Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.steht von diesem so gut als gar nichts, sondern hier ist der König recht Garvisch wie eine Stelle behandelt, über welche und aus Gelegenheit welcher er mancherlei Anmerkungen anbringt. Mit Unrecht sage ich hier, der König ist eigentlich überall so gebraucht, und wenn auch Garve im Stande gewesen wäre, mit einem Charakter umzugehn, und eine Charakteristik zu machen: so hätte er doch vor dieser unüberwindlichen Sucht in einzelne Bemerkungen bei jeder Gelegenheit abzuschweifen, diese als die Hauptsache anzusehen, und alles soviel möglich zu sich herabzuholen, und auf seine Existenz, sein Bestreben und seine Forderungen zu beziehen, gewiß niemals dazu kommen können. Dies ist aber das Wesen der Anmerkungs-Philosophie, und man kann an Garve, der seiner Reinheit wegen recht zu einem Exempel gemacht ist, am besten zeigen, worauf sie sich zu beschränken hat, daß sie keine andern Werke hervorbringen kann als einfache Reflexionen über einzelne Data, je klarer je besser, daß alles was etwas anders zu sein scheint, doch nur ein Aggregat von dergleichen Monaten sein kann, daß es ihr nichts hilft große oder ganze Gegenstände vor sich zu nehmen, weil sie sie doch nicht als solche zu behandeln versteht, und daß es unmöglich ist, auch nur nach der "beobachtenden Methode" Gegenstände, wie sie auf dem Standpunkte des gemeinen Lebens wahrgenommen werden in irgend einem Zusammenhange darzustellen oder über sie zu denken, wenn man nicht höhere Principien hat, die irgendwoher aus der Wissenschaft genommen sind, und wozu also eine höhere Ansicht der Wissenschaft steht von diesem so gut als gar nichts, sondern hier ist der Koͤnig recht Garvisch wie eine Stelle behandelt, uͤber welche und aus Gelegenheit welcher er mancherlei Anmerkungen anbringt. Mit Unrecht sage ich hier, der Koͤnig ist eigentlich uͤberall so gebraucht, und wenn auch Garve im Stande gewesen waͤre, mit einem Charakter umzugehn, und eine Charakteristik zu machen: so haͤtte er doch vor dieser unuͤberwindlichen Sucht in einzelne Bemerkungen bei jeder Gelegenheit abzuschweifen, diese als die Hauptsache anzusehen, und alles soviel moͤglich zu sich herabzuholen, und auf seine Existenz, sein Bestreben und seine Forderungen zu beziehen, gewiß niemals dazu kommen koͤnnen. Dies ist aber das Wesen der Anmerkungs-Philosophie, und man kann an Garve, der seiner Reinheit wegen recht zu einem Exempel gemacht ist, am besten zeigen, worauf sie sich zu beschraͤnken hat, daß sie keine andern Werke hervorbringen kann als einfache Reflexionen uͤber einzelne Data, je klarer je besser, daß alles was etwas anders zu sein scheint, doch nur ein Aggregat von dergleichen Monaten sein kann, daß es ihr nichts hilft große oder ganze Gegenstaͤnde vor sich zu nehmen, weil sie sie doch nicht als solche zu behandeln versteht, und daß es unmoͤglich ist, auch nur nach der “beobachtenden Methode” Gegenstaͤnde, wie sie auf dem Standpunkte des gemeinen Lebens wahrgenommen werden in irgend einem Zusammenhange darzustellen oder uͤber sie zu denken, wenn man nicht hoͤhere Principien hat, die irgendwoher aus der Wissenschaft genommen sind, und wozu also eine hoͤhere Ansicht der Wissenschaft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0144" n="136"/> steht von diesem so gut als gar nichts, sondern hier ist der Koͤnig recht Garvisch wie eine Stelle behandelt, uͤber welche und aus Gelegenheit welcher er mancherlei Anmerkungen anbringt. Mit Unrecht sage ich <hi rendition="#g">hier</hi>, der Koͤnig ist eigentlich uͤberall so gebraucht, und wenn auch Garve im Stande gewesen waͤre, mit einem Charakter umzugehn, und eine Charakteristik zu machen: so haͤtte er doch vor dieser unuͤberwindlichen Sucht in einzelne Bemerkungen bei jeder Gelegenheit abzuschweifen, diese als die Hauptsache anzusehen, und alles soviel moͤglich zu sich herabzuholen, und auf seine Existenz, sein Bestreben und seine Forderungen zu beziehen, gewiß niemals dazu kommen koͤnnen. Dies ist aber das Wesen der Anmerkungs-Philosophie, und man kann an Garve, der seiner Reinheit wegen recht zu einem Exempel gemacht ist, am besten zeigen, worauf sie sich zu beschraͤnken hat, daß sie keine andern Werke hervorbringen kann als einfache Reflexionen uͤber einzelne Data, je klarer je besser, daß alles was etwas anders zu sein scheint, doch nur ein Aggregat von dergleichen Monaten sein kann, daß es ihr nichts hilft große oder ganze Gegenstaͤnde vor sich zu nehmen, weil sie sie doch nicht als solche zu behandeln versteht, und daß es unmoͤglich ist, auch nur nach der “beobachtenden Methode” Gegenstaͤnde, wie sie auf dem Standpunkte des gemeinen Lebens wahrgenommen werden in irgend einem Zusammenhange darzustellen oder uͤber sie zu denken, wenn man nicht hoͤhere Principien hat, die irgendwoher aus der Wissenschaft genommen sind, und wozu also eine hoͤhere Ansicht der Wissenschaft </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0144]
steht von diesem so gut als gar nichts, sondern hier ist der Koͤnig recht Garvisch wie eine Stelle behandelt, uͤber welche und aus Gelegenheit welcher er mancherlei Anmerkungen anbringt. Mit Unrecht sage ich hier, der Koͤnig ist eigentlich uͤberall so gebraucht, und wenn auch Garve im Stande gewesen waͤre, mit einem Charakter umzugehn, und eine Charakteristik zu machen: so haͤtte er doch vor dieser unuͤberwindlichen Sucht in einzelne Bemerkungen bei jeder Gelegenheit abzuschweifen, diese als die Hauptsache anzusehen, und alles soviel moͤglich zu sich herabzuholen, und auf seine Existenz, sein Bestreben und seine Forderungen zu beziehen, gewiß niemals dazu kommen koͤnnen. Dies ist aber das Wesen der Anmerkungs-Philosophie, und man kann an Garve, der seiner Reinheit wegen recht zu einem Exempel gemacht ist, am besten zeigen, worauf sie sich zu beschraͤnken hat, daß sie keine andern Werke hervorbringen kann als einfache Reflexionen uͤber einzelne Data, je klarer je besser, daß alles was etwas anders zu sein scheint, doch nur ein Aggregat von dergleichen Monaten sein kann, daß es ihr nichts hilft große oder ganze Gegenstaͤnde vor sich zu nehmen, weil sie sie doch nicht als solche zu behandeln versteht, und daß es unmoͤglich ist, auch nur nach der “beobachtenden Methode” Gegenstaͤnde, wie sie auf dem Standpunkte des gemeinen Lebens wahrgenommen werden in irgend einem Zusammenhange darzustellen oder uͤber sie zu denken, wenn man nicht hoͤhere Principien hat, die irgendwoher aus der Wissenschaft genommen sind, und wozu also eine hoͤhere Ansicht der Wissenschaft
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