Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.wünschte, daß eine bestimmtere Theorie derselben aus Jhrer Darstellung hervorginge. Andrea. Jch habe mich in diesem Stück ganz in den Gränzen der Geschichte halten wollen. Ludoviko. Sie könnten sich immerhin auch auf die Philosophie berufen. Wenigstens habe ich noch in keiner Eintheilung den ursprünglichen Gegensatz der Poesie so wiedergefunden, als in Jhrer Gegeneinanderstellung der epischen und der jambischen Dichtungsart. Andrea. Die doch nur historisch ist. Lothario. Es ist natürlich, daß wenn die Poesie auf eine so große Weise entsteht, wie in jenem glücklichen Lande, sie sich auf zwiefache Art äußert. Sie bildet entweder eine Welt aus sich heraus, oder sie schleißt sich an die äußre, welches im Anfang nicht durch Jdealisiren sondern auf eine feindliche und harte Art geschehen wird. So erkläre ich mir die epische und die jambische Gattung. Amalia. Mich schauderts immer, wenn ich ein Buch aufschlage, wo die Fantasie und ihre Werke Rubrikenweise classifizirt werden. Marcus. Solche verabscheuungswürdige Bücher wird Jhnen niemand zumuthen zu lesen. Und doch ist eine Theorie der Dichtarten grade das, was uns fehlt. Und was kann sie anders seyn als eine Classification, die zugleich Geschichte und Theorie der Dichtkunst wäre? Ludoviko. Sie würde uns darstellen wie und auf welche Weise die Fantasie eines -- erdichteten wuͤnschte, daß eine bestimmtere Theorie derselben aus Jhrer Darstellung hervorginge. Andrea. Jch habe mich in diesem Stuͤck ganz in den Graͤnzen der Geschichte halten wollen. Ludoviko. Sie koͤnnten sich immerhin auch auf die Philosophie berufen. Wenigstens habe ich noch in keiner Eintheilung den urspruͤnglichen Gegensatz der Poesie so wiedergefunden, als in Jhrer Gegeneinanderstellung der epischen und der jambischen Dichtungsart. Andrea. Die doch nur historisch ist. Lothario. Es ist natuͤrlich, daß wenn die Poesie auf eine so große Weise entsteht, wie in jenem gluͤcklichen Lande, sie sich auf zwiefache Art aͤußert. Sie bildet entweder eine Welt aus sich heraus, oder sie schleißt sich an die aͤußre, welches im Anfang nicht durch Jdealisiren sondern auf eine feindliche und harte Art geschehen wird. So erklaͤre ich mir die epische und die jambische Gattung. Amalia. Mich schauderts immer, wenn ich ein Buch aufschlage, wo die Fantasie und ihre Werke Rubrikenweise classifizirt werden. Marcus. Solche verabscheuungswuͤrdige Buͤcher wird Jhnen niemand zumuthen zu lesen. Und doch ist eine Theorie der Dichtarten grade das, was uns fehlt. Und was kann sie anders seyn als eine Classification, die zugleich Geschichte und Theorie der Dichtkunst waͤre? Ludoviko. Sie wuͤrde uns darstellen wie und auf welche Weise die Fantasie eines — erdichteten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0096" n="88"/> wuͤnschte, daß eine bestimmtere Theorie derselben aus Jhrer Darstellung hervorginge.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Andrea</hi>. Jch habe mich in diesem Stuͤck ganz in den Graͤnzen der Geschichte halten wollen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ludoviko</hi>. Sie koͤnnten sich immerhin auch auf die Philosophie berufen. Wenigstens habe ich noch in keiner Eintheilung den urspruͤnglichen Gegensatz der Poesie so wiedergefunden, als in Jhrer Gegeneinanderstellung der epischen und der jambischen Dichtungsart.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Andrea</hi>. Die doch nur historisch ist.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Lothario</hi>. Es ist natuͤrlich, daß wenn die Poesie auf eine so große Weise entsteht, wie in jenem gluͤcklichen Lande, sie sich auf zwiefache Art aͤußert. Sie bildet entweder eine Welt aus sich heraus, oder sie schleißt sich an die aͤußre, welches im Anfang nicht durch Jdealisiren sondern auf eine feindliche und harte Art geschehen wird. So erklaͤre ich mir die epische und die jambische Gattung.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Amalia</hi>. Mich schauderts immer, wenn ich ein Buch aufschlage, wo die Fantasie und ihre Werke Rubrikenweise classifizirt werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Marcus</hi>. Solche verabscheuungswuͤrdige Buͤcher wird Jhnen niemand zumuthen zu lesen. Und doch ist eine Theorie der Dichtarten grade das, was uns fehlt. Und was kann sie anders seyn als eine Classification, die zugleich Geschichte und Theorie der Dichtkunst waͤre?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ludoviko</hi>. Sie wuͤrde uns darstellen wie und auf welche Weise die Fantasie eines — erdichteten </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0096]
wuͤnschte, daß eine bestimmtere Theorie derselben aus Jhrer Darstellung hervorginge.
Andrea. Jch habe mich in diesem Stuͤck ganz in den Graͤnzen der Geschichte halten wollen.
Ludoviko. Sie koͤnnten sich immerhin auch auf die Philosophie berufen. Wenigstens habe ich noch in keiner Eintheilung den urspruͤnglichen Gegensatz der Poesie so wiedergefunden, als in Jhrer Gegeneinanderstellung der epischen und der jambischen Dichtungsart.
Andrea. Die doch nur historisch ist.
Lothario. Es ist natuͤrlich, daß wenn die Poesie auf eine so große Weise entsteht, wie in jenem gluͤcklichen Lande, sie sich auf zwiefache Art aͤußert. Sie bildet entweder eine Welt aus sich heraus, oder sie schleißt sich an die aͤußre, welches im Anfang nicht durch Jdealisiren sondern auf eine feindliche und harte Art geschehen wird. So erklaͤre ich mir die epische und die jambische Gattung.
Amalia. Mich schauderts immer, wenn ich ein Buch aufschlage, wo die Fantasie und ihre Werke Rubrikenweise classifizirt werden.
Marcus. Solche verabscheuungswuͤrdige Buͤcher wird Jhnen niemand zumuthen zu lesen. Und doch ist eine Theorie der Dichtarten grade das, was uns fehlt. Und was kann sie anders seyn als eine Classification, die zugleich Geschichte und Theorie der Dichtkunst waͤre?
Ludoviko. Sie wuͤrde uns darstellen wie und auf welche Weise die Fantasie eines — erdichteten
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