Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.woher sie wandle die unsichtbare Gottheit. Dann tritt sie hervor am letzten Abhange des Weges majestätisch und groß, und ein freudiges Erstaunen, und eine tiefe erhabene Rührung durchdringt dein ganzes Wesen. Allwandelnde, ewige, erhabene Natur, wer hat zuerst in deinem Lichte sein Auge verkläret, und an deinem himmlischen Hauche seinen Busen erwärmt, daß des Daseyns dunkle Ahndung in hoher Gewißheit ihm strahlte, und das Leben ewiger Himmel, ewiger Gottheit ihn durchströmte. Erblickte er den Tag in der stillen Stunde des Denkens, und ging die Sonne ihm auf, als er sein Jnnerstes durchforschte? Nein, Erhabne, Ewige, dein sichtbarer Wandel hat den Sinn des Menschen gerühret, und du im hohen Glanze deiner Tage und Nächte bist seiner Wahrheit ewiger heiliger Ursprung. Du bewegtest die Zunge zum Sylbenlaut, und riefest das Wort, das deinen heiligen Sinn bewahret. Es hat dich erhaben genannt, weil in großen Gefühlen du den Menschen erhebest, und Kräfte weckest, die seine Gottheit ihm offenbaren. So wurde sein Gefühl, in welchem er dich anschaut, Leben in ihm selbst, und das erleuchtete Auge folgt deinem Wandel, und sieht in den ewigen Sphären der Sterne die gleiche erhabene Wahrheit des Lebens in dir. Es ist Vollendung und Gottheit die du ihm strahlest, wenn in der tiefen Rührung des Schönen und Erhabenen, du Ewige, Unendliche sein Jnnerstes durchströmst, daß mitten durch das Dunkel eines verworrnen Lebens himmlischer Friede ihm lächelt. Geleitet wurde der Mensch von freundlichen Gottheiten, woher sie wandle die unsichtbare Gottheit. Dann tritt sie hervor am letzten Abhange des Weges majestaͤtisch und groß, und ein freudiges Erstaunen, und eine tiefe erhabene Ruͤhrung durchdringt dein ganzes Wesen. Allwandelnde, ewige, erhabene Natur, wer hat zuerst in deinem Lichte sein Auge verklaͤret, und an deinem himmlischen Hauche seinen Busen erwaͤrmt, daß des Daseyns dunkle Ahndung in hoher Gewißheit ihm strahlte, und das Leben ewiger Himmel, ewiger Gottheit ihn durchstroͤmte. Erblickte er den Tag in der stillen Stunde des Denkens, und ging die Sonne ihm auf, als er sein Jnnerstes durchforschte? Nein, Erhabne, Ewige, dein sichtbarer Wandel hat den Sinn des Menschen geruͤhret, und du im hohen Glanze deiner Tage und Naͤchte bist seiner Wahrheit ewiger heiliger Ursprung. Du bewegtest die Zunge zum Sylbenlaut, und riefest das Wort, das deinen heiligen Sinn bewahret. Es hat dich erhaben genannt, weil in großen Gefuͤhlen du den Menschen erhebest, und Kraͤfte weckest, die seine Gottheit ihm offenbaren. So wurde sein Gefuͤhl, in welchem er dich anschaut, Leben in ihm selbst, und das erleuchtete Auge folgt deinem Wandel, und sieht in den ewigen Sphaͤren der Sterne die gleiche erhabene Wahrheit des Lebens in dir. Es ist Vollendung und Gottheit die du ihm strahlest, wenn in der tiefen Ruͤhrung des Schoͤnen und Erhabenen, du Ewige, Unendliche sein Jnnerstes durchstroͤmst, daß mitten durch das Dunkel eines verworrnen Lebens himmlischer Friede ihm laͤchelt. Geleitet wurde der Mensch von freundlichen Gottheiten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/> woher sie wandle die unsichtbare Gottheit. Dann tritt sie hervor am letzten Abhange des Weges majestaͤtisch und groß, und ein freudiges Erstaunen, und eine tiefe erhabene Ruͤhrung durchdringt dein ganzes Wesen.