Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.nämlich du verzehrtest Wurzeln, und zwar auf der bloßen Erde ohne Tisch oder sonstiges Geräth. Das ganze Sonett ließe sich beynahe wörtlich etwa so geben: Du, der du nachgeahmt mein jammernd Leben, Dem ich mich einst, abwesend und gekränket, Aus frohem Stand in Buße tief versenket, Dort auf dem Armuth-Felsen hingegeben. Du, den die Augen, bey dem bangen Streben, Mit reichlichem doch salz'gem Naß getränket, Dem Erd' auf Erde magre Kost geschenket, Derweil dich Silber, Kupfer, Zinn, erheben. Leb' im Vertraun, es werd' auf ew'ge Zeiten So lang zum mindsten in der vierten Sphäre Der blond' Apollo mag die Rosse treiben, Dein Name seinen Heldenruhm verbreiten, Dein Vaterland genießen höchster Ehre, Dein weiser Thatenschreiber einzig bleiben. Verschiedne Sonette sind in andre Sylbenmaße übersetzt, z.B. das von Gandalin an Sancho auf die Melodie: Jch denke dein. Das Gespräch zwischen dem Pferde des Cid, Babieca, und Rocinante ist in vierfüßige Anapäste gebracht, und am Schluß die Art wie Tieck das Wortspiel rocines und Rocinante giebt, durch Knappe und knapp, benutzt. Tieck hat durch Freyheiten in der Sprache und unvollkommne Reime den redenden Personen gleichsam ihren eigenthümlichen naͤmlich du verzehrtest Wurzeln, und zwar auf der bloßen Erde ohne Tisch oder sonstiges Geraͤth. Das ganze Sonett ließe sich beynahe woͤrtlich etwa so geben: Du, der du nachgeahmt mein jammernd Leben, Dem ich mich einst, abwesend und gekraͤnket, Aus frohem Stand in Buße tief versenket, Dort auf dem Armuth-Felsen hingegeben. Du, den die Augen, bey dem bangen Streben, Mit reichlichem doch salz'gem Naß getraͤnket, Dem Erd' auf Erde magre Kost geschenket, Derweil dich Silber, Kupfer, Zinn, erheben. Leb' im Vertraun, es werd' auf ew'ge Zeiten So lang zum mindsten in der vierten Sphaͤre Der blond' Apollo mag die Rosse treiben, Dein Name seinen Heldenruhm verbreiten, Dein Vaterland genießen hoͤchster Ehre, Dein weiser Thatenschreiber einzig bleiben. Verschiedne Sonette sind in andre Sylbenmaße uͤbersetzt, z.B. das von Gandalin an Sancho auf die Melodie: Jch denke dein. Das Gespraͤch zwischen dem Pferde des Cid, Babieca, und Rocinante ist in vierfuͤßige Anapaͤste gebracht, und am Schluß die Art wie Tieck das Wortspiel rocines und Rocinante giebt, durch Knappe und knapp, benutzt. Tieck hat durch Freyheiten in der Sprache und unvollkommne Reime den redenden Personen gleichsam ihren eigenthuͤmlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0330" n="318"/> naͤmlich du verzehrtest Wurzeln, und zwar auf der bloßen Erde ohne Tisch oder sonstiges Geraͤth. Das ganze Sonett ließe sich beynahe woͤrtlich etwa so geben:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du, der du nachgeahmt mein jammernd Leben,</l><lb/> <l>Dem ich mich einst, abwesend und gekraͤnket,</l><lb/> <l>Aus frohem Stand in Buße tief versenket,</l><lb/> <l>Dort auf dem Armuth-Felsen hingegeben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du, den die Augen, bey dem bangen Streben,</l><lb/> <l>Mit reichlichem doch salz'gem Naß getraͤnket,</l><lb/> <l>Dem Erd' auf Erde magre Kost geschenket,</l><lb/> <l>Derweil dich Silber, Kupfer, Zinn, erheben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Leb' im Vertraun, es werd' auf ew'ge Zeiten</l><lb/> <l>So lang zum mindsten in der vierten Sphaͤre</l><lb/> <l>Der blond' Apollo mag die Rosse treiben,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dein Name seinen Heldenruhm verbreiten,</l><lb/> <l>Dein Vaterland genießen hoͤchster Ehre,</l><lb/> <l>Dein weiser Thatenschreiber einzig bleiben.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Verschiedne Sonette sind in andre Sylbenmaße uͤbersetzt, z.B. das von Gandalin an Sancho auf die Melodie: Jch denke dein. Das Gespraͤch zwischen dem Pferde des Cid, Babieca, und Rocinante ist in vierfuͤßige Anapaͤste gebracht, und am Schluß die Art wie Tieck das Wortspiel rocines und Rocinante giebt, durch Knappe und knapp, benutzt. Tieck hat durch Freyheiten in der Sprache und unvollkommne Reime den redenden Personen gleichsam ihren eigenthuͤmlichen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0330]
naͤmlich du verzehrtest Wurzeln, und zwar auf der bloßen Erde ohne Tisch oder sonstiges Geraͤth. Das ganze Sonett ließe sich beynahe woͤrtlich etwa so geben:
Du, der du nachgeahmt mein jammernd Leben,
Dem ich mich einst, abwesend und gekraͤnket,
Aus frohem Stand in Buße tief versenket,
Dort auf dem Armuth-Felsen hingegeben.
Du, den die Augen, bey dem bangen Streben,
Mit reichlichem doch salz'gem Naß getraͤnket,
Dem Erd' auf Erde magre Kost geschenket,
Derweil dich Silber, Kupfer, Zinn, erheben.
Leb' im Vertraun, es werd' auf ew'ge Zeiten
So lang zum mindsten in der vierten Sphaͤre
Der blond' Apollo mag die Rosse treiben,
Dein Name seinen Heldenruhm verbreiten,
Dein Vaterland genießen hoͤchster Ehre,
Dein weiser Thatenschreiber einzig bleiben.
Verschiedne Sonette sind in andre Sylbenmaße uͤbersetzt, z.B. das von Gandalin an Sancho auf die Melodie: Jch denke dein. Das Gespraͤch zwischen dem Pferde des Cid, Babieca, und Rocinante ist in vierfuͤßige Anapaͤste gebracht, und am Schluß die Art wie Tieck das Wortspiel rocines und Rocinante giebt, durch Knappe und knapp, benutzt. Tieck hat durch Freyheiten in der Sprache und unvollkommne Reime den redenden Personen gleichsam ihren eigenthuͤmlichen
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/330>, abgerufen am 16.02.2025. |