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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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Penos -- unser Herr, Naos -- meine Her-
ren, Nekos -- deine Herren u. s. w. Die
celtische Conjugation in der bretagnischen Mund-
art wird durch ein Hülfswort gebildet; da aber
in mehren Fällen die Zusammensetzung mit dem
Suffixum sich noch ganz unverschmolzen und un-
verkennbar zeigt, wie eomp -- wir gehen,
ejomp -- wir gingen, effomp -- wir werden
gehen, von omp -- wir: so führt uns diese
Analogie auf den andern Hauptstamm der Spra-
chen, wozu auch die baskische gehört, mit der die
celtische jedoch nicht mehr gemein hat, als was
durch Mischung erklärt werden möchte. Für die-
sen Mischcharakter der celtischen Sprache dürfte
auch die sonderbare Eigenheit sprechen, daß es
nicht weniger als vier Wörter in der bretagni-
schen Mundart giebt, welche Ich bedeuten;
anon -- koptisch anok, on -- indisch ohon,
in
und me. Wie sehr diejenigen irren, welche
das Volk und die Sprache der Celten und der
Germanen für eins oder auch nur für nah ver-
wandt halten wollen, indem sie Spuren der
Mischung besonders in der bretagnischen Mund-

Penos — unſer Herr, Naos — meine Her-
ren, Nekos — deine Herren u. ſ. w. Die
celtiſche Conjugation in der bretagniſchen Mund-
art wird durch ein Huͤlfswort gebildet; da aber
in mehren Faͤllen die Zuſammenſetzung mit dem
Suffixum ſich noch ganz unverſchmolzen und un-
verkennbar zeigt, wie eomp — wir gehen,
ejomp — wir gingen, effomp — wir werden
gehen, von omp — wir: ſo fuͤhrt uns dieſe
Analogie auf den andern Hauptſtamm der Spra-
chen, wozu auch die baſkiſche gehoͤrt, mit der die
celtiſche jedoch nicht mehr gemein hat, als was
durch Miſchung erklaͤrt werden moͤchte. Fuͤr die-
ſen Miſchcharakter der celtiſchen Sprache duͤrfte
auch die ſonderbare Eigenheit ſprechen, daß es
nicht weniger als vier Woͤrter in der bretagni-
ſchen Mundart giebt, welche Ich bedeuten;
anon — koptiſch anok, on — indiſch ohon,
in
und me. Wie ſehr diejenigen irren, welche
das Volk und die Sprache der Celten und der
Germanen fuͤr eins oder auch nur fuͤr nah ver-
wandt halten wollen, indem ſie Spuren der
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[83/0102] Penos — unſer Herr, Naos — meine Her- ren, Nekos — deine Herren u. ſ. w. Die celtiſche Conjugation in der bretagniſchen Mund- art wird durch ein Huͤlfswort gebildet; da aber in mehren Faͤllen die Zuſammenſetzung mit dem Suffixum ſich noch ganz unverſchmolzen und un- verkennbar zeigt, wie eomp — wir gehen, ejomp — wir gingen, effomp — wir werden gehen, von omp — wir: ſo fuͤhrt uns dieſe Analogie auf den andern Hauptſtamm der Spra- chen, wozu auch die baſkiſche gehoͤrt, mit der die celtiſche jedoch nicht mehr gemein hat, als was durch Miſchung erklaͤrt werden moͤchte. Fuͤr die- ſen Miſchcharakter der celtiſchen Sprache duͤrfte auch die ſonderbare Eigenheit ſprechen, daß es nicht weniger als vier Woͤrter in der bretagni- ſchen Mundart giebt, welche Ich bedeuten; anon — koptiſch anok, on — indiſch ohon, in und me. Wie ſehr diejenigen irren, welche das Volk und die Sprache der Celten und der Germanen fuͤr eins oder auch nur fuͤr nah ver- wandt halten wollen, indem ſie Spuren der Miſchung beſonders in der bretagniſchen Mund-

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/102>, abgerufen am 23.11.2024.