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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Wesen der Poesie eben diese höhere idealische Ansicht der Dinge, sowohl des Menschen als der äußern Natur. Es ist begreiflich, daß es vortheilhaft seyn kann, auch diesen wesentlichen Theil des Ganzen in der Ausbildung zu isoliren.

Antonio. Jch kann die didaktische Poesie nicht für eine eigentliche Gattung gelten lassen, so wenig wie die romantische. Jedes Gedicht soll eigentlich romantisch und jedes soll didaktisch seyn in jenem weitern Sinne des Wortes, wo es die Tendenz nach einem tiefen unendlichen Sinn bezeichnet. Auch machen wir diese Foderung überall, ohne eben den Namen zu gebrauchen. Selbst in ganz populären Arten wie z.B. im Schauspiel, fodern wir Jronie; wir fodern, daß die Begebenheiten, die Menschen, kurz das ganze Spiel des Lebens wirklich auch als Spiel genommen uns dargestellt sey. Dieses scheint uns das Wesentlichste, und was liegt nicht alles darin? -- Wir halten uns also nur an die Bedeutung des Ganzen; was den Sinn, das Herz, den Verstand, die Einbildung einzeln reizt, rührt, beschäftigt und ergötzt scheint uns nur Zeichen, Mittel zur Anschauung des Ganzen, in dem Augenblick, wo wir uns zu diesem erheben.

Lothario. Alle heiligen Spiele der Kunst sind nur ferne Nachbildungen von dem unendlichen Spiele der Welt, dem ewig sich selbst bildenden Kunstwerk.

Ludoviko. Mit andern Worten: alle Schönheit ist Allegorie. Das Höchste kann man eben weil es unaussprechlich ist, nur allegorisch sagen.

Wesen der Poesie eben diese hoͤhere idealische Ansicht der Dinge, sowohl des Menschen als der aͤußern Natur. Es ist begreiflich, daß es vortheilhaft seyn kann, auch diesen wesentlichen Theil des Ganzen in der Ausbildung zu isoliren.

Antonio. Jch kann die didaktische Poesie nicht fuͤr eine eigentliche Gattung gelten lassen, so wenig wie die romantische. Jedes Gedicht soll eigentlich romantisch und jedes soll didaktisch seyn in jenem weitern Sinne des Wortes, wo es die Tendenz nach einem tiefen unendlichen Sinn bezeichnet. Auch machen wir diese Foderung uͤberall, ohne eben den Namen zu gebrauchen. Selbst in ganz populaͤren Arten wie z.B. im Schauspiel, fodern wir Jronie; wir fodern, daß die Begebenheiten, die Menschen, kurz das ganze Spiel des Lebens wirklich auch als Spiel genommen uns dargestellt sey. Dieses scheint uns das Wesentlichste, und was liegt nicht alles darin? — Wir halten uns also nur an die Bedeutung des Ganzen; was den Sinn, das Herz, den Verstand, die Einbildung einzeln reizt, ruͤhrt, beschaͤftigt und ergoͤtzt scheint uns nur Zeichen, Mittel zur Anschauung des Ganzen, in dem Augenblick, wo wir uns zu diesem erheben.

Lothario. Alle heiligen Spiele der Kunst sind nur ferne Nachbildungen von dem unendlichen Spiele der Welt, dem ewig sich selbst bildenden Kunstwerk.

Ludoviko. Mit andern Worten: alle Schoͤnheit ist Allegorie. Das Hoͤchste kann man eben weil es unaussprechlich ist, nur allegorisch sagen.

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[107/0115] Wesen der Poesie eben diese hoͤhere idealische Ansicht der Dinge, sowohl des Menschen als der aͤußern Natur. Es ist begreiflich, daß es vortheilhaft seyn kann, auch diesen wesentlichen Theil des Ganzen in der Ausbildung zu isoliren. Antonio. Jch kann die didaktische Poesie nicht fuͤr eine eigentliche Gattung gelten lassen, so wenig wie die romantische. Jedes Gedicht soll eigentlich romantisch und jedes soll didaktisch seyn in jenem weitern Sinne des Wortes, wo es die Tendenz nach einem tiefen unendlichen Sinn bezeichnet. Auch machen wir diese Foderung uͤberall, ohne eben den Namen zu gebrauchen. Selbst in ganz populaͤren Arten wie z.B. im Schauspiel, fodern wir Jronie; wir fodern, daß die Begebenheiten, die Menschen, kurz das ganze Spiel des Lebens wirklich auch als Spiel genommen uns dargestellt sey. Dieses scheint uns das Wesentlichste, und was liegt nicht alles darin? — Wir halten uns also nur an die Bedeutung des Ganzen; was den Sinn, das Herz, den Verstand, die Einbildung einzeln reizt, ruͤhrt, beschaͤftigt und ergoͤtzt scheint uns nur Zeichen, Mittel zur Anschauung des Ganzen, in dem Augenblick, wo wir uns zu diesem erheben. Lothario. Alle heiligen Spiele der Kunst sind nur ferne Nachbildungen von dem unendlichen Spiele der Welt, dem ewig sich selbst bildenden Kunstwerk. Ludoviko. Mit andern Worten: alle Schoͤnheit ist Allegorie. Das Hoͤchste kann man eben weil es unaussprechlich ist, nur allegorisch sagen.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/115>, abgerufen am 25.11.2024.