Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Ausdrucks, die unnöthigen Abkürzungen und Auslassungen. Warum sind z. B. Th. I. S. 65 die Wunder des Mahomed, die im Texte stehn, mit dem Mährchen vom Priester Johann verwechselt? S. 160 steht sehr unbestimmt vom Schmuck der Mädchen im goldnen Zeitalter: "in grünen Blättern der Stauden und Bäume," statt des mahlerischen: de algunas hojas de verdes lampazos y yedra entretexidas. S. 329. "Sie hörten von Zeit zu Zeit abgemessene Schläge;" von Zeit zu Zeit ist ein Zusatz, der auf die schnell auf einander folgenden Schläge einer Walkmühle gar nicht paßt. Th. II. S. 125 in der Erzählung Dorothea's ist folgender zarte und rührende Zug ganz weggeblieben: Wenn du dich an nichts als hieran stößest, schönste Dorothea, (denn dieß ist der Name der Unglücklichen, die ihr hier seht) sagte der treulose Ritter, u. s. w. que este es el nombre desta desdichada. Statt der Wendung, womit eben dieselbe ihren Fall andeutet: con volverse a salir del aposento mi doncella, yo dexe de serlo, setzt Herr Soltau: "Mein Mädchen ging hinaus, und "ließ mich wieder allein mit dem Treulosen, und "-- ich ward das Opfer seiner und ihrer Verrätherey." Ueberhaupt sucht er durch Gedankenstriche, häufiges Unterstreichen der Worte, und selbst verdoppelte Jnterpunktion, (als ! ? oder ? !) diesen Krücken schlechter Prosa, der seinigen aufzuhelfen; der seinigen sage ich, denn von der des Cervantes ist nichts übrig geblieben. Unverantwortlicher Weise ist S. 196 eine merkwürdige Aeußerung von Cervantes künstlerischem

Ausdrucks, die unnoͤthigen Abkuͤrzungen und Auslassungen. Warum sind z. B. Th. I. S. 65 die Wunder des Mahomed, die im Texte stehn, mit dem Maͤhrchen vom Priester Johann verwechselt? S. 160 steht sehr unbestimmt vom Schmuck der Maͤdchen im goldnen Zeitalter: “in gruͤnen Blaͤttern der Stauden und Baͤume,” statt des mahlerischen: de algunas hojas de verdes lampazos y yedra entretexidas. S. 329. “Sie hoͤrten von Zeit zu Zeit abgemessene Schlaͤge;” von Zeit zu Zeit ist ein Zusatz, der auf die schnell auf einander folgenden Schlaͤge einer Walkmuͤhle gar nicht paßt. Th. II. S. 125 in der Erzaͤhlung Dorothea's ist folgender zarte und ruͤhrende Zug ganz weggeblieben: Wenn du dich an nichts als hieran stoͤßest, schoͤnste Dorothea, (denn dieß ist der Name der Ungluͤcklichen, die ihr hier seht) sagte der treulose Ritter, u. s. w. que este es el nombre desta desdichada. Statt der Wendung, womit eben dieselbe ihren Fall andeutet: con volverse a salir del aposento mi doncella, yo dexé de serlo, setzt Herr Soltau: “Mein Maͤdchen ging hinaus, und “ließ mich wieder allein mit dem Treulosen, und “— ich ward das Opfer seiner und ihrer Verraͤtherey.” Ueberhaupt sucht er durch Gedankenstriche, haͤufiges Unterstreichen der Worte, und selbst verdoppelte Jnterpunktion, (als ! ? oder ? !) diesen Kruͤcken schlechter Prosa, der seinigen aufzuhelfen; der seinigen sage ich, denn von der des Cervantes ist nichts uͤbrig geblieben. Unverantwortlicher Weise ist S. 196 eine merkwuͤrdige Aeußerung von Cervantes kuͤnstlerischem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0316" n="304"/>
