Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.ergötzten, seine Manier anzunehmen, halb nachzuahmen, halb zu verspotten. Jch habe noch einige scherzhafte Briefchen der Art von Jhnen, die ich sorgsam bewahren werde. -- Sterne's Humor hatte Jhnen also doch einen bestimmten Eindruck gegeben; wenn gleich eben keine idealisch schöne, so war es doch eine Form, eine geistreiche Form, die Jhre Fantasie dadurch gewann, und ein Eindruck, der uns so bestimmt bleibt, den wir so zu Scherz und Ernst gebrauchen und gestalten können, ist nicht verloren; und was kann einen gründlichern Werth haben als dasjenige, was das Spiel unsrer innern Bildung auf irgend eine Weise reizt oder nährt. Sie fühlen es selbst, daß Jhr Ergötzen an Sterne's Humor rein war, und von ganz andrer Natur, als die Spannung der Neugier, die uns oft ein durchaus schlechtes Buch, in demselben Augenblick, wo wir es so finden, abnöthigen kann. Fragen Sie Sich nun selbst, ob Jhr Genuß nicht verwandt mit demjenigen war, den wir oft bey Betrachtung der witzigen Spielgemählde empfanden, die man Arabesken nennt. -- Auf den Fall, daß Sie sich selbst nicht von allem Antheil an Sterne's Empfindsamkeit frey sprechen können, schicke ich Jhnen hier ein Buch, von dem ich Jhnen aber, damit Sie gegen Fremde vorsichtig sind, voraussagen muß, daß es das Unglück oder das Glück hat, ein wenig verschrien zu seyn. Es ist Diderot's Fataliste. Jch denke, es wird Jhnen gefallen, und Sie werden die Fülle des Witzes hier ganz rein finden von sentimentalen Beymischungen. Es ist mit Verstand angelegt, und mit sichrer Hand ausgeführt. ergoͤtzten, seine Manier anzunehmen, halb nachzuahmen, halb zu verspotten. Jch habe noch einige scherzhafte Briefchen der Art von Jhnen, die ich sorgsam bewahren werde. — Sterne's Humor hatte Jhnen also doch einen bestimmten Eindruck gegeben; wenn gleich eben keine idealisch schoͤne, so war es doch eine Form, eine geistreiche Form, die Jhre Fantasie dadurch gewann, und ein Eindruck, der uns so bestimmt bleibt, den wir so zu Scherz und Ernst gebrauchen und gestalten koͤnnen, ist nicht verloren; und was kann einen gruͤndlichern Werth haben als dasjenige, was das Spiel unsrer innern Bildung auf irgend eine Weise reizt oder naͤhrt. Sie fuͤhlen es selbst, daß Jhr Ergoͤtzen an Sterne's Humor rein war, und von ganz andrer Natur, als die Spannung der Neugier, die uns oft ein durchaus schlechtes Buch, in demselben Augenblick, wo wir es so finden, abnoͤthigen kann. Fragen Sie Sich nun selbst, ob Jhr Genuß nicht verwandt mit demjenigen war, den wir oft bey Betrachtung der witzigen Spielgemaͤhlde empfanden, die man Arabesken nennt. — Auf den Fall, daß Sie sich selbst nicht von allem Antheil an Sterne's Empfindsamkeit frey sprechen koͤnnen, schicke ich Jhnen hier ein Buch, von dem ich Jhnen aber, damit Sie gegen Fremde vorsichtig sind, voraussagen muß, daß es das Ungluͤck oder das Gluͤck hat, ein wenig verschrien zu seyn. Es ist Diderot's Fataliste. Jch denke, es wird Jhnen gefallen, und Sie werden die Fuͤlle des Witzes hier ganz rein finden von sentimentalen Beymischungen. Es ist mit Verstand angelegt, und mit sichrer Hand ausgefuͤhrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0123" n="115"/> ergoͤtzten, seine