeeliger war,
als das vorhergehende, bis auf das gegenwaͤrtige
vierte Zeitalter vollendeten Elends. Auf aͤhnliche
Weiſe wird oft auch die Abſtufung der vier Staͤn-
de, als ein immer tieferes Herabſinken zur irdi-
ſchen Unvollkommenheit geſchildert. Daher auch

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[100/0119] In des Seins ſchrecklicher Welt hier, die ſtets hin zum Verderben ſinkt. In dieſen Worten iſt gleichſam die Seele des ganzen Syſtems ausgeſprochen, das herrſchende Grundgefuͤhl deſſelben. Was die Dichter der Alten in einzelnen Spruͤchen von dem Ungluͤck des Daſeins ſingen, jene traurigen Strahlen einer durchaus furchtbaren Welt-Anſicht, die ſie in tiefbedeutenden Trauerſpielen aus dem Gedan- ken eines dunkeln Schickſals uͤber die Sagen und Geſchichten von Goͤttern und Menſchen verbrei- ten, ſammle man ſich in Ein Bild und allumfaſ- ſendes Ganzes, und verwandle das voruͤbergehen- de dichteriſche Spiel in bleibenden ewigen Ernſt, ſo wird man am beſten das Eigenthuͤmliche der alten indiſchen Anſicht aufgefaßt haben. Daher die Lehre von den vier Zeitaltern, deren das folgende immer in einem beſtimmten Verhaͤltniß unvollkommner und unſeeliger war, als das vorhergehende, bis auf das gegenwaͤrtige vierte Zeitalter vollendeten Elends. Auf aͤhnliche Weiſe wird oft auch die Abſtufung der vier Staͤn- de, als ein immer tieferes Herabſinken zur irdi- ſchen Unvollkommenheit geſchildert. Daher auch

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/119>, abgerufen am 23.11.2024.