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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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bindungen in spätern Zeiten genug. Der ur-
sprüngliche Unterschied ist jedoch sehr wesentlich;
denn es wird die Individualität in der alten
indischen Lehre keinesweges aufgehoben und ge-
läugnet. Auch ist die Rückkehr der einzelnen
Wesen in die Gottheit denselben nur möglich,
nicht nothwendig, das beharrlich Böse bleibt
ewig getrennt und verworfen; oder, wenn wir
uns eines scheinbar neueren theologischen Aus-
drucks, der aber dem alten Begriff ganz ange-
messen ist, bedienen dürfen: die Ewigkeit der
Höllenstrafen ist mit dem System der Emanation
keinesweges unvereinbar, macht vielmehr einen
wesentlichen Bestandtheil desselben aus. In Be-
ziehung auf das Gute und Böse kann keine grö-
ßere Verschiedenheit Statt finden, als zwischen
diesem System und dem Pantheismus. Der
Pantheismus lehrt, daß alles gut sey, denn alles
sey nur eines, und jeder Anschein von dem, was
wir Unrecht oder Schlecht nennen, nur eine leere
Täuschung. Daher der zerstörende Einfluß dessel-
ben auf das Leben, indem, man mag sich nun
in den Ausdrücken auch drehen, und an den
durch die Stimme des Gewissens überall hervor-

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bindungen in ſpaͤtern Zeiten genug. Der ur-
ſpruͤngliche Unterſchied iſt jedoch ſehr weſentlich;
denn es wird die Individualitaͤt in der alten
indiſchen Lehre keinesweges aufgehoben und ge-
laͤugnet. Auch iſt die Ruͤckkehr der einzelnen
Weſen in die Gottheit denſelben nur moͤglich,
nicht nothwendig, das beharrlich Boͤſe bleibt
ewig getrennt und verworfen; oder, wenn wir
uns eines ſcheinbar neueren theologiſchen Aus-
drucks, der aber dem alten Begriff ganz ange-
meſſen iſt, bedienen duͤrfen: die Ewigkeit der
Hoͤllenſtrafen iſt mit dem Syſtem der Emanation
keinesweges unvereinbar, macht vielmehr einen
weſentlichen Beſtandtheil deſſelben aus. In Be-
ziehung auf das Gute und Boͤſe kann keine groͤ-
ßere Verſchiedenheit Statt finden, als zwiſchen
dieſem Syſtem und dem Pantheismus. Der
Pantheismus lehrt, daß alles gut ſey, denn alles
ſey nur eines, und jeder Anſchein von dem, was
wir Unrecht oder Schlecht nennen, nur eine leere
Taͤuſchung. Daher der zerſtoͤrende Einfluß deſſel-
ben auf das Leben, indem, man mag ſich nun
in den Ausdruͤcken auch drehen, und an den
durch die Stimme des Gewiſſens uͤberall hervor-

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[97/0116] bindungen in ſpaͤtern Zeiten genug. Der ur- ſpruͤngliche Unterſchied iſt jedoch ſehr weſentlich; denn es wird die Individualitaͤt in der alten indiſchen Lehre keinesweges aufgehoben und ge- laͤugnet. Auch iſt die Ruͤckkehr der einzelnen Weſen in die Gottheit denſelben nur moͤglich, nicht nothwendig, das beharrlich Boͤſe bleibt ewig getrennt und verworfen; oder, wenn wir uns eines ſcheinbar neueren theologiſchen Aus- drucks, der aber dem alten Begriff ganz ange- meſſen iſt, bedienen duͤrfen: die Ewigkeit der Hoͤllenſtrafen iſt mit dem Syſtem der Emanation keinesweges unvereinbar, macht vielmehr einen weſentlichen Beſtandtheil deſſelben aus. In Be- ziehung auf das Gute und Boͤſe kann keine groͤ- ßere Verſchiedenheit Statt finden, als zwiſchen dieſem Syſtem und dem Pantheismus. Der Pantheismus lehrt, daß alles gut ſey, denn alles ſey nur eines, und jeder Anſchein von dem, was wir Unrecht oder Schlecht nennen, nur eine leere Taͤuſchung. Daher der zerſtoͤrende Einfluß deſſel- ben auf das Leben, indem, man mag ſich nun in den Ausdruͤcken auch drehen, und an den durch die Stimme des Gewiſſens uͤberall hervor- 7

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/116>, abgerufen am 23.11.2024.