</p><lb/> <p>Allwandelnde, ewige, erhabene Natur, wer hat zuerst in deinem Lichte sein Auge verklaͤret, und an deinem himmlischen Hauche seinen Busen erwaͤrmt, daß des Daseyns dunkle Ahndung in hoher Gewißheit ihm strahlte, und das Leben ewiger Himmel, ewiger Gottheit ihn durchstroͤmte. Erblickte er den Tag in der stillen Stunde des Denkens, und ging die Sonne ihm auf, als er sein Jnnerstes durchforschte? Nein, Erhabne, Ewige, dein sichtbarer Wandel hat den Sinn des Menschen geruͤhret, und du im hohen Glanze deiner Tage und Naͤchte bist seiner Wahrheit ewiger heiliger Ursprung. Du bewegtest die Zunge zum Sylbenlaut, und riefest das Wort, das deinen heiligen Sinn bewahret. Es hat dich erhaben genannt, weil in großen Gefuͤhlen du den Menschen erhebest, und Kraͤfte weckest, die seine Gottheit ihm offenbaren. So wurde sein Gefuͤhl, in welchem er dich anschaut, Leben in ihm selbst, und das erleuchtete Auge folgt deinem Wandel, und sieht in den ewigen Sphaͤren der Sterne die gleiche erhabene Wahrheit des Lebens in dir. Es ist Vollendung und Gottheit die du ihm strahlest, wenn in der tiefen Ruͤhrung des Schoͤnen und Erhabenen, du Ewige, Unendliche sein Jnnerstes durchstroͤmst, daß mitten durch das Dunkel eines verworrnen Lebens himmlischer Friede ihm laͤchelt.</p><lb/> <p>Geleitet wurde der Mensch von freundlichen Gottheiten, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
woher sie wandle die unsichtbare Gottheit. Dann tritt sie hervor am letzten Abhange des Weges majestaͤtisch und groß, und ein freudiges Erstaunen, und eine tiefe erhabene Ruͤhrung durchdringt dein ganzes Wesen.
Allwandelnde, ewige, erhabene Natur, wer hat zuerst in deinem Lichte sein Auge verklaͤret, und an deinem himmlischen Hauche seinen Busen erwaͤrmt, daß des Daseyns dunkle Ahndung in hoher Gewißheit ihm strahlte, und das Leben ewiger Himmel, ewiger Gottheit ihn durchstroͤmte. Erblickte er den Tag in der stillen Stunde des Denkens, und ging die Sonne ihm auf, als er sein Jnnerstes durchforschte? Nein, Erhabne, Ewige, dein sichtbarer Wandel hat den Sinn des Menschen geruͤhret, und du im hohen Glanze deiner Tage und Naͤchte bist seiner Wahrheit ewiger heiliger Ursprung. Du bewegtest die Zunge zum Sylbenlaut, und riefest das Wort, das deinen heiligen Sinn bewahret. Es hat dich erhaben genannt, weil in großen Gefuͤhlen du den Menschen erhebest, und Kraͤfte weckest, die seine Gottheit ihm offenbaren. So wurde sein Gefuͤhl, in welchem er dich anschaut, Leben in ihm selbst, und das erleuchtete Auge folgt deinem Wandel, und sieht in den ewigen Sphaͤren der Sterne die gleiche erhabene Wahrheit des Lebens in dir. Es ist Vollendung und Gottheit die du ihm strahlest, wenn in der tiefen Ruͤhrung des Schoͤnen und Erhabenen, du Ewige, Unendliche sein Jnnerstes durchstroͤmst, daß mitten durch das Dunkel eines verworrnen Lebens himmlischer Friede ihm laͤchelt.
Geleitet wurde der Mensch von freundlichen Gottheiten,
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