Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Moral und Poesie, welches gleich dem Feuer, wo es gebunden ist, in der Stille allgegenwärtig wohlthut, und nur durch Gewalt und Reiz von außen in furchtbare Zerstörung ausbricht. Der Sinn versteht etwas nur dadurch, daß er es als Keim in sich aufnimmt, es nährt und wachsen läßt bis zur Blüthe und Frucht. Also heiligen Samen streuet in den Boden des Geistes, ohne Künsteley und müßige Ausfüllungen. Das ewige Leben und die unsichtbare Welt ist nur in Gott zu suchen. Jn ihm leben alle Geister, er ist ein Abyssus von Jndividualität, das einzige unendlich Volle. Laßt die Religion frey, und es wird eine neue Menschheit beginnen. Der Verstand, sagt der Verfasser der Reden über die Religion, weiß nur vom Universum; die Fantasie herrsche, so habt ihr einen Gott. Ganz recht, die Fantasie ist das Organ des Menschen für die Gottheit. Der wahre Geistliche fühlt immer etwas höheres als Mitgefühl. Jdeen sind unendliche, selbständige, immer in sich bewegliche, göttliche Gedanken. Moral und Poesie, welches gleich dem Feuer, wo es gebunden ist, in der Stille allgegenwaͤrtig wohlthut, und nur durch Gewalt und Reiz von außen in furchtbare Zerstoͤrung ausbricht. Der Sinn versteht etwas nur dadurch, daß er es als Keim in sich aufnimmt, es naͤhrt und wachsen laͤßt bis zur Bluͤthe und Frucht. Also heiligen Samen streuet in den Boden des Geistes, ohne Kuͤnsteley und muͤßige Ausfuͤllungen. Das ewige Leben und die unsichtbare Welt ist nur in Gott zu suchen. Jn ihm leben alle Geister, er ist ein Abyssus von Jndividualitaͤt, das einzige unendlich Volle. Laßt die Religion frey, und es wird eine neue Menschheit beginnen. Der Verstand, sagt der Verfasser der Reden uͤber die Religion, weiß nur vom Universum; die Fantasie herrsche, so habt ihr einen Gott. Ganz recht, die Fantasie ist das Organ des Menschen fuͤr die Gottheit. Der wahre Geistliche fuͤhlt immer etwas hoͤheres als Mitgefuͤhl. Jdeen sind unendliche, selbstaͤndige, immer in sich bewegliche, goͤttliche Gedanken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="5"/> Moral und Poesie, welches gleich dem Feuer, wo es gebunden ist, in der Stille allgegenwaͤrtig wohlthut, und nur durch Gewalt und Reiz von außen in furchtbare Zerstoͤrung ausbricht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Sinn versteht etwas nur dadurch, daß er es als Keim in sich aufnimmt, es naͤhrt und wachsen laͤßt bis zur Bluͤthe und Frucht. Also heiligen Samen streuet in den Boden des Geistes, ohne Kuͤnsteley und muͤßige Ausfuͤllungen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Das ewige Leben und die unsichtbare Welt ist nur in Gott zu suchen. Jn ihm leben alle Geister, er ist ein Abyssus von Jndividualitaͤt, das einzige unendlich Volle.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Laßt die Religion frey, und es wird eine neue Menschheit beginnen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Verstand, sagt der Verfasser der Reden uͤber die Religion, weiß nur vom Universum; die Fantasie herrsche, so habt ihr einen Gott. Ganz recht, die Fantasie ist das Organ des Menschen fuͤr die Gottheit.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der wahre Geistliche fuͤhlt immer etwas hoͤheres als Mitgefuͤhl.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Jdeen sind unendliche, selbstaͤndige, immer in sich bewegliche, goͤttliche Gedanken.</p><lb/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0013]
Moral und Poesie, welches gleich dem Feuer, wo es gebunden ist, in der Stille allgegenwaͤrtig wohlthut, und nur durch Gewalt und Reiz von außen in furchtbare Zerstoͤrung ausbricht.
Der Sinn versteht etwas nur dadurch, daß er es als Keim in sich aufnimmt, es naͤhrt und wachsen laͤßt bis zur Bluͤthe und Frucht. Also heiligen Samen streuet in den Boden des Geistes, ohne Kuͤnsteley und muͤßige Ausfuͤllungen.
Das ewige Leben und die unsichtbare Welt ist nur in Gott zu suchen. Jn ihm leben alle Geister, er ist ein Abyssus von Jndividualitaͤt, das einzige unendlich Volle.
Laßt die Religion frey, und es wird eine neue Menschheit beginnen.
Der Verstand, sagt der Verfasser der Reden uͤber die Religion, weiß nur vom Universum; die Fantasie herrsche, so habt ihr einen Gott. Ganz recht, die Fantasie ist das Organ des Menschen fuͤr die Gottheit.
Der wahre Geistliche fuͤhlt immer etwas hoͤheres als Mitgefuͤhl.
Jdeen sind unendliche, selbstaͤndige, immer in sich bewegliche, goͤttliche Gedanken.
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