Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Sprache gebe, als diesen." Und dies schreibt ein Mann gerade in demselben Augenblick, als er zeigt, daß er mit der Natur und Freiheit der technischen Sprache ganz unbekannt sey! Endlich Th. 2. S. 316 wird das alte Spiel mit: xrotekhog und nseron, prius und posterius wiederholt; und eben so jene angedichtete Bedeutung, daß a priori vor und über alle Erfahrung hinaus hieße. Doch eben so übel wird dem Worte Synthesis mitgespielt. Kant sagt S. 10 der Kritik, einer in der Metakritik S. 27 angeführten Stelle: diese Art der Urtheile sollen synthetische Urtheile heißen -- dies will sagen: "Jch finde einen realen Unterschied zwischen Urtheil und Urtheil, diesen hat bis jetzt keiner bemerkt, hierin besteht er; und so fern ich ihn für meine künftige Untersuchung brauche, stelle ich ihn durch das Wort synthetisch dar. Noch deutlicher steht dies in den Proleg: S. 25. Die ersten werden analytische,die zweiten synthetische Urtheile genannt werden können. -- Mit denselben Waffen, wie Herder gegen den Begriff a priori focht, bestreitet er auch diesen Unterschied der Urtheile. So sagt er Metak. S. 49. Synthesis heißt Zusammensetzung. S. 50. An sich ist jedes Urtheil (Thesis) eine Zusammensetzung (Synthesis) des Subjects und Prädikats. -- (Wer weis dies nicht? Allein die Rede ist de jure dieser Synthesis) S. 51. Die Bestimmung, daß das Praedikat im Begriff des Subjects enthalten und ein Theil Sprache gebe, als diesen.” Und dies schreibt ein Mann gerade in demselben Augenblick, als er zeigt, daß er mit der Natur und Freiheit der technischen Sprache ganz unbekannt sey! Endlich Th. 2. S. 316 wird das alte Spiel mit: ξροτεχογ und νςερον, prius und posterius wiederholt; und eben so jene angedichtete Bedeutung, daß a priori vor und uͤber alle Erfahrung hinaus hieße. Doch eben so uͤbel wird dem Worte Synthesis mitgespielt. Kant sagt S. 10 der Kritik, einer in der Metakritik S. 27 angefuͤhrten Stelle: diese Art der Urtheile sollen synthetische Urtheile heißen — dies will sagen: “Jch finde einen realen Unterschied zwischen Urtheil und Urtheil, diesen hat bis jetzt keiner bemerkt, hierin besteht er; und so fern ich ihn fuͤr meine kuͤnftige Untersuchung brauche, stelle ich ihn durch das Wort synthetisch dar. Noch deutlicher steht dies in den Proleg: S. 25. Die ersten werden analytische,die zweiten synthetische Urtheile genannt werden koͤnnen. — Mit denselben Waffen, wie Herder gegen den Begriff a priori focht, bestreitet er auch diesen Unterschied der Urtheile. So sagt er Metak. S. 49. Synthesis heißt Zusammensetzung. S. 50. An sich ist jedes Urtheil (Thesis) eine Zusammensetzung (Synthesis) des Subjects und Praͤdikats. — (Wer weis dies nicht? Allein die Rede ist de jure dieser Synthesis) S. 51. Die Bestimmung, daß das Praedikat im Begriff des Subjects enthalten und ein Theil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0290" n="278"/> Sprache gebe</hi>, <hi rendition="#g">als diesen</hi>.” Und dies schreibt ein Mann gerade in demselben Augenblick, als er zeigt, daß er mit der Natur und Freiheit der technischen Sprache ganz unbekannt sey! Endlich Th. 2. S. 316 wird das alte Spiel mit: ξροτεχογ und νςερον, prius und posterius wiederholt; und eben so jene angedichtete Bedeutung, daß a priori vor und uͤber alle Erfahrung hinaus hieße.</p><lb/> <p>Doch eben so uͤbel wird dem Worte <hi rendition="#g">Synthesis</hi> mitgespielt. Kant sagt S. 10 der Kritik, einer in der Metakritik S. 27 angefuͤhrten Stelle: diese Art der Urtheile <hi rendition="#g">sollen synthetische Urtheile heißen</hi> — dies will sagen: “Jch finde einen realen Unterschied zwischen Urtheil und Urtheil, diesen hat bis jetzt keiner bemerkt, hierin besteht er; und so fern ich ihn fuͤr meine kuͤnftige Untersuchung brauche, stelle ich ihn durch das Wort <hi rendition="#g">synthetisch</hi> dar. Noch deutlicher steht dies in den Proleg: S. 25. <hi rendition="#g">Die ersten werden analytische</hi>,<hi rendition="#g">die zweiten synthetische Urtheile genannt werden koͤnnen</hi>. — Mit denselben Waffen, wie Herder gegen den Begriff a priori focht, bestreitet er auch diesen Unterschied der Urtheile. So sagt er Metak. S. 49. <hi rendition="#g">Synthesis heißt Zusammensetzung</hi>. S. 50. <hi rendition="#g">An sich ist jedes Urtheil (Thesis) eine Zusammensetzung (Synthesis) des Subjects und Praͤdikats</hi>. — (Wer weis dies nicht? Allein die Rede ist de jure dieser Synthesis) S. 51. <hi rendition="#g">Die Bestimmung</hi>, <hi rendition="#g">daß das Praedikat im Begriff des Subjects enthalten und ein Theil </hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0290]
Sprache gebe, als diesen.” Und dies schreibt ein Mann gerade in demselben Augenblick, als er zeigt, daß er mit der Natur und Freiheit der technischen Sprache ganz unbekannt sey! Endlich Th. 2. S. 316 wird das alte Spiel mit: ξροτεχογ und νςερον, prius und posterius wiederholt; und eben so jene angedichtete Bedeutung, daß a priori vor und uͤber alle Erfahrung hinaus hieße.
Doch eben so uͤbel wird dem Worte Synthesis mitgespielt. Kant sagt S. 10 der Kritik, einer in der Metakritik S. 27 angefuͤhrten Stelle: diese Art der Urtheile sollen synthetische Urtheile heißen — dies will sagen: “Jch finde einen realen Unterschied zwischen Urtheil und Urtheil, diesen hat bis jetzt keiner bemerkt, hierin besteht er; und so fern ich ihn fuͤr meine kuͤnftige Untersuchung brauche, stelle ich ihn durch das Wort synthetisch dar. Noch deutlicher steht dies in den Proleg: S. 25. Die ersten werden analytische,die zweiten synthetische Urtheile genannt werden koͤnnen. — Mit denselben Waffen, wie Herder gegen den Begriff a priori focht, bestreitet er auch diesen Unterschied der Urtheile. So sagt er Metak. S. 49. Synthesis heißt Zusammensetzung. S. 50. An sich ist jedes Urtheil (Thesis) eine Zusammensetzung (Synthesis) des Subjects und Praͤdikats. — (Wer weis dies nicht? Allein die Rede ist de jure dieser Synthesis) S. 51. Die Bestimmung, daß das Praedikat im Begriff des Subjects enthalten und ein Theil
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/290>, abgerufen am 16.02.2025. |