Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Trauerspiel.
Was du für gut geschätzt, für meine Pflicht geachtet,
Und was ich wünschen soll, allein durch dich betrachtet.
Sollt auch gleich diese Wahl dir itzt zuwider seyn:
So war es doch dein Werk, erkenn es noch als dein.
Und laß mich nur noch dieß von deiner Huld erlangen,
Zu glauben, was geschehn, hat Ulfo nicht begangen.
Canut.
Jtzt eben, da du mir von seiner Unschuld sagst,
So weißt du nicht, wie sehr du ihn vor mir verklagst.
Estrithe.
Ach! so ist mir für ihn zu sprechen nicht erlaubet?
Canut.
So strafbar, als er ist, hätt ich ihn nicht geglaubet.
Estrithe.
Kann er noch strafbar seyn, da du ihm schon ver-
ziehn?
Canut.
Doch, da ich ihm verzeyh, beschuldigest du ihn.
Estrithe.
Jch kann, was er gethan, und was du sagst, nicht fassen.
Canut.
Dein Jrrthum dienet dir, drum will ich dir ihn lassen.
Da du den Ulfo liebst: so hat er nichts gethan.
Dein Bruder sieht ihn bloß mit deinen Augen an.
Du weist nicht seine Schuld: ich will daran nicht
denken,
Du nennst ihn mein Geschenk: wohl! ich will dir ihn
schenken.
Drit-
B 2
ein Trauerſpiel.
Was du fuͤr gut geſchaͤtzt, fuͤr meine Pflicht geachtet,
Und was ich wuͤnſchen ſoll, allein durch dich betrachtet.
Sollt auch gleich dieſe Wahl dir itzt zuwider ſeyn:
So war es doch dein Werk, erkenn es noch als dein.
Und laß mich nur noch dieß von deiner Huld erlangen,
Zu glauben, was geſchehn, hat Ulfo nicht begangen.
Canut.
Jtzt eben, da du mir von ſeiner Unſchuld ſagſt,
So weißt du nicht, wie ſehr du ihn vor mir verklagſt.
Eſtrithe.
Ach! ſo iſt mir fuͤr ihn zu ſprechen nicht erlaubet?
Canut.
So ſtrafbar, als er iſt, haͤtt ich ihn nicht geglaubet.
Eſtrithe.
Kann er noch ſtrafbar ſeyn, da du ihm ſchon ver-
ziehn?
Canut.
Doch, da ich ihm verzeyh, beſchuldigeſt du ihn.
Eſtrithe.
Jch kann, was er gethan, und was du ſagſt, nicht faſſen.
Canut.
Dein Jrrthum dienet dir, drum will ich dir ihn laſſen.
Da du den Ulfo liebſt: ſo hat er nichts gethan.
Dein Bruder ſieht ihn bloß mit deinen Augen an.
Du weiſt nicht ſeine Schuld: ich will daran nicht
denken,
Du nennſt ihn mein Geſchenk: wohl! ich will dir ihn
ſchenken.
Drit-
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#EST">
            <p><pb facs="#f0033" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ein Trauer&#x017F;piel.</hi></fw><lb/>
Was du fu&#x0364;r gut ge&#x017F;cha&#x0364;tzt, fu&#x0364;r meine Pflicht geachtet,<lb/>
Und was ich wu&#x0364;n&#x017F;chen &#x017F;oll, allein durch dich betrachtet.<lb/>
Sollt auch gleich die&#x017F;e Wahl dir itzt zuwider &#x017F;eyn:<lb/>
So war es doch dein Werk, erkenn es noch als dein.<lb/>
Und laß mich nur noch dieß von deiner Huld erlangen,<lb/>
Zu glauben, was ge&#x017F;chehn, hat Ulfo nicht begangen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Jtzt eben, da du mir von &#x017F;einer Un&#x017F;chuld &#x017F;ag&#x017F;t,<lb/>
So weißt du nicht, wie &#x017F;ehr du ihn vor mir verklag&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EST">
            <speaker> <hi rendition="#fr">E&#x017F;trithe.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ach! &#x017F;o i&#x017F;t mir fu&#x0364;r ihn zu &#x017F;prechen nicht erlaubet?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </speaker><lb/>
            <p>So &#x017F;trafbar, als er i&#x017F;t, ha&#x0364;tt ich ihn nicht geglaubet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EST">
            <speaker> <hi rendition="#fr">E&#x017F;trithe.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Kann er noch &#x017F;trafbar &#x017F;eyn, da du ihm &#x017F;chon ver-<lb/><hi rendition="#et">ziehn?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Doch, da ich ihm verzeyh, be&#x017F;chuldige&#x017F;t du ihn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EST">
            <speaker> <hi rendition="#fr">E&#x017F;trithe.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Jch kann, was er gethan, und was du &#x017F;ag&#x017F;t, nicht fa&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Dein Jrrthum dienet dir, drum will ich dir ihn la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Da du den Ulfo lieb&#x017F;t: &#x017F;o hat er nichts gethan.<lb/>
Dein Bruder &#x017F;ieht ihn bloß mit deinen Augen an.<lb/>
Du wei&#x017F;t nicht &#x017F;eine Schuld: ich will daran nicht<lb/><hi rendition="#et">denken,</hi><lb/>
Du nenn&#x017F;t ihn mein Ge&#x017F;chenk: wohl! ich will dir ihn<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenken.</hi></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Drit-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0033] ein Trauerſpiel. Was du fuͤr gut geſchaͤtzt, fuͤr meine Pflicht geachtet, Und was ich wuͤnſchen ſoll, allein durch dich betrachtet. Sollt auch gleich dieſe Wahl dir itzt zuwider ſeyn: So war es doch dein Werk, erkenn es noch als dein. Und laß mich nur noch dieß von deiner Huld erlangen, Zu glauben, was geſchehn, hat Ulfo nicht begangen. Canut. Jtzt eben, da du mir von ſeiner Unſchuld ſagſt, So weißt du nicht, wie ſehr du ihn vor mir verklagſt. Eſtrithe. Ach! ſo iſt mir fuͤr ihn zu ſprechen nicht erlaubet? Canut. So ſtrafbar, als er iſt, haͤtt ich ihn nicht geglaubet. Eſtrithe. Kann er noch ſtrafbar ſeyn, da du ihm ſchon ver- ziehn? Canut. Doch, da ich ihm verzeyh, beſchuldigeſt du ihn. Eſtrithe. Jch kann, was er gethan, und was du ſagſt, nicht faſſen. Canut. Dein Jrrthum dienet dir, drum will ich dir ihn laſſen. Da du den Ulfo liebſt: ſo hat er nichts gethan. Dein Bruder ſieht ihn bloß mit deinen Augen an. Du weiſt nicht ſeine Schuld: ich will daran nicht denken, Du nennſt ihn mein Geſchenk: wohl! ich will dir ihn ſchenken. Drit- B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/33
Zitationshilfe: Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/33>, abgerufen am 11.12.2024.