Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.wies ihr ein Stern den Weg. Jn der weiten Zukunft Namen huldigten sie ihm mit Glanz und Duft, den höchsten Wundern der Natur. Einsam entfaltete das himmlische Herz sich zu einem Blüthenkelch allmächtger Liebe -- des Vaters hohem Antlitz zugewandt und ruhend an dem ahndungsselgen Busen der lieblich ernsten Mutter. Mit vergötternder Jnbrunst schaute das weissagende Auge des blühenden Kindes auf die Tage der Zukunft, nach seinen Geliebten, den Sprossen seines Götterstamms, unbekümmert über seiner Tage irdisches Schicksal. Bald sammelten die kindlichsten Gemüther von inniger Liebe wundersam ergriffen sich um ihn her. Wie Blumen keimte ein neues fremdes Leben in seiner Nähe. Unerschöpfliche Worte und der Botschaften fröhlichste fielen wie Funken eines göttlichen Geistes von seinen freundlichen Lippen. Von ferner Küste, unter Hellas heiterm Himmel geboren, kam ein Sänger nach Palästina und ergab sein ganzes Herz dem Wunderkinde: Der Jüngling bist du, der seit langer Zeit Auf unsern Gräbern steht in tiefen Sinnen; Ein tröstlich Zeichen in der Dunkelheit -- Der höhern Menschheit freudiges Beginnen. Was uns gesenkt in tiefe Traurigkeit Zieht uns mit süßer Sehnsucht nun von hinnen. Jm Tode ward das ewge Leben kund, Du bist der Tod und machst uns erst gesund. Der Sänger zog voll Freudigkeit nach Jndostan -- das Herz von süßer Liebe trunken; und schüttete wies ihr ein Stern den Weg. Jn der weiten Zukunft Namen huldigten sie ihm mit Glanz und Duft, den hoͤchsten Wundern der Natur. Einsam entfaltete das himmlische Herz sich zu einem Bluͤthenkelch allmaͤchtger Liebe — des Vaters hohem Antlitz zugewandt und ruhend an dem ahndungsselgen Busen der lieblich ernsten Mutter. Mit vergoͤtternder Jnbrunst schaute das weissagende Auge des bluͤhenden Kindes auf die Tage der Zukunft, nach seinen Geliebten, den Sprossen seines Goͤtterstamms, unbekuͤmmert uͤber seiner Tage irdisches Schicksal. Bald sammelten die kindlichsten Gemuͤther von inniger Liebe wundersam ergriffen sich um ihn her. Wie Blumen keimte ein neues fremdes Leben in seiner Naͤhe. Unerschoͤpfliche Worte und der Botschaften froͤhlichste fielen wie Funken eines goͤttlichen Geistes von seinen freundlichen Lippen. Von ferner Kuͤste, unter Hellas heiterm Himmel geboren, kam ein Saͤnger nach Palaͤstina und ergab sein ganzes Herz dem Wunderkinde: Der Juͤngling bist du, der seit langer Zeit Auf unsern Graͤbern steht in tiefen Sinnen; Ein troͤstlich Zeichen in der Dunkelheit — Der hoͤhern Menschheit freudiges Beginnen. Was uns gesenkt in tiefe Traurigkeit Zieht uns mit suͤßer Sehnsucht nun von hinnen. Jm Tode ward das ewge Leben kund, Du bist der Tod und machst uns erst gesund. Der Saͤnger zog voll Freudigkeit nach Jndostan — das Herz von suͤßer Liebe trunken; und schuͤttete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0210" n="198"/> wies ihr ein Stern den Weg. Jn der weiten Zukunft Namen huldigten sie ihm mit Glanz und Duft, den hoͤchsten Wundern der Natur. Einsam entfaltete das himmlische Herz sich zu einem Bluͤthenkelch allmaͤchtger Liebe — des Vaters hohem Antlitz zugewandt und ruhend an dem ahndungsselgen Busen der lieblich ernsten Mutter. Mit vergoͤtternder Jnbrunst schaute das weissagende Auge des bluͤhenden Kindes auf die Tage der Zukunft, nach seinen Geliebten, den Sprossen seines Goͤtterstamms, unbekuͤmmert uͤber seiner Tage irdisches Schicksal. Bald sammelten die kindlichsten Gemuͤther von inniger Liebe wundersam ergriffen sich um ihn her. Wie Blumen keimte ein neues fremdes Leben in seiner Naͤhe. Unerschoͤpfliche Worte und der Botschaften froͤhlichste fielen wie Funken eines goͤttlichen Geistes von seinen freundlichen Lippen. Von ferner Kuͤste, unter Hellas heiterm Himmel geboren, kam ein Saͤnger nach Palaͤstina und ergab sein ganzes Herz dem Wunderkinde:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Juͤngling bist du, der seit langer Zeit</l><lb/> <l>Auf unsern Graͤbern steht in tiefen Sinnen;</l><lb/> <l>Ein troͤstlich Zeichen in der Dunkelheit —</l><lb/> <l>Der hoͤhern Menschheit freudiges Beginnen.</l><lb/> <l>Was uns gesenkt in tiefe Traurigkeit</l><lb/> <l>Zieht uns mit suͤßer Sehnsucht nun von hinnen.</l><lb/> <l>Jm Tode ward das ewge Leben kund,</l><lb/> <l><choice><sic>Dn</sic><corr>Du</corr></choice> bist der Tod und machst uns erst gesund.</l> </lg><lb/> <p>Der Saͤnger zog voll Freudigkeit nach Jndostan — das Herz von suͤßer Liebe trunken; und schuͤttete </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0210]
wies ihr ein Stern den Weg. Jn der weiten Zukunft Namen huldigten sie ihm mit Glanz und Duft, den hoͤchsten Wundern der Natur. Einsam entfaltete das himmlische Herz sich zu einem Bluͤthenkelch allmaͤchtger Liebe — des Vaters hohem Antlitz zugewandt und ruhend an dem ahndungsselgen Busen der lieblich ernsten Mutter. Mit vergoͤtternder Jnbrunst schaute das weissagende Auge des bluͤhenden Kindes auf die Tage der Zukunft, nach seinen Geliebten, den Sprossen seines Goͤtterstamms, unbekuͤmmert uͤber seiner Tage irdisches Schicksal. Bald sammelten die kindlichsten Gemuͤther von inniger Liebe wundersam ergriffen sich um ihn her. Wie Blumen keimte ein neues fremdes Leben in seiner Naͤhe. Unerschoͤpfliche Worte und der Botschaften froͤhlichste fielen wie Funken eines goͤttlichen Geistes von seinen freundlichen Lippen. Von ferner Kuͤste, unter Hellas heiterm Himmel geboren, kam ein Saͤnger nach Palaͤstina und ergab sein ganzes Herz dem Wunderkinde:
Der Juͤngling bist du, der seit langer Zeit
Auf unsern Graͤbern steht in tiefen Sinnen;
Ein troͤstlich Zeichen in der Dunkelheit —
Der hoͤhern Menschheit freudiges Beginnen.
Was uns gesenkt in tiefe Traurigkeit
Zieht uns mit suͤßer Sehnsucht nun von hinnen.
Jm Tode ward das ewge Leben kund,
Du bist der Tod und machst uns erst gesund.
Der Saͤnger zog voll Freudigkeit nach Jndostan — das Herz von suͤßer Liebe trunken; und schuͤttete
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