Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.ein Trauerspiel. Canut. Nehmt den Unwürdigen vor meinen Augen fort. Der Tod ersticke noch sein letztes stolzes Wort. Er müsse durch sein Blut der Welt die Lehre geben, Wer nicht will menschlich seyn, sey auch nicht werth zu leben. Ulfo. Nun bin ich erst vergnügt: nun sagt die späthe Zeit: Canut hielt Ulfons Tod für seine Sicherheit. Der Fursten Richterschwerdt, der Uebelthaten Rächer, Macht Helden groß und schimpft nur niedrige Ver- brecher. Estrithe. Ach! bleib. Ulfo. Leb wohl! Estrithe. Wohin? Ulfo. Zum Ruhme. Estrithe. Nein, verzieh, Und sprich! Ulfo. Was ich gesagt, das widerruff ich nie. Vier-
ein Trauerſpiel. Canut. Nehmt den Unwuͤrdigen vor meinen Augen fort. Der Tod erſticke noch ſein letztes ſtolzes Wort. Er muͤſſe durch ſein Blut der Welt die Lehre geben, Wer nicht will menſchlich ſeyn, ſey auch nicht werth zu leben. Ulfo. Nun bin ich erſt vergnuͤgt: nun ſagt die ſpaͤthe Zeit: Canut hielt Ulfons Tod fuͤr ſeine Sicherheit. Der Furſten Richterſchwerdt, der Uebelthaten Raͤcher, Macht Helden groß und ſchimpft nur niedrige Ver- brecher. Eſtrithe. Ach! bleib. Ulfo. Leb wohl! Eſtrithe. Wohin? Ulfo. Zum Ruhme. Eſtrithe. Nein, verzieh, Und ſprich! Ulfo. Was ich geſagt, das widerruff ich nie. Vier-
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ein Trauerſpiel.
Canut.
Nehmt den Unwuͤrdigen vor meinen Augen fort.
Der Tod erſticke noch ſein letztes ſtolzes Wort.
Er muͤſſe durch ſein Blut der Welt die Lehre geben,
Wer nicht will menſchlich ſeyn, ſey auch nicht werth zu
leben.
Ulfo.
Nun bin ich erſt vergnuͤgt: nun ſagt die ſpaͤthe Zeit:
Canut hielt Ulfons Tod fuͤr ſeine Sicherheit.
Der Furſten Richterſchwerdt, der Uebelthaten Raͤcher,
Macht Helden groß und ſchimpft nur niedrige Ver-
brecher.
Eſtrithe.
Ach! bleib.
Ulfo.
Leb wohl!
Eſtrithe.
Wohin?
Ulfo.
Zum Ruhme.
Eſtrithe.
Nein, verzieh,
Und ſprich!
Ulfo.
Was ich geſagt, das widerruff ich nie.
Vier-
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