Ausdrucks, die unno&#x0364;thigen Abku&#x0364;rzungen und Auslassungen. Warum sind z. B. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 65 die Wunder des Mahomed, die im Texte stehn, mit dem <hi rendition="#g">Ma&#x0364;hrchen vom Priester Johann</hi> verwechselt? S. 160 steht sehr unbestimmt vom Schmuck der Ma&#x0364;dchen im goldnen Zeitalter: &#x201C;in gru&#x0364;nen Bla&#x0364;ttern der Stauden und Ba&#x0364;ume,&#x201D; statt des mahlerischen: de algunas hojas de verdes lampazos y yedra entretexidas. S. 329. &#x201C;Sie ho&#x0364;rten von Zeit zu Zeit abgemessene Schla&#x0364;ge;&#x201D; von <hi rendition="#g">Zeit zu Zeit</hi> ist ein Zusatz, der auf die schnell auf einander folgenden Schla&#x0364;ge einer Walkmu&#x0364;hle gar nicht paßt. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 125 in der Erza&#x0364;hlung Dorothea's ist folgender zarte und ru&#x0364;hrende Zug ganz weggeblieben: Wenn du dich an nichts als hieran sto&#x0364;ßest, scho&#x0364;nste Dorothea, (denn dieß ist der Name der Unglu&#x0364;cklichen, die ihr hier seht) sagte der treulose Ritter, u. s. w. que este es el nombre desta desdichada. Statt der Wendung, womit eben dieselbe ihren Fall andeutet: con volverse a salir del aposento mi doncella, yo dexé de serlo, setzt Herr Soltau: &#x201C;Mein Ma&#x0364;dchen ging hinaus, und &#x201C;ließ mich wieder allein mit dem Treulosen, und &#x201C;&#x2014; ich ward das Opfer seiner und ihrer Verra&#x0364;therey.&#x201D; Ueberhaupt sucht er durch Gedankenstriche, ha&#x0364;ufiges Unterstreichen der Worte, und selbst verdoppelte Jnterpunktion, (als ! ? oder ? !) diesen Kru&#x0364;cken schlechter Prosa, der seinigen aufzuhelfen; der seinigen sage ich, denn von der des Cervantes ist nichts u&#x0364;brig geblieben. Unverantwortlicher Weise ist S. 196 eine merkwu&#x0364;rdige Aeußerung von Cervantes ku&#x0364;nstlerischem
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0316] Ausdrucks, die unnoͤthigen Abkuͤrzungen und Auslassungen. Warum sind z. B. Th. I. S. 65 die Wunder des Mahomed, die im Texte stehn, mit dem Maͤhrchen vom Priester Johann verwechselt? S. 160 steht sehr unbestimmt vom Schmuck der Maͤdchen im goldnen Zeitalter: “in gruͤnen Blaͤttern der Stauden und Baͤume,” statt des mahlerischen: de algunas hojas de verdes lampazos y yedra entretexidas. S. 329. “Sie hoͤrten von Zeit zu Zeit abgemessene Schlaͤge;” von Zeit zu Zeit ist ein Zusatz, der auf die schnell auf einander folgenden Schlaͤge einer Walkmuͤhle gar nicht paßt. Th. II. S. 125 in der Erzaͤhlung Dorothea's ist folgender zarte und ruͤhrende Zug ganz weggeblieben: Wenn du dich an nichts als hieran stoͤßest, schoͤnste Dorothea, (denn dieß ist der Name der Ungluͤcklichen, die ihr hier seht) sagte der treulose Ritter, u. s. w. que este es el nombre desta desdichada. Statt der Wendung, womit eben dieselbe ihren Fall andeutet: con volverse a salir del aposento mi doncella, yo dexé de serlo, setzt Herr Soltau: “Mein Maͤdchen ging hinaus, und “ließ mich wieder allein mit dem Treulosen, und “— ich ward das Opfer seiner und ihrer Verraͤtherey.” Ueberhaupt sucht er durch Gedankenstriche, haͤufiges Unterstreichen der Worte, und selbst verdoppelte Jnterpunktion, (als ! ? oder ? !) diesen Kruͤcken schlechter Prosa, der seinigen aufzuhelfen; der seinigen sage ich, denn von der des Cervantes ist nichts uͤbrig geblieben. Unverantwortlicher Weise ist S. 196 eine merkwuͤrdige Aeußerung von Cervantes kuͤnstlerischem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/316
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/316>, abgerufen am 27.07.2024.