Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.vermeyntliche Verbesserung nature ist sehr gezwungen und unschicklich: die Natur im Menschen ist an sich niemals unbarmherzig. -- S. 40 steht "eine "höh're Macht als wir, statt ihr, than ye: "vermuthlich ein Druckfehler!" Die Vermuthung eines Druckfehlers, womit der Rec. seine christliche Liebe so häufig bemüht, daß wenn sie gegründet wäre, meine Uebersetzung schon allein dadurch unlesbar würde, findet gar nicht Statt; in Malone's Ausgabe steht deutlich genug: A greater power than we. Mit solchen Beyspielen glaubt der Rec. hinreichend gezeigt zu haben, daß ich noch gar manches zu verbessern und zu berichtigen übrig gelassen, und nicht einmal die Arbeiten meiner Vorgänger überall verglichen und benutzt habe. Er könne sie leicht noch beträchtlich vermehren; das glaube ich in der That! Jch fodre ihn auf, sein Versprechen zu halten, und mir wirklich eine beträchtliche Anzahl so grober Verstoße gegen den Sinn des wahren Originals aufzuweisen. Er wird aber wohl thun, sich zuvor eine gehörige Ausgabe des Shakspeare zu verschaffen, und sich um das Verständniß desselben fleißig zu bemühen, auch auf die kritische Geschichte des Textes ein wenig Rücksicht zu nehmen: denn ich benachrichtige ihn, daß ich zuweilen Lesearten folge, die nicht im Texte stehen, weil Malone meines Bedünkens die unnützen Konjekturen immer noch nicht genug herausgeworfen hat, so wie er auch in seinen eignen sehr unglücklich ist. Unternimmt der Rec. aber bey gleicher Unwissenheit wieder den Kritiker zu spielen, so verdient er billig, daß vermeyntliche Verbesserung nature ist sehr gezwungen und unschicklich: die Natur im Menschen ist an sich niemals unbarmherzig. — S. 40 steht “eine “hoͤh're Macht als wir, statt ihr, than ye: “vermuthlich ein Druckfehler!” Die Vermuthung eines Druckfehlers, womit der Rec. seine christliche Liebe so haͤufig bemuͤht, daß wenn sie gegruͤndet waͤre, meine Uebersetzung schon allein dadurch unlesbar wuͤrde, findet gar nicht Statt; in Malone's Ausgabe steht deutlich genug: A greater power than we. Mit solchen Beyspielen glaubt der Rec. hinreichend gezeigt zu haben, daß ich noch gar manches zu verbessern und zu berichtigen uͤbrig gelassen, und nicht einmal die Arbeiten meiner Vorgaͤnger uͤberall verglichen und benutzt habe. Er koͤnne sie leicht noch betraͤchtlich vermehren; das glaube ich in der That! Jch fodre ihn auf, sein Versprechen zu halten, und mir wirklich eine betraͤchtliche Anzahl so grober Verstoße gegen den Sinn des wahren Originals aufzuweisen. Er wird aber wohl thun, sich zuvor eine gehoͤrige Ausgabe des Shakspeare zu verschaffen, und sich um das Verstaͤndniß desselben fleißig zu bemuͤhen, auch auf die kritische Geschichte des Textes ein wenig Ruͤcksicht zu nehmen: denn ich benachrichtige ihn, daß ich zuweilen Lesearten folge, die nicht im Texte stehen, weil Malone meines Beduͤnkens die unnuͤtzen Konjekturen immer noch nicht genug herausgeworfen hat, so wie er auch in seinen eignen sehr ungluͤcklich ist. Unternimmt der Rec. aber bey gleicher Unwissenheit wieder den Kritiker zu spielen, so verdient er billig, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0347" n="335"/> vermeyntliche Verbesserung <hi rendition="#g">nature</hi> ist sehr gezwungen und unschicklich: die Natur im Menschen ist an sich niemals unbarmherzig. — S. 40 steht “<hi rendition="#g">eine “hoͤh're Macht als wir</hi>, statt ihr, than ye: “vermuthlich ein Druckfehler!” Die Vermuthung eines Druckfehlers, womit der Rec. seine christliche Liebe so haͤufig bemuͤht, daß wenn sie gegruͤndet waͤre, meine Uebersetzung schon allein dadurch unlesbar wuͤrde, findet gar nicht Statt; in Malone's Ausgabe steht deutlich genug: A greater power than we.</p><lb/> <p>Mit solchen Beyspielen glaubt der Rec. hinreichend gezeigt zu haben, daß ich noch gar manches zu verbessern und zu berichtigen uͤbrig gelassen, und nicht einmal die Arbeiten meiner Vorgaͤnger uͤberall verglichen und benutzt habe. Er koͤnne sie leicht noch betraͤchtlich vermehren; das glaube ich in der That! Jch fodre ihn auf, sein Versprechen zu halten, und mir wirklich eine betraͤchtliche Anzahl so grober Verstoße gegen den Sinn des wahren Originals aufzuweisen. Er wird aber wohl thun, sich zuvor eine gehoͤrige Ausgabe des Shakspeare zu verschaffen, und sich um das Verstaͤndniß desselben fleißig zu bemuͤhen, auch auf die kritische Geschichte des Textes ein wenig Ruͤcksicht zu nehmen: denn ich benachrichtige ihn, daß ich zuweilen Lesearten folge, die nicht im Texte stehen, weil Malone meines Beduͤnkens die unnuͤtzen Konjekturen immer noch nicht genug herausgeworfen hat, so wie er auch in seinen eignen sehr ungluͤcklich ist. Unternimmt der Rec. aber bey gleicher Unwissenheit wieder den Kritiker zu spielen, so verdient er billig, daß </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0347]
vermeyntliche Verbesserung nature ist sehr gezwungen und unschicklich: die Natur im Menschen ist an sich niemals unbarmherzig. — S. 40 steht “eine “hoͤh're Macht als wir, statt ihr, than ye: “vermuthlich ein Druckfehler!” Die Vermuthung eines Druckfehlers, womit der Rec. seine christliche Liebe so haͤufig bemuͤht, daß wenn sie gegruͤndet waͤre, meine Uebersetzung schon allein dadurch unlesbar wuͤrde, findet gar nicht Statt; in Malone's Ausgabe steht deutlich genug: A greater power than we.
Mit solchen Beyspielen glaubt der Rec. hinreichend gezeigt zu haben, daß ich noch gar manches zu verbessern und zu berichtigen uͤbrig gelassen, und nicht einmal die Arbeiten meiner Vorgaͤnger uͤberall verglichen und benutzt habe. Er koͤnne sie leicht noch betraͤchtlich vermehren; das glaube ich in der That! Jch fodre ihn auf, sein Versprechen zu halten, und mir wirklich eine betraͤchtliche Anzahl so grober Verstoße gegen den Sinn des wahren Originals aufzuweisen. Er wird aber wohl thun, sich zuvor eine gehoͤrige Ausgabe des Shakspeare zu verschaffen, und sich um das Verstaͤndniß desselben fleißig zu bemuͤhen, auch auf die kritische Geschichte des Textes ein wenig Ruͤcksicht zu nehmen: denn ich benachrichtige ihn, daß ich zuweilen Lesearten folge, die nicht im Texte stehen, weil Malone meines Beduͤnkens die unnuͤtzen Konjekturen immer noch nicht genug herausgeworfen hat, so wie er auch in seinen eignen sehr ungluͤcklich ist. Unternimmt der Rec. aber bey gleicher Unwissenheit wieder den Kritiker zu spielen, so verdient er billig, daß
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/347>, abgerufen am 27.07.2024. |