Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.Canut, ein Trauerspiel. Er reißt der nächsten Wacht es rasend aus der Hand;Er eilet auf mich zu, ich sah ihn, und ich stand. Kaum hatt ich Zeit genug, den Degen zu entblössen, So ängstet mich sein Schwerdt mit wiederholten Stössen. Die Wacht, die nach ihm eilt, kömmt nicht so schnell herbey: So stürzt er schon sich selbst durch blinde Raserey: Die Brust, die sich nicht schont, fällt in des Degens Spitze, Der nicht auf Schaden zielt, mit dem ich nur mich schütze. Er stirbt, indem er noch mich zu durchbohren sucht, Zum Himmel zornig blickt, und dem Geschicke flucht, Das ihn noch endlich zwingt, besieget zu erblassen, Und mich nicht wenigstens mit ihm erliegen lassen. Estrithe. Ach Schmerz! Canut. Bezwing dich nur. Wie dauert mich sein Blut! Warmu entstellte doch die Untreu seinen Muth! Doch ach! die Ruhmbegier, der edelste der Triebe, Jst nichts als Raserey, zähmt ihn nicht Menschenliebe. [Abbildung]
Canut, ein Trauerſpiel. Er reißt der naͤchſten Wacht es raſend aus der Hand;Er eilet auf mich zu, ich ſah ihn, und ich ſtand. Kaum hatt ich Zeit genug, den Degen zu entbloͤſſen, So aͤngſtet mich ſein Schwerdt mit wiederholten Stoͤſſen. Die Wacht, die nach ihm eilt, koͤmmt nicht ſo ſchnell herbey: So ſtuͤrzt er ſchon ſich ſelbſt durch blinde Raſerey: Die Bruſt, die ſich nicht ſchont, faͤllt in des Degens Spitze, Der nicht auf Schaden zielt, mit dem ich nur mich ſchuͤtze. Er ſtirbt, indem er noch mich zu durchbohren ſucht, Zum Himmel zornig blickt, und dem Geſchicke flucht, Das ihn noch endlich zwingt, beſieget zu erblaſſen, Und mich nicht wenigſtens mit ihm erliegen laſſen. Eſtrithe. Ach Schmerz! Canut. Bezwing dich nur. Wie dauert mich ſein Blut! Warmu entſtellte doch die Untreu ſeinen Muth! Doch ach! die Ruhmbegier, der edelſte der Triebe, Jſt nichts als Raſerey, zaͤhmt ihn nicht Menſchenliebe. [Abbildung]
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Canut, ein Trauerſpiel.
Er reißt der naͤchſten Wacht es raſend aus der Hand;
Er eilet auf mich zu, ich ſah ihn, und ich ſtand.
Kaum hatt ich Zeit genug, den Degen zu entbloͤſſen,
So aͤngſtet mich ſein Schwerdt mit wiederholten
Stoͤſſen.
Die Wacht, die nach ihm eilt, koͤmmt nicht ſo ſchnell
herbey:
So ſtuͤrzt er ſchon ſich ſelbſt durch blinde Raſerey:
Die Bruſt, die ſich nicht ſchont, faͤllt in des Degens
Spitze,
Der nicht auf Schaden zielt, mit dem ich nur mich
ſchuͤtze.
Er ſtirbt, indem er noch mich zu durchbohren ſucht,
Zum Himmel zornig blickt, und dem Geſchicke flucht,
Das ihn noch endlich zwingt, beſieget zu erblaſſen,
Und mich nicht wenigſtens mit ihm erliegen laſſen.
Eſtrithe.
Ach Schmerz!
Canut.
Bezwing dich nur. Wie dauert mich ſein Blut!
Warmu entſtellte doch die Untreu ſeinen Muth!
Doch ach! die Ruhmbegier, der edelſte der Triebe,
Jſt nichts als Raſerey, zaͤhmt ihn nicht Menſchenliebe.
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Zitationshilfe: | Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/92>, abgerufen am 20.07.2024. |