Manier anzunehmen, halb nachzuahmen, halb zu verspotten. Jch habe noch einige scherzhafte Briefchen der Art von Jhnen, die ich sorgsam bewahren werde. — Sterne's Humor hatte Jhnen also doch einen bestimmten Eindruck gegeben; wenn gleich eben keine idealisch schoͤne, so war es doch eine Form, eine geistreiche Form, die Jhre Fantasie dadurch gewann, und ein Eindruck, der uns so bestimmt bleibt, den wir so zu Scherz und Ernst gebrauchen und gestalten koͤnnen, ist nicht verloren; und was kann einen gruͤndlichern Werth haben als dasjenige, was das Spiel unsrer innern Bildung auf irgend eine Weise reizt oder naͤhrt.</p><lb/> <p>Sie fuͤhlen es selbst, daß Jhr Ergoͤtzen an Sterne's Humor rein war, und von ganz andrer Natur, als die Spannung der Neugier, die uns oft ein durchaus schlechtes Buch, in demselben Augenblick, wo wir es so finden, abnoͤthigen kann. Fragen Sie Sich nun selbst, ob Jhr Genuß nicht verwandt mit demjenigen war, den wir oft bey Betrachtung der witzigen Spielgemaͤhlde empfanden, die man Arabesken nennt. — Auf den Fall, daß Sie sich selbst nicht von allem Antheil an Sterne's Empfindsamkeit frey sprechen koͤnnen, schicke ich Jhnen hier ein Buch, von dem ich Jhnen aber, damit Sie gegen Fremde vorsichtig sind, voraussagen muß, daß es das Ungluͤck oder das Gluͤck hat, ein wenig verschrien zu seyn. Es ist Diderot's Fataliste. Jch denke, es wird Jhnen gefallen, und Sie werden die Fuͤlle des Witzes hier ganz rein finden von sentimentalen Beymischungen. Es ist mit Verstand angelegt, und mit sichrer Hand ausgefuͤhrt. </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0123]
ergoͤtzten, seine Manier anzunehmen, halb nachzuahmen, halb zu verspotten. Jch habe noch einige scherzhafte Briefchen der Art von Jhnen, die ich sorgsam bewahren werde. — Sterne's Humor hatte Jhnen also doch einen bestimmten Eindruck gegeben; wenn gleich eben keine idealisch schoͤne, so war es doch eine Form, eine geistreiche Form, die Jhre Fantasie dadurch gewann, und ein Eindruck, der uns so bestimmt bleibt, den wir so zu Scherz und Ernst gebrauchen und gestalten koͤnnen, ist nicht verloren; und was kann einen gruͤndlichern Werth haben als dasjenige, was das Spiel unsrer innern Bildung auf irgend eine Weise reizt oder naͤhrt.
Sie fuͤhlen es selbst, daß Jhr Ergoͤtzen an Sterne's Humor rein war, und von ganz andrer Natur, als die Spannung der Neugier, die uns oft ein durchaus schlechtes Buch, in demselben Augenblick, wo wir es so finden, abnoͤthigen kann. Fragen Sie Sich nun selbst, ob Jhr Genuß nicht verwandt mit demjenigen war, den wir oft bey Betrachtung der witzigen Spielgemaͤhlde empfanden, die man Arabesken nennt. — Auf den Fall, daß Sie sich selbst nicht von allem Antheil an Sterne's Empfindsamkeit frey sprechen koͤnnen, schicke ich Jhnen hier ein Buch, von dem ich Jhnen aber, damit Sie gegen Fremde vorsichtig sind, voraussagen muß, daß es das Ungluͤck oder das Gluͤck hat, ein wenig verschrien zu seyn. Es ist Diderot's Fataliste. Jch denke, es wird Jhnen gefallen, und Sie werden die Fuͤlle des Witzes hier ganz rein finden von sentimentalen Beymischungen. Es ist mit Verstand angelegt, und mit sichrer Hand ausgefuͤhrt.
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