Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

ist zwar etwas weniger schlecht, aber immer noch dürftig, kümmerlich und platt genug. Z. B.

Verachtung tödtet. Argwohn (sey er nun
Gegründet, oder nicht) drückt die Geduld darnieder.
Weit schneller noch ereilt uns das Gefieder
Am Pfeil der Eifersucht; und nichts kann weher thun,
Als lange Trennung.

Auch die nordischen Bilder, das Leichhuhn, die Unke, das Zähngeklapper u. s. w. kommen wieder, und in der Unterwelt gar die Gnomen.

Du, Höllenwächter mit drey Rachen, belle
Mit allen tausen Gnomen aus der Hölle
Den Contrapunkt.

Jm Spanischen steht zwar: el doloroso contrapunto; aber weiß Herr S. nicht, daß die in die Poesie aufgenommenen technischen Wörter in jeder Sprache verschieden sind? Der Contrapunkt ist hier fast eben so burlesk als oben der Brummbaß; der Spanische Ausdruck konnte sehr gut durch: die klagenden Akkorde, gegeben werden. Der Schluß krönt das Werk:

An diesem Trauerzug
Hat ein Verliebter, der von Schmach gekränket,
Sich selbst erhenket, (däucht mich) wohl genug.

Mit der Nachbildung des Sylbenmaßes ist es nichts ganzes noch halbes, weil Herr S. das Gesetz, immer männliche und weibliche Reime und zwar nur

ist zwar etwas weniger schlecht, aber immer noch duͤrftig, kuͤmmerlich und platt genug. Z. B.

Verachtung toͤdtet. Argwohn (sey er nun
Gegruͤndet, oder nicht) druͤckt die Geduld darnieder.
Weit schneller noch ereilt uns das Gefieder
Am Pfeil der Eifersucht; und nichts kann weher thun,
Als lange Trennung.

Auch die nordischen Bilder, das Leichhuhn, die Unke, das Zaͤhngeklapper u. s. w. kommen wieder, und in der Unterwelt gar die Gnomen.

Du, Hoͤllenwaͤchter mit drey Rachen, belle
Mit allen tausen Gnomen aus der Hoͤlle
Den Contrapunkt.

Jm Spanischen steht zwar: el doloroso contrapunto; aber weiß Herr S. nicht, daß die in die Poesie aufgenommenen technischen Woͤrter in jeder Sprache verschieden sind? Der Contrapunkt ist hier fast eben so burlesk als oben der Brummbaß; der Spanische Ausdruck konnte sehr gut durch: die klagenden Akkorde, gegeben werden. Der Schluß kroͤnt das Werk:

An diesem Trauerzug
Hat ein Verliebter, der von Schmach gekraͤnket,
Sich selbst erhenket, (daͤucht mich) wohl genug.

Mit der Nachbildung des Sylbenmaßes ist es nichts ganzes noch halbes, weil Herr S. das Gesetz, immer maͤnnliche und weibliche Reime und zwar nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0337" n="325"/>
ist zwar etwas weniger schlecht, aber immer noch du&#x0364;rftig, ku&#x0364;mmerlich und platt genug. Z. B.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Verachtung to&#x0364;dtet. Argwohn (<hi rendition="#g">sey er nun</hi></l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Gegru&#x0364;ndet</hi>, <hi rendition="#g">oder nicht</hi>) dru&#x0364;ckt die Geduld darnieder.</l><lb/>
              <l>Weit schneller noch ereilt uns das Gefieder</l><lb/>
              <l>Am Pfeil der Eifersucht; und nichts kann <hi rendition="#g">weher thun</hi>,</l><lb/>
              <l>Als lange Trennung.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Auch die nordischen Bilder, das <hi rendition="#g">Leichhuhn</hi>, die Unke, das Za&#x0364;hngeklapper u. s. w. kommen wieder, und in der Unterwelt gar <hi rendition="#g">die Gnomen</hi>.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Du, Ho&#x0364;llenwa&#x0364;chter mit drey Rachen, belle</l><lb/>
              <l>Mit allen tausen Gnomen aus der Ho&#x0364;lle</l><lb/>
              <l>Den <hi rendition="#g">Contrapunkt</hi>.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Jm Spanischen steht zwar: el doloroso contrapunto; aber weiß Herr S. nicht, daß die in die Poesie aufgenommenen technischen Wo&#x0364;rter in jeder Sprache verschieden sind? Der Contrapunkt ist hier fast eben so burlesk als oben der Brummbaß; der Spanische Ausdruck konnte sehr gut durch: die klagenden Akkorde, gegeben werden. Der Schluß kro&#x0364;nt das Werk:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>An diesem Trauerzug</l><lb/>
              <l>Hat ein Verliebter, der von Schmach gekra&#x0364;nket,</l><lb/>
              <l>Sich selbst <hi rendition="#g">erhenket</hi>, (da&#x0364;ucht mich) wohl genug.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Mit der Nachbildung des Sylbenmaßes ist es nichts ganzes noch halbes, weil Herr S. das Gesetz, immer ma&#x0364;nnliche und weibliche Reime und zwar nur
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0337] ist zwar etwas weniger schlecht, aber immer noch duͤrftig, kuͤmmerlich und platt genug. Z. B. Verachtung toͤdtet. Argwohn (sey er nun Gegruͤndet, oder nicht) druͤckt die Geduld darnieder. Weit schneller noch ereilt uns das Gefieder Am Pfeil der Eifersucht; und nichts kann weher thun, Als lange Trennung. Auch die nordischen Bilder, das Leichhuhn, die Unke, das Zaͤhngeklapper u. s. w. kommen wieder, und in der Unterwelt gar die Gnomen. Du, Hoͤllenwaͤchter mit drey Rachen, belle Mit allen tausen Gnomen aus der Hoͤlle Den Contrapunkt. Jm Spanischen steht zwar: el doloroso contrapunto; aber weiß Herr S. nicht, daß die in die Poesie aufgenommenen technischen Woͤrter in jeder Sprache verschieden sind? Der Contrapunkt ist hier fast eben so burlesk als oben der Brummbaß; der Spanische Ausdruck konnte sehr gut durch: die klagenden Akkorde, gegeben werden. Der Schluß kroͤnt das Werk: An diesem Trauerzug Hat ein Verliebter, der von Schmach gekraͤnket, Sich selbst erhenket, (daͤucht mich) wohl genug. Mit der Nachbildung des Sylbenmaßes ist es nichts ganzes noch halbes, weil Herr S. das Gesetz, immer maͤnnliche und weibliche Reime und zwar nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/337
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/337>, abgerufen am 27.07.2024.