Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

aber nichts, als nur die ewige Harmonie. Diese suchest du daher wie dein Leben selbst in jeder freien thätigen Anschauung, und wo du sie findest, da findest du das Schöne, und wo sie dich rühret, da umfaßt dein Gefühl Leben und Freude des Gottes.

So hat die Natur dein Jdeal ausgedrückt, wenn du sie frei beziehst auf die Wirksamkeit des Geistes. Du siehst ihre Schönheit bleibend in ihren Bildungen, und du siehest diesen Geist und seine stille Harmonie. Keine Störung war gewesen, wo du sie einmal begriffst; denn alle Kräfte gehen hervor zur Einigung des Lebens, und jede Wahrheit stehet da in der gebildeten Form.

Wenn du in stiller Betrachtung dein Auge erhebst über den Schauplatz des Schönen, und du es dir sagst, dies ist der ewige Himmel freier schaffender Geister; wie wandelt da dein Gedanke in tausend Bildungen dahin, und winket Leben und Daseyn aus der freien Kraft des Menschen. Ehe dein Wort noch tönet, durchflogst du die Unendlichkeit, und diese stille Gewalt ist die That des Geistes, die über alle Kräfte gebietet, und sie zum Leben verbindet in freien sichtbaren Werken.

Alles im ewigen Raume gehorchet höhern Gesezzen. Aber die freiste That ist das höchste Gesetz. Es wandelt der Strom mit den Reihen der Hügel, es schwebet der Kahn mit dem Zauber des Stroms. Du nur bleibest und athmest Ruhe, und nahest dem Ziele im freien Gebot.

Jetzt schaust du herab vom begrünten Hügel, und es führet der Strom sein ewiges Gesetz. Bleibe die

aber nichts, als nur die ewige Harmonie. Diese suchest du daher wie dein Leben selbst in jeder freien thaͤtigen Anschauung, und wo du sie findest, da findest du das Schoͤne, und wo sie dich ruͤhret, da umfaßt dein Gefuͤhl Leben und Freude des Gottes.

So hat die Natur dein Jdeal ausgedruͤckt, wenn du sie frei beziehst auf die Wirksamkeit des Geistes. Du siehst ihre Schoͤnheit bleibend in ihren Bildungen, und du siehest diesen Geist und seine stille Harmonie. Keine Stoͤrung war gewesen, wo du sie einmal begriffst; denn alle Kraͤfte gehen hervor zur Einigung des Lebens, und jede Wahrheit stehet da in der gebildeten Form.

Wenn du in stiller Betrachtung dein Auge erhebst uͤber den Schauplatz des Schoͤnen, und du es dir sagst, dies ist der ewige Himmel freier schaffender Geister; wie wandelt da dein Gedanke in tausend Bildungen dahin, und winket Leben und Daseyn aus der freien Kraft des Menschen. Ehe dein Wort noch toͤnet, durchflogst du die Unendlichkeit, und diese stille Gewalt ist die That des Geistes, die uͤber alle Kraͤfte gebietet, und sie zum Leben verbindet in freien sichtbaren Werken.

Alles im ewigen Raume gehorchet hoͤhern Gesezzen. Aber die freiste That ist das hoͤchste Gesetz. Es wandelt der Strom mit den Reihen der Huͤgel, es schwebet der Kahn mit dem Zauber des Stroms. Du nur bleibest und athmest Ruhe, und nahest dem Ziele im freien Gebot.

Jetzt schaust du herab vom begruͤnten Huͤgel, und es fuͤhret der Strom sein ewiges Gesetz. Bleibe die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0064" n="56"/>
aber nichts, als nur die ewige Harmonie. Diese suchest du daher wie dein Leben selbst in jeder freien tha&#x0364;tigen Anschauung, und wo du sie findest, da findest du das Scho&#x0364;ne, und wo sie dich ru&#x0364;hret, da umfaßt dein Gefu&#x0364;hl Leben und Freude des Gottes.</p><lb/>
            <p>So hat die Natur dein Jdeal ausgedru&#x0364;ckt, wenn du sie frei beziehst auf die Wirksamkeit des Geistes. Du siehst ihre Scho&#x0364;nheit bleibend in ihren Bildungen, und du siehest diesen Geist und seine stille Harmonie. Keine Sto&#x0364;rung war gewesen, wo du sie einmal begriffst; denn alle Kra&#x0364;fte gehen hervor zur Einigung des Lebens, und jede Wahrheit stehet da in der gebildeten Form.</p><lb/>
            <p>Wenn du in stiller Betrachtung dein Auge erhebst u&#x0364;ber den Schauplatz des Scho&#x0364;nen, und du es dir sagst, dies ist der ewige Himmel freier schaffender Geister; wie wandelt da dein Gedanke in tausend Bildungen dahin, und winket Leben und Daseyn aus der freien Kraft des Menschen. Ehe dein Wort noch to&#x0364;net, durchflogst du die Unendlichkeit, und diese stille Gewalt ist die That des Geistes, die u&#x0364;ber alle Kra&#x0364;fte gebietet, und sie zum Leben verbindet in freien sichtbaren Werken.</p><lb/>
            <p>Alles im ewigen Raume gehorchet ho&#x0364;hern Gesezzen. Aber die freiste That ist das ho&#x0364;chste Gesetz. Es wandelt der Strom mit den Reihen der Hu&#x0364;gel, es schwebet der Kahn mit dem Zauber des Stroms. Du nur bleibest und athmest Ruhe, und nahest dem Ziele im freien Gebot.</p><lb/>
            <p>Jetzt schaust du herab vom begru&#x0364;nten Hu&#x0364;gel, und es fu&#x0364;hret der Strom sein ewiges Gesetz. Bleibe die
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0064] aber nichts, als nur die ewige Harmonie. Diese suchest du daher wie dein Leben selbst in jeder freien thaͤtigen Anschauung, und wo du sie findest, da findest du das Schoͤne, und wo sie dich ruͤhret, da umfaßt dein Gefuͤhl Leben und Freude des Gottes. So hat die Natur dein Jdeal ausgedruͤckt, wenn du sie frei beziehst auf die Wirksamkeit des Geistes. Du siehst ihre Schoͤnheit bleibend in ihren Bildungen, und du siehest diesen Geist und seine stille Harmonie. Keine Stoͤrung war gewesen, wo du sie einmal begriffst; denn alle Kraͤfte gehen hervor zur Einigung des Lebens, und jede Wahrheit stehet da in der gebildeten Form. Wenn du in stiller Betrachtung dein Auge erhebst uͤber den Schauplatz des Schoͤnen, und du es dir sagst, dies ist der ewige Himmel freier schaffender Geister; wie wandelt da dein Gedanke in tausend Bildungen dahin, und winket Leben und Daseyn aus der freien Kraft des Menschen. Ehe dein Wort noch toͤnet, durchflogst du die Unendlichkeit, und diese stille Gewalt ist die That des Geistes, die uͤber alle Kraͤfte gebietet, und sie zum Leben verbindet in freien sichtbaren Werken. Alles im ewigen Raume gehorchet hoͤhern Gesezzen. Aber die freiste That ist das hoͤchste Gesetz. Es wandelt der Strom mit den Reihen der Huͤgel, es schwebet der Kahn mit dem Zauber des Stroms. Du nur bleibest und athmest Ruhe, und nahest dem Ziele im freien Gebot. Jetzt schaust du herab vom begruͤnten Huͤgel, und es fuͤhret der Strom sein ewiges Gesetz. Bleibe die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/64
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/64>, abgerufen am 24.11.2024.