Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Personen im Stück nicht sonderlich Acht gegeben. -- Man fragte sie, worauf sie denn geachtet habe, da es doch keine Operette sey? -- Auf die äußre Erscheinung, sagte sie, die ich mir wie eine leichte Musik habe vorspielen lassen. Sie lobte dann eine der geistreichsten Schauspielerinnen, schilderte ihre Manieren, ihre schöne Kleidung, und äußerte ihre Verwunderung, daß man ein Wesen wie unser Theater so schwer nehmen könne. Gemein sey da in der Regel freylich fast alles; aber selbst im Leben, wo es einem doch näher träte, mache ja oft das Gemeine eine sehr romantische und angenehme Erscheinung. -- Gemein in der Regel fast alles, sagte Lothario. Dieses ist sehr richtig. Wahrlich, wir sollten nicht mehr so häufig an einen Ort gehen, wo der von Glück zu sagen hat, der nicht vom Gedränge, von üblem Geruch oder von unangenehmen Nachbaren leidet. Man foderte einmal von einem Gelehrten eine Jnschrift für das Schauspielhaus. Jch würde vorschlagen, daß man darüber setzte: Komm Wandrer und sieh das Platteste; welches dann in den meisten Fällen eintreffen würde.

Hier wurde das Gespräch durch die eintretenden Freunde unterbrochen, und wären sie zugegen gewesen, so dürfte der Streit wohl eine andre Richtung und Verwicklung gewonnen haben, denn Marcus dachte nicht so über das Theater, und konnte die Hoffnung nicht aufgeben, daß etwas rechtes daraus werden müsse.

Sie traten, wie gesagt, mit einem unmäßigen Gelächter in die Gesellschaft, und aus den letzten

Personen im Stuͤck nicht sonderlich Acht gegeben. — Man fragte sie, worauf sie denn geachtet habe, da es doch keine Operette sey? — Auf die aͤußre Erscheinung, sagte sie, die ich mir wie eine leichte Musik habe vorspielen lassen. Sie lobte dann eine der geistreichsten Schauspielerinnen, schilderte ihre Manieren, ihre schoͤne Kleidung, und aͤußerte ihre Verwunderung, daß man ein Wesen wie unser Theater so schwer nehmen koͤnne. Gemein sey da in der Regel freylich fast alles; aber selbst im Leben, wo es einem doch naͤher traͤte, mache ja oft das Gemeine eine sehr romantische und angenehme Erscheinung. — Gemein in der Regel fast alles, sagte Lothario. Dieses ist sehr richtig. Wahrlich, wir sollten nicht mehr so haͤufig an einen Ort gehen, wo der von Gluͤck zu sagen hat, der nicht vom Gedraͤnge, von uͤblem Geruch oder von unangenehmen Nachbaren leidet. Man foderte einmal von einem Gelehrten eine Jnschrift fuͤr das Schauspielhaus. Jch wuͤrde vorschlagen, daß man daruͤber setzte: Komm Wandrer und sieh das Platteste; welches dann in den meisten Faͤllen eintreffen wuͤrde.

Hier wurde das Gespraͤch durch die eintretenden Freunde unterbrochen, und waͤren sie zugegen gewesen, so duͤrfte der Streit wohl eine andre Richtung und Verwicklung gewonnen haben, denn Marcus dachte nicht so uͤber das Theater, und konnte die Hoffnung nicht aufgeben, daß etwas rechtes daraus werden muͤsse.

Sie traten, wie gesagt, mit einem unmaͤßigen Gelaͤchter in die Gesellschaft, und aus den letzten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="65"/>
Personen im Stu&#x0364;ck nicht sonderlich Acht gegeben. &#x2014; Man fragte sie, worauf sie denn geachtet habe, da es doch keine Operette sey? &#x2014; Auf die a&#x0364;ußre Erscheinung, sagte sie, die ich mir wie eine leichte Musik habe vorspielen lassen. Sie lobte dann eine der geistreichsten Schauspielerinnen, schilderte ihre Manieren, ihre scho&#x0364;ne Kleidung, und a&#x0364;ußerte ihre Verwunderung, daß man ein Wesen wie unser Theater so schwer nehmen ko&#x0364;nne. Gemein sey da in der Regel freylich fast alles; aber selbst im Leben, wo es einem doch na&#x0364;her tra&#x0364;te, mache ja oft das Gemeine eine sehr romantische und angenehme Erscheinung. &#x2014; Gemein in der Regel fast alles, sagte Lothario. Dieses ist sehr richtig. Wahrlich, wir sollten nicht mehr so ha&#x0364;ufig an einen Ort gehen, wo der von Glu&#x0364;ck zu sagen hat, der nicht vom Gedra&#x0364;nge, von u&#x0364;blem Geruch oder von unangenehmen Nachbaren leidet. Man foderte einmal von einem Gelehrten eine Jnschrift fu&#x0364;r das Schauspielhaus. Jch wu&#x0364;rde vorschlagen, daß man daru&#x0364;ber setzte: Komm Wandrer und sieh das Platteste; welches dann in den meisten Fa&#x0364;llen eintreffen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
          <p>Hier wurde das Gespra&#x0364;ch durch die eintretenden Freunde unterbrochen, und wa&#x0364;ren sie zugegen gewesen, so du&#x0364;rfte der Streit wohl eine andre Richtung und Verwicklung gewonnen haben, denn Marcus dachte nicht so u&#x0364;ber das Theater, und konnte die Hoffnung nicht aufgeben, daß etwas rechtes daraus werden mu&#x0364;sse.</p><lb/>
          <p>Sie traten, wie gesagt, mit einem unma&#x0364;ßigen Gela&#x0364;chter in die Gesellschaft, und aus den letzten
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0073] Personen im Stuͤck nicht sonderlich Acht gegeben. — Man fragte sie, worauf sie denn geachtet habe, da es doch keine Operette sey? — Auf die aͤußre Erscheinung, sagte sie, die ich mir wie eine leichte Musik habe vorspielen lassen. Sie lobte dann eine der geistreichsten Schauspielerinnen, schilderte ihre Manieren, ihre schoͤne Kleidung, und aͤußerte ihre Verwunderung, daß man ein Wesen wie unser Theater so schwer nehmen koͤnne. Gemein sey da in der Regel freylich fast alles; aber selbst im Leben, wo es einem doch naͤher traͤte, mache ja oft das Gemeine eine sehr romantische und angenehme Erscheinung. — Gemein in der Regel fast alles, sagte Lothario. Dieses ist sehr richtig. Wahrlich, wir sollten nicht mehr so haͤufig an einen Ort gehen, wo der von Gluͤck zu sagen hat, der nicht vom Gedraͤnge, von uͤblem Geruch oder von unangenehmen Nachbaren leidet. Man foderte einmal von einem Gelehrten eine Jnschrift fuͤr das Schauspielhaus. Jch wuͤrde vorschlagen, daß man daruͤber setzte: Komm Wandrer und sieh das Platteste; welches dann in den meisten Faͤllen eintreffen wuͤrde. Hier wurde das Gespraͤch durch die eintretenden Freunde unterbrochen, und waͤren sie zugegen gewesen, so duͤrfte der Streit wohl eine andre Richtung und Verwicklung gewonnen haben, denn Marcus dachte nicht so uͤber das Theater, und konnte die Hoffnung nicht aufgeben, daß etwas rechtes daraus werden muͤsse. Sie traten, wie gesagt, mit einem unmaͤßigen Gelaͤchter in die Gesellschaft, und aus den letzten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/73
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/73>, abgerufen am 25.11.